Heldengeschichten: Diese fünf Männer prägten das Hahnenkammrennen

Heldengeschichten: Diese fünf Männer prägten das Hahnenkammrennen
Das Kitz-Ranking: Der Streckenrekord auf der Streif, die perfekte Fahrt, der umjubelte Ausländer. Hermann Maier scheint in der Liste nicht auf.

Um kaum ein anderes Rennen ranken sich so viele Geschichten wie um die Abfahrt in Kitzbühel. 1937 wurde erstmals auf der heutigen Streif gefahren, sie gilt als die schwierigste Strecke der Welt mit ihren legendären Passagen wie Mausefalle, Steilhang, Traverse oder Zielsprung. Hier wurden Helden geboren und Karrieren durch fürchterliche Stürze beendet.

Zumindest einmal den Klassiker gewonnen haben Ski-Legenden wie Hermann Maier, Michael Walchhofer, Dominik Paris, Kristian Ghedina, Karl Schranz, Andreas Molterer, Christian Pravda und Hausherr Toni Sailer. Doch all diese Namen scheinen nicht in der (streng subjektiv zusammengestellten) Liste jener Männer auf, die der Hahnenkammabfahrt ihren Stempel aufgedrückt haben.

1. Franz Klammer

Gleich viermal jubelt der Kärntner im Mekka des Skisports. 1975 feiert er 21-jährig als Topfavorit seinen ersten Sieg in Kitzbühel, in 2:03,22 stellt er einen neuen Streckenrekord auf. Klammer gewinnt  auch 1976 und 1977. Als er am 21. Jänner 1984 wieder im Starthaus steht, befindet er sich bereits im Herbst seiner Karriere. „Am Start habe ich schon gewusst, ich werde das gewinnen“, erzählt Klammer später. „Das habe ich ohne Zögern durchgezogen.“ Mit seinem spektakulären Stil gewinnt er das Rennen zum vierten Mal. „Die Leute sind aus dem Häusl gewesen, ich selber war im siebenten Himmel“, sagt er über den österreichischen Ski-Feiertag, denn Erwin Resch wurde Zweiter vor Jimmy Steiner. Es war Klammers letzter Sieg im Weltcup.

2. Fritz Strobl

„Eigentlich müsste ich in Kitzbühel gewinnen“, sagt Fritz Strobl nach der Streckenbesichtigung im Jahr 1997. In der Nacht friert es, am Tag hat es dann Plusgrade. Der Schnee ist kompakt und schnell aber trotzdem griffig. Tatsächlich fährt der Kärntner eines der besten Rennen seines Lebens. „Fritz the Cat“ schluckt geschmeidig die größten Wellen, weit lässt er sich an der Steilhangausfahrt zur Plane treiben, fehlerfrei bewältigt er den Hausberg. In 1:51,58 stellt er einen Rekord auf, der wohl auch nicht mehr zu unterbieten ist, da danach die Strecke im Bereich der Seidlalm umgebaut wird. „Sollte jemand diesen Rekord knacken, dann hat er es verdient“, sagt er Jahre später. Im Jahr 2000 gewinnt Strobl ein zweites Mal, allerdings bei Schlechtwetter auf verkürzter Strecke.

3. Stephan Eberharter             

Auch im Jahr 2004 steht der zurückhaltende Stephan Eberharter im Schatten der Urgewalt Hermann Maier. Doch der damals 34-jährige Tiroler lässt auf der Streif Taten sprechen. Als letzter der Topgruppe mit Startnummer 30 geht Eberharter ins Rennen, für 45.000 Fans an der Strecke und 1,85 Millionen vor den TV-Geräten ist er die letzte österreichische Hoffnung auf einen Top-Platz. Eberharter zertrümmert die Konkurrenz, Daron Rahlves (USA) liegt als Zweiter 1,21 Sekunden zurück. Am Nachmittag warten 400 Personen vor Eberharters Hotel, der Sieger wählt den Umweg durch die Tiefgarage, um in sein Zimmer zu gelangen. Bis heute gilt Eberharters Siegesfahrt als beste Fahrt, die je einem Abfahrer auf der Streif gelungen ist.

4. Didier Cuche

Gleich fünf Mal wirbelt der Siegerski von Didier Cuche durch den Zielraum in Kitzbühel, viermal siegt er beim klassischen Hahnenkammrennen, 1998 gewinnt er auch die Sprint-Abfahrt. Damit ist der Schweizer alleiniger Rekordhalter in Kitzbühel. Seinen emotionalsten Sieg feiert er im Jahr 2012 bereits 37-jährig. Am Donnerstag zuvor gibt er eine Pressekonferenz, in der er seinen Rücktritt zum Saisonende verkündet, am Samstag steht er zum letzten Mal am Start. Er gewinnt auf verkürzter Strecke im Schneegestöber und macht sich zum König von Kitzbühel. Ein WM-Sieg in der Abfahrt bleibt ihm aber ebenso vorenthalten wie ein Triumph bei seinem Heimrennen in Wengen.

5. Beat Feuz

Der Schweizer gewinnt, was es zu gewinnen gibt. Er hat einen kompletten Satz olympischer Medaillen zu Hause und holt 2017 bei der Heim-WM in St. Moritz Abfahrtsgold. Doch auf einen Sieg in Kitzbühel muss Feuz lange warten. Erst im Jänner 2021 spielt der „Kugelblitz“ all sein Gefühl auf der Streif aus und gewinnt an einem Wochenende beide Rennen. Auch 2022 ist Feuz bei der klassischen Hahnenkammabfahrt nicht zu schlagen. An diesem Wochenende im Jahr 2023 wird Feuz ein letztes Mal über die Streif fahren, mit 35 Jahren beendet er nach Kitzbühel seine Karriere. Die meisten Fans würden dem sympathischen Schweizer den Sieg gönnen – zumal er als Wahlösterreicher mit Katrin Triendl liiert ist und in deren Heimatort Oberperfuss in Tirol lebt.

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