FIS-Kongress: Die wichtigsten Rennen finden in Sex-City statt

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Der Internationale Skiverband hat den thailändischen Urlaubsort Pattaya für seinen wichtigsten Kongresses gewählt.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Über die Zukunft des Skisports wird bei 30 Grad plus entschieden. Das ist keine Anspielung auf den Klimawandel. Vielmehr hat der Internationale Skiverband den thailändischen Urlaubsort Pattaya zum Schauplatz seines wichtigsten Kongresses gewählt. Dass deshalb manch misstrauische Funktionärsgattin auf die Palme gerät und sich mit auf die Passagierliste für den Flug zum (laut Wikipedia) Zentrum des Sextourismus setzen lässt, ist natürlich nur boshaftes Gerücht. Wie auch immer:

Saalbach-Hinterglemm wird im Mai aus hehrem Grund mit einem 30-köpfigen Aufgebot in Thailand vertreten sein. Schließlich gilt es, die alpine WM 2025 ins Salzburgerland zu holen, der Tourismus-Region zu viel PR und dem Staat zu Steuermillionen zu verhelfen.

Einen Etappensieg haben die Glemmtaler schon errungen. Indem sie als Ersatz für die (wegen des Coronavirus) abgesagten chinesischen Olympia-Testrennen am kommenden Wochenende einspringen und ihre WM-Reife beweisen dürfen. Dass es die örtliche Hotellerie trotz Energieferien nicht nur Matthias Mayer und Co., sondern auch allen ausländischen Teams ermöglicht, nur wenigen Gehminuten von der Rennstrecke entfernt zu wohnen, wird Sympathien bringen. Verglichen dazu fehlt’s dem Konkurrenten Garmisch an Diplomatie. Die bayrische TV-Legende Gerd Rubenbauer trat noch vor den soeben stattfindenden Damen-Rennen als Medienchef zurück. Und der allerorts beliebte Lokalmatador Felix Neureuther wird ebenso wie Maria Höfl-Riesch in die WM-Bewerbung von Garmisch gar nicht erst miteingebunden. Saalbachs leutseliger OK-Chef Bartl Gensbichler (einst Abfahrtspilot, heute Salzburgs Verbandspräsident) hingegen lässt die TV-bewährte Alexandra Meissnitzer mit ihm gemeinsam Saalbachs Bewerbung in Pattaya präsentieren.

Ungeachtet dessen könnte es mit Crans-Montana ein lachenden Schweizer Dritten geben. Hofft doch der scheidende FIS-Präsident Gian Franco Kasper (76), dass man ihm mit dem Zuschlag für Montana ein Abschiedsgeschenk gewährt, ehe er einen Tag später nach 22-jähriger Regentschaft abtritt. Um Kaspers Nachfolge rittern ehemalige Überraschungsweltmeister: der Franzose Michel Vion (1982 Kombi-Gold in Schladming) und der Schweizer Urs Lehmann (1993 Abfahrtsgold in Morioka).

Und wie verhält sich ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, der um zwei Jahre älter als Kasper, doch ungleich fitter ist? Der Tiroler lässt noch offen, ob er seine 30-jährige Amtszeit ein bissel prolongiert. Vorläufig unternimmt er alles, damit die Saalbacher am Golf von Thailand nicht baden gehen.

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