Atle Skaardals Sohn Niklas: "Ein anderer Name wäre kein Nachteil"

Niklas Skaardal, der Sohn von Atle, fährt für Österreich
Vincent Kriechmayr muss sich mit der neuen Situation erst anfreunden. Jahrelang hatte er sich bewusst im Hintergrund gehalten und andere sprechen lassen, aber mit dem spontanen Rücktritt von Matthias Mayer ist er nun quasi über Nacht zum Leader und Wortführer des ÖSV-Skiteams geworden. Als Doppelweltmeister ist der 31-Jährige aktuell der höchste Würdenträger im österreichischen Skisport und so nebenbei auch der einzige ÖSV-Läufer, der in diesem tristen Winter bereits ein Rennen gewonnen hat.
In dieser neuen Rolle als Führungsfigur und Hoffnungsträger, die er sich nicht ausgesucht hat, sollte Kriechmayr in Kitzbühel am Ruhetag die schlechte Großwetterlage im heimischen Skisport erklären und warum gar so wenige Talente nachdrängen. Doch auch der Oberösterreicher wirkt ratlos. "Ich weiß nicht, warum es in Österreich so schwer ist, Fuß zu fassen."
Schauplatzwechsel von Kitzbühel nach St. Anton. Während sich auf der Streif die Skistars der Gegenwart tummeln, öffnet sich am Arlberg das Fenster in die Zukunft. Die Junioren-WM ist das Schaulaufen der größten Ski-Talente von heute und der Helden von übermorgen. Im Idealfall sollten einige der Weltmeister von St. Anton in zwei Jahren bei der WM in Saalbach-Hinterglemm schon am Start stehen.

Über viele Jahre hatte der ÖSV die Titelkämpfe der 16- bis 21-Jährigen dominiert, doch dieser regelmäßige Medaillenregen ist längst Schnee von gestern. Bei der Junioren-WM 2019 war Österreich im Medaillenspiegel nur auf Rang neun, für die Heim-WM hegt man keine großen Hoffnungen. „Gerade in den technischen Bewerben sind wir weit weg. In den Speedrennen sind vielleicht Medaillen möglich“, sagt ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl. "Wir haben leider in den letzten Jahren einiges verschlafen."
Prominente Eltern
Niklas Skaardal ist einer der jungen Österreicher, die in St. Anton auf Medaillenjagd gehen. Das Skifahren ist dem 20-jährigen Salzburger in die Wiege gelegt, der norwegische Papa Atle Skaardal wurde 1996 und 1997 Weltmeister im Super-G, Mama Karin Köllerer fuhr im Slalom viermal aufs Podest. Dank seiner prominenten Eltern steht Skaardal mehr als andere Ski-Talente im Fokus. "Es gibt Tage, da denkst du dir, dass ein anderer Nachname kein Nachteil wäre."
Am Beispiel von Niklas Skaardal zeigt sich, wie schwierig es ist, sich in Österreich bis in den Weltcup durchzukämpfen. Während ausländische Alterskollegen bereits Weltcup-Einsätze vorweisen können, wartet der 20-Jährige noch auf den ersten Punkt im Europacup.
"Lucas Braathen hat in meinem Alter bereits in Sölden gewonnen." Als halber Norweger weiß Skaardal, dass es für Talente in Skandinavien einfacher ist. "Dort ist der innermannschaftliche Konkurrenzkampf nicht so groß wie bei uns. So etwas ist für uns Österreicher realistischerweise nicht drinnen."
Im Fall von Niklas Skaardal ist auch eine schwere Verletzung mitschuld, dass seine Karriere noch nicht richtig Fahrt aufgenommen hat. Seit Jahren macht ihm ein Patellaspitzensyndrom zu schaffen. "Das hat meine Entwicklung verhaut", weiß Skaardal, der dadurch seine Liebe für die schnellen Disziplinen entdeckt hat. "Ich bin eigentlich kein Speedfahrer, aber der Slalom hat mit dem Knie nicht mehr funktioniert."
Die Probleme hindern ihn freilich nicht daran, sich ambitionierte Ziele zu setzen. Auch wenn die WM 2025 in Saalbach für Niklas Skaardal im Moment sehr weit weg erscheint. "Ich würde gerne dort am Start stehen."
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