Warum der ÖSV auf eine Skiflug-WM am Kulm pfeift

Warum der ÖSV auf eine Skiflug-WM am Kulm pfeift
Nach dem Rückzug von Harrachov wird ein Ort für 2024 gesucht. Beim Verband hat aber die Ski-WM 2025 in Saalbach Priorität.

Sechs Skiflugschanzen gibt es lediglich auf der Welt. Die größte Anlage steht in Vikersund (Norwegen), wo Stefan Kraft vor drei Jahren mit 253,5 Metern den Weltrekord aufgestellt hat. Dazu kommen noch Planica (Slowenien), Oberstdorf und der Kulm in Bad Mitterndorf, wo Kraft erst am vergangenen Wochenende gewinnen konnte.

Die restlichen beiden Schanzen in Harrachov (Tschechien) und in Ironwood (USA) dürfen aktuell nicht für Bewerbe genutzt werden, da sie nicht mehr den modernen Anforderungen entsprechen und das notwendige Wettkampfzertifikat ausgelaufen ist.

Das ist gerade im Fall von Harrachov ein Problem, denn der Traditionsort in Tschechien wäre eigentlich als Austragungsort der Skiflug-WM 2024 vorgesehen gewesen. Da der Stadt und dem Verband allerdings das Geld für die notwendige Sanierung der Schanze fehlt, musste Harrachov seine Bewerbung zurückziehen.

Obwohl die Chancen für einen Zuschlag hoch wären, springt der Kulm schon von vornherein als WM-Kandidat ab. Fünf Mal war Bad Mitterndorf bereits Schauplatz einer Skiflug-WM gewesen, zuletzt im Jahr 2016, doch beim ÖSV winkt man ab. "Bekanntermaßen haben wir ja ein neues Organisationskomitee aufgestellt, das erst einmal Tritt fassen muss. Jetzt muss man einmal schauen, dass man sich Schritt für Schritt weiterentwickeln kann“, ließ ÖSV-Generalsekretär Klaus Leistner gegenüber der APA verlautbaren.„Damit sind kurzfristige Großprojekte einstweilen noch außerhalb der Reichweite.“

Das ist aber natürlich nur die halbe Wahrheit. Ein Organisationsteam, das einen Skiflug-Weltcup wie am vergangenen Wochenende reibungslos durchführen kann und obendrein den größten Skiverband der Welt im Rücken hat, wäre selbstverständlich in der Lage, in vier Jahren eine Skiflug-WM auszurichten.

Doch beim ÖSV nimmt man ganz bewusst Abstand von einer Bewerbung. Denn der Skiverband will auf keinen Fall die Alpine WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm gefährden. Für Langzeit-Präsident Peter Schröcksnadel wäre der Zuschlag für die Heim-WM in fünf Jahren der perfekte Abschluss seiner Regentschaft. Damit würde sich für ihn auch der Kreis schließen, bekanntermaßen hatte er 1991 eben in Saalbach seine erste Ski-WM als Präsident erlebt.

Beim Skiverband wird alles diesem großen Fern-Ziel untergeordnet. Eine Parallel-Bewerbung für eine Skiflug-WM am Kulm ist in den Augen der Verbandsführung kontraproduktiv. Damit würde der ÖSV womöglich Gefahr laufen, die WM in Saalbach nicht austragen zu dürfen. Denn es erscheint mehr als unwahrscheinlich, dass ein Land den Zuschlag für zwei Großveranstaltungen innerhalb von zwölf Monaten erhält. Sowohl über die Ski-WM 2025 als auch über die Skiflug-WM 2024 wird beim FIS-Kongress im Mai in Pattaya entschieden.

Im Kampf um die Ski-WM bekommen es die Saalbacher mit Crans Montana (Schweiz) und Garmisch-Partenkirchen zu tun. Deutschland stellt mit Oberstdorf den Austragungsort der Nordischen WM 2021, die Oberstdorfer haben bereits großes Interesse an der Skiflug-WM 2024 bekundet.

Ganz zur Freude mancher ÖSV-Funktionäre, denn damit wäre Garmisch wohl aus dem Rennen um die Ski-WM 2025.

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