Welche Optionen bleiben?
Die eine Frage ist: Ist meine Beschneiungsanlage zu schwach, dann muss man investieren. Das ist eine Geldfrage und ergibt wahrscheinlich auch nicht an jedem Standort Sinn. Dazu kommt die Frage der Finanzierbarkeit. Manche Skigebiete haben heute schon Probleme, den Preis zu verlangen, den sie eigentlich bräuchten, um rentabel zu sein.
Heißt das, die Ski-Tickets sind noch zu billig?
Einige Skigebiete, ich rede da in erster Linie von den kleinen und mittelgroßen Gebieten, müssten eigentlich höhere Preise verlangen.
Besteht da nicht die Gefahr, dass die Menschen irgendwann einmal sagen: Skifahren ist mir zu teuer, ich lass es sein! Wir haben bereits in den letzten Jahren beobachten können, dass der Anteil der jungen Leute, die Skifahren, tendenziell rückläufig ist. Man konnte das durch Gäste aus Osteuropa zunächst ausgleichen. Es scheint aber so, dass man auch da jetzt an Grenzen stößt.
Was bedeutet das?
Man schaut eben weiter östlich und hofft ein bisschen auf den asiatischen Markt. Das Interesse an diesen Märkten ist nachvollziehbar, aber rein aus Klimasicht wäre das eine Katastrophe. Man wird sich generell überlegen müssen, woher wir noch neue Skifahrer bekommen werden. Das ist einerseits ein demografisches Problem, denn der Anteil der Jungen wird einfach geringer. Und dann kommt noch der Klimawandel hinzu und damit die Frage: Wie nehmen die Menschen das wahr und welche Konsequenzen ziehen sie daraus.
Was glauben Sie?
Diese Frage ist aus heutiger Sicht schwer zu beantworten. Es gibt für mich zwei Möglichkeiten: Entweder die Leute haben immer weniger Lust aufs Skifahren, weil es eben bei ihnen zu Hause auch keinen Schnee hat. Aber es kann auch ein anderer Effekt eintreten: Dass die Jüngeren sagen: „Ich bin das schon so gewohnt, ich kenne das nicht anders, wir gehen trotzdem Skifahren.“
Sie haben für das IOC an einer Studie mitgewirkt, die besagt, dass viele Orte, an denen bisher Winterspiele stattgefunden haben, Mitte des Jahrhunderts aus klimatischen Gründen nicht mehr in der Lage wären, Spiele durchzuführen.
Wir haben bei dieser Studie festgestellt, dass seit Beginn der Winterspiele die Temperaturen um ungefähr sechs Grad gestiegen sind. Allerdings muss man bei diesen Zahlen aufpassen. Für diese Steigerung der Temperaturen ist nicht ausschließlich der Klimawandel verantwortlich. In den vergangenen Jahren wurden die Winterspiele immer häufiger in wärmere Gegenden vergeben. Ich denke da etwa an Vancouver oder an Sotschi. Das zeigt, dass man die Spiele entgegen des Klimawandels vergeben hat.
Was bedeutet das Ergebnis Ihrer Studie für die künftige Vergabe?
Die Anzahl von möglichen Austragungsorten wird zurückgehen. Umso wichtiger wird es sein, klare Kriterien festzulegen. Dass zum Beispiel Olympia-Bewerber nachweisen müssen, dass sie wirklich schneesicher sind. Das muss auch im Interesse des IOC sein. Denn wer will Großveranstaltungen in Gegenden, wo man dann weiße Bänder in grüner Landschaft sieht? Das ist dem Image des Sports nicht zuträglich. Abgesehen von der Frage, ob es wirklich möglich ist, die Veranstaltung abzuhalten.
Auch der Weltcup sieht sich mit Problemen konfrontiert. Inwieweit sind die hausgemacht, wenn man Ende Oktober in Zermatt unbedingt eine Abfahrt ansetzen muss?
Ich denke schon, dass man mit einer Anpassung des Rennkalenders gewissen Problemen ausweichen kann. Am Matterhorn hatte man wahrscheinlich auch noch wenig Erfahrungswerte. Man muss dazusagen, dass das letzte Jahr wirklich außergewöhnlich war. Es gab wenig Schnee im Winter, dazu kamen der Saharastaub und ein warmer und trockener Sommer. Trotzdem sollte eines jedem klar sein.
Was denn?
Es ist ja nicht nur für das Image des Spitzensports negativ, wenn Rennen ausfallen. Zugleich suggeriert das auch: Man kann nicht Skifahren. Das kann dann auch die Nachfrage drücken und das Interesse zurückgehen lassen. Oft ist es ja wirklich so, dass zwar ein Weltcuprennen ausfällt, das Skifahren an sich in der Region aber sehr wohl möglich wäre. Das Signal an die Gäste ist aber ein anderes: Das Rennen hat nicht stattfinden können, Skifahren ist nicht möglich.
Wäre es für den Weltcup eine Option, die Saison zu verlängern?
Von der Schneelage her wäre das locker möglich. Wir haben jetzt schon häufig die Situation, dass wir bis weit in den April hinein noch sehr gute Schneeverhältnisse haben. Aber ab Mitte März bricht halt die Nachfrage völlig weg. Weil die Leute glauben, dass es nicht mehr gut zum Skifahren geht. Was so nicht stimmt. Wahrscheinlich haben viele Leute irgendwann im Frühling einfach auch keine Lust mehr auf Schnee.
Wie werden wir in 25 Jahren Skifahren?
Wir werden immer noch Skifahren, das wird möglich sein. Aber die Preise werden höher sein. An manchen Orten wird es keinen Sinn mehr ergeben, technisch zu beschneien. Die Frage ist: Wie nimmt der Gast das wahr? Es kann sein, dass der Skitourismus vom Massenphänomen, das er einmal war, zu einer Nische wird. Noch mehr zur Nische, wie es in vielen anderen Ländern schon der Fall ist. Das muss nicht unbedingt etwas Schlechtes für den Tourismus heißen, aber ich würde Stand jetzt davon ausgehen, dass der Skisport kein großer Wachstumsmarkt mehr ist.
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