Letzte Trophäenjagd: Worum es für Österreich nach Olympia noch geht
Es ist wie immer nach Winterspielen: Ist das Olympische Feuer einmal erloschen, dann kann sich kaum noch jemand richtig für den Wintersport erwärmen. Für Durchhalteparolen ist es aber zu früh, die Weltcup-Saison dauert noch einen ganzen Monat lang, die Skispringer haben ihren letzten Wettkampf gar erst nach Frühlingsbeginn am 27. März.
Und für viele österreichische Wintersportler geht es in den kommenden Wochen gar nicht einmal um so wenig. Es winken einige Trophäen.
Der Nationencup
Jahrzehntelang wurde diese Wertung fast ignoriert, weil es sowieso selbstverständlich war, dass Österreich die Skination Nummer eins ist. In den vergangenen beiden Wintern wurde der ÖSV vom Erzrivalen Schweiz entthront, was praktisch einer alpinen Majestätsbeleidigung gleichkam. Jetzt scheinen die Kräfteverhältnisse wieder geradegerückt, vor den Speedrennen der Frauen am Wochenende in Crans Montana und den zwei Herren-Slaloms in Garmisch liegt Österreich im Nationencup mehr als 500 Punkte vor der Schweiz. „Das war das Ziel, dass wir in diesem Winter wieder vorne liegen“, sagt ÖSV-Sportdirektor Anton Giger.
Dieses Ziel hat auch Skisprung-Coach Andreas Widhölzl für die verbleibende Saison ausgegeben. Nach dem Erfolg im olympischen Teambewerb forderte der Tiroler das Ende der Durststrecke im Nationencup ein. Seit der Saison 2013/’14 hatten die Österreicher im Weltcup nicht mehr die Lufthoheit, aktuell trennen die ÖSV-Adler 337 Punkte von Leader Deutschland. Das klingt nach viel, allerdings stehen noch 15 Wettkämpfe auf dem Programm, am Wochenende wird der Weltcup in Lahti fortgesetzt.
Kristallkugeln
Als Alessandro Hämmerle mit der Goldmedaille aus China abreiste, hatte der Olympiasieger im Snowboardcross schon das nächste Ziel vor Augen. „Ich kann es verstehen, dass man nach so einem Erfolg eine gewisse Leere spürt, deshalb war es für mich wichtig, dass ich noch eine Mission habe“, erklärt der Vorarlberger. Der 28-Jährige kann ein weiteres Mal Geschichte schreiben. Hämmerle kann als erster Snowboardcrosser viermal in Folge den Gesamtweltcup gewinnen. Vor den letzten beiden Saisonrennen liegt der Montafoner auf Rang zwei.
Auch für andere Österreicher geht es noch um die große Kristallkugel: Skispringerin Sara Marita Kramer, die wegen einer Corona-Infektion Olympia verpasst hatte, geht mit fast 200 Punkten Vorsprung in das Saisonfinale, am Wochenende wartet der Heimweltcup in Hinzenbach. „Mit der Motivation war es am Anfang nicht einfach, aber ich bin wieder voll da“, sagt die 20-Jährige.
Auch Johannes Lamparter musste eine olympische Enttäuschung verdauen, der Nordische Kombinierer war in Peking leer ausgegangen. Als Trostpreis winkt dem Tiroler aber der Sieg im Gesamtweltcup. Vor den letzten fünf Bewerben liegt Lamparter 147 Punkte voran. „Ich werde das Leader-Trikot so gut wie möglich verteidigen“, versichert der 20-Jährige.
Auf Kristallkurs befindet sich auch Alpin-Snowboarderin Daniela Ulbing. Die Silbermedaillengewinnerin von Peking nimmt die letzten drei Saisonrennen als Weltcupleaderin in Angriff, die am Wochenende geplanten Rennen in Moskau wurden abgesagt.
Schwieriger wird’s derweil bei den Alpinen mit einer Kristallkugel. Aktuell liegt in keiner Disziplin ein Österreicher voran. Hoffnungen darf sich Matthias Mayer machen, der im Abfahrtsweltcup nur 43 Punkte hinter Aleksander Aamodt Kilde liegt, Manuel Feller hat im Slalom noch eine realistische Chance.
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