Es war bisher ein strenger Winter für den Skisport. Beim Blick auf apere Berggipfel dürfte jedem, dem die Brettl’n die Welt bedeuten, die Lust am Skifahren vergangen sein. Die größte Pistengaudi bereiteten da noch die skurrilen Bilder in den sozialen Netzwerken: Horden von Menschen, die in grünen Landschaften über weißbraune Schneebänder rutschen und vor sich herkugeln.
Und über allem schwebt in Krisen- und Teuerungszeiten wie diesen die berechtigte Frage: Darf man so viel Energie und Geld für künstlichen Schnee verpulvern?
In Kitzbühel wird sich in diesen Tagen kaum jemand finden, der sich darüber beschwert, dass die Schneekanonen wochenlang aus allen Rohren gefeuert haben.
Der Weltruf des Tiroler Städtchens basiert maßgebend auf den Hahnenkammrennen. Selbst Menschen, die normalerweise einen weiten Bogen um Skipisten machen, kennen die Streif, die gleichermaßen berühmteste wie berüchtigtste Abfahrtspiste der Welt.
Diese natürliche Kulisse mit Mausefalle, Steilhang und Co. ist ein Alleinstellungsmerkmal, wie es in der zunehmend durchgestylten Welt des Sports immer seltener zu finden ist. Die Rennstrecken in der Formel 1 – Monte Carlo einmal ausgenommen – gleichen einander mittlerweile wie ein Ei dem anderen. Auch lässt sich für einen Fußball-Fan heute bei einer Fernsehübertragung nur schwer erahnen, ob die WM nun in Italien stattfindet oder vielleicht doch in Katar.
Perfekt inszeniert
Bei der Streif ist die Verwechslungsgefahr jedenfalls ausgeschlossen. Und trotzdem haben die Kitzbüheler rund um den ehemaligen Abfahrtsweltmeister und Vermarkter Harti Weirather früh gelernt, über den Pistenrand ihrer unvergleichlichen Abfahrtsstrecke hinauszublicken und den Sport und die Veranstaltung anders in Szene zu setzen – größer und greller als bei jedem anderen Skirennen.
Dieses Halligalli mag jetzt nicht jedermanns Sache sein, und nicht nur einmal wurden die Kitzbüheler in der Vergangenheit dafür kritisiert, dass der Sport zum Nebenprodukt verkommt – diese Inszenierung ist allerdings ein elementarer Teil der Erfolgsgeschichte von Kitzbühel.
Die Hahnenkammrennen sind längst mehr als nur ein Skirennen. Es ist ein großer Promiauflauf und ein kleiner Wirtschaftsgipfel – und nebenbei ein bedeutender Wirtschaftsfaktor: 50 Millionen Euro werden in der Region an diesem Wochenende umgesetzt.
Und trotzdem blicken auch die Hahnenkammrennen herausfordernden Zeiten entgegen. Die Klimaerwärmung wird Kitzbühel mit seinem Ziel in 800 Metern Seehöhe mittelfristig Probleme bereiten. Kunstschnee hin oder her. Und eine aktuelle Umfrage sollte den Veranstaltern ebenfalls zu denken geben: Nur noch jeder zweite Österreicher zwischen 15 und 25 kennt die Hahnenkammrennen.
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