Aktuell ist Marco Schwarz der prominenteste Patient, der Kärntner Skistar hat erst am Montag ein Appartement oberhalb der Therapieräume bezogen. Nach einer akuten Bandscheiben-OP wird der 29-Jährige in den kommenden fünf Wochen in Rum seine Fitness auf Vordermann bringen. Es ist bereits sein zweiter Aufenthalt in diesem Jahr. Nach seinem Kreuzbandriss, den er sich im Dezember in Bormio zugezogen hatte, trainierte Schwarz sechs Wochen lang Seite an Seite mit David Alaba. „Ich bin schon ein halber Tiroler“, sagt der Kärntner.
Marco Schwarz nahm sich am Donnerstag Zeit für ein Interview und sprach über...
...seine Bandscheiben-OP
„Die Schmerzen sind schleichend gekommen. Am Anfang hat es nur bis in die Kniekehle ausgestrahlt, dann war das Ziehen plötzlich bis in die Zehen hinunter und alles ist taub geworden. Und dann war leider keine andere Wahl mehr als die OP.“
...mentale Belastung
„Es war ein echtes Schweinsjahr, das mich sehr gefordert hat. Du wirst sehr demütig, wenn du immer wieder eine drüber bekommst, und dir wird bewusst, dass Gesundheit das Wichtigste ist. Ehrlicherweise verwundert es mich selbst ein bisschen, dass ich nie in ein Loch gefallen bin und relativ entspannt reagiere. Ich habe in meiner Karriere schon einiges mitgemacht und weiß: Wenn ich mich da extrem reinsteigere, dann kostet das nur Energie, die ich für die Reha benötige.“
... seinen Fahrplan
„Jetzt ist einmal der Fokus, wieder schmerzfrei auf Ski zu kommen. Im Idealfall kann ich Ende Oktober wieder leicht mit dem Skifahren beginnen. Aber wann ich wieder ins Renngeschehen einsteigen kann, werden mir das Knie und das Kreuz zeigen. Wenn alles gut läuft, wären die Technikrennen vor Weihnachten in Alta Badia ein Traum.“
...die WM in Saalbach
„Die WM ist sehr weit weg in meinem Hinterkopf. Mir ist bewusst, dass eine Heim-WM etwas besonderes und ein großes Ziel ist. Aber schlussendlich muss ich langfristig denken, ich muss mich richtig auskurieren, damit ich nicht in ein, zwei Jahren körperlich eine komplette Baustelle habe. Ich will mich nicht stressen lassen, mein Körper ist mir zu wichtig, dass ich für die Heim-WM etwas aufs Spiel setze. Und um den zehnten Platz mitfahren ist nicht mein Anspruch. Ich will ja abliefern.“
... Lehren aus dem letzten Winter und dem Sturz in Bormio
„Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht, ob das wirklich alles dafür gestanden ist. So ein Programm wie in der letzten Saison werde ich sicher nicht mehr fahren. Ich bin zwar immer mit einem guten Gefühl am Start gestanden, aber natürlich ist es eine intensive Belastung für den Körper, wenn du alle Rennen fährst. Ich habe gelernt, dass man in gewissen Phasen den Fokus sicher mehr auf die Regeneration legen muss.“
... seine Zukunft als Allrounder
„In der nächsten Saison wird mein Rennprogramm eher reduziert sein. Langfristig will ich schon da anschließen, wo ich aufgehört habe. Wenn du mit einem Marco Odermatt mithalten willst, dann musst du in drei Disziplinen ums Podium mitfahren können. Und in der vierten Disziplin solltest du auch noch einige Punkte holen. Sonst hast du keine Chance, um den Gesamtweltcup mitzufahren.“
... das Comeback von Marcel Hirscher
„Dieser Schritt hat mich sehr überrascht. Für den gesamten Skizirkus ist es eine Bereicherung, dass er wieder zurückkommt, und natürlich verfolge ich das Ganze. Ich habe zuletzt gelesen, dass es ihm nicht so gut laufen soll. Aber ich kenne den Marcel jetzt schon länger. Im Tiefstapeln war er immer schon gut. Wenn er sich nicht sicher wäre, dass er vorne mitfahren kann, dann hätte er diesen Schritt nicht gemacht. Ich traue ihm jedenfalls sehr viel zu, vielleicht jetzt nicht auf dem Niveau, das er zum Schluss hatte. Aber wenn die Bedingungen stimmen, dann wird er schon um das Podium mitkämpfen. Man braucht nicht glauben, dass er das Skifahren in den letzten fünf Jahren verlernt hat.“
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