Für die Staatsspitze in Peking ist die Sache klar: China stieg endgültig zur Großmacht im Weltsport auf. Die Tatsache, dass die Volksrepublik eine historische Medaillenausbeute (Rang drei und damit vor den USA) vorzeigen kann, wird die Einheitspartei kurzfristig zu nutzen wissen, für alle Ewigkeiten aber wird geschrieben werden: Erstmals in der Geschichte war eine Stadt Schauplatz von Sommer- und Winterspielen. Lediglich 14 Jahre hat Peking dafür benötigt.
China ist in diesem Punkt kein Vorwurf zu machen. Man hat nur zugegriffen, weil so viele andere Nationen – darunter Österreich – die Finger von Olympia gelassen haben.
Die alles andere als neue Kritik richtet sich an das IOC. Das Komitee versteht sich als Bewegung, die Menschen und Emotionen vereint, Frieden und Sinn stiftet. In Wahrheit ist es nichts anderes als ein beinhart kalkulierender Konzern (jedoch ohne stabilisierendes Kontrollgremium), der sein noch immer faszinierendes Produkt an den Höchstbietenden verscherbelt.
Der Anspruch, eine Floskel
Diese Strategie ist nicht neu im Weltsport (Katar, Saudi-Arabien, ...), dennoch müssen für das IOC Kraft des Gründungsgedankens noch strengere Maßstäbe gelten als etwa für den Weltfußballverband FIFA. Die Ausübung von Sport ist laut olympischer Charta ein Menschenrecht, und spätestens da wird es mit China als Gastgeber schwierig. Veranstaltungen wie Olympia seien Menschheitsereignisse, die den Blick auf Missstände richten, wird vom IOC oft und gerne betont.
Doch gerade das Gastgeberland China entlarvt diesen Anspruch als Floskel. 2008, bei den Sommerspielen in Peking, machte sich ein Team Tibet Hoffnungen auf einen Start. Das IOC lehnte ab – offiziell aus formalen Gründen. So ersparte man sich den Zorn der Gastgeber, für die dieses Antreten eine Provokation dargestellt hätte. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Tibeter werden von der chinesischen Regierung verfolgt, deren Kultur zerstört. Man ahnt, wie es der Minderheit der Uiguren weiterhin ergehen wird.
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