ÖSV-Team verliert den Nationencup
Am Ende hatte wieder einmal nur einer Grund zum Jubeln. Gregor Schlierenzauer stand ganz oben auf dem Siegespodest und hatte alle Hände voll zu tun, um seine Trophäen zu stemmen. Die große Kristallkugel für den zweiten Sieg im Gesamtweltcup, die kleine Kristallkugel für den Triumph im Skiflug-Weltcup. Die dritte Kristallkugel für die beste Mannschaft des Winters, die seit Jahren für Österreichs Adler reserviert war, blieb Schlierenzauer aber vorenthalten. Trotz der außergewöhnlichen Performance des Tirolers mit zehn Saisonsiegen haben Österreichs Springer die Lufthoheit verloren: Norwegen überflügelte die ÖSV-Adler beim Finale in Planica und beendete mit minimalem Vorsprung (sechs Punkte) die achtjährige rot-weiß-rote Erfolgsserie im Nationencup.
Alleinunterhalter
Eine Wachablöse, die weder überraschend noch zufällig kommt. Denn schon den ganzen Winter über hatte sich gezeigt, dass die Superadler zunehmend flügellahm geworden sind. Hinter Gregor Schlierenzauer, der allzu oft den Retter in der Not spielte und mit seinen Triumphen die Schattenseiten im österreichischen Team überstrahlte, klafft eine riesige Lücke. Keinem weiteren Österreicher gelang im Gesamtweltcup der Sprung in die Top Ten, nicht von ungefähr konnte Österreich in dieser Weltcup-Saison keinen Teambewerb gewinnen. Zumal Leistungsträger wie Andreas Kofler oder Thomas Morgenstern nicht auf der Höhe waren und mit Ausnahme von Stefan Kraft die Talente fehlen: Im Continentalcup war der beste Österreicher Zehnter.
Problemfelder
Das Dilemma offenbarte sich nun auch wieder in Planica. Hat Gregor Schlierenzauer wie gestern einmal nicht seinen besten Tag, ist keiner da, der in die Bresche springen kann. Bezeichnend, dass der Tiroler mit seiner mittelmäßigen Leistung (11.) immer noch der beste Österreicher war. Die Norweger, die mit 42 Zählern Rückstand in den letzten Bewerb gegangen waren, nutzten die österreichische Schwäche aus, der zweite Platz von Rune Velta sicherte den Machtwechsel.
„Wir haben da oder dort Probleme“, weiß auch ÖSV-Sportdirektor Ernst Vettori, der eine akribische Analyse ankündigt, damit die Österreicher 2014 bei Olympia keinen Absturz erleiden. „Die Ära der Superadler ist jedenfalls nicht zu Ende.“
Jedenfalls nicht, solange Gregor Schlierenzauer weiter den Überflieger gibt.
Endstand: | ||||
1. | Jurij Tepes | SLO | 217,0 / 214,0 | 425,5 |
2. | Rune Velta | NOR | 207,5 / 217,5 | 423,7 |
3. | Peter Prevc | SLO | 218,0 / 212,5 | 422,5 |
4. | Noriaki Kasai | JPN | 207,0 / 217,5 | 417,8 |
5. | Piotr Zyla | POL | 201,5 / 216,0 | 409,6 |
6. | Robert Kranjec | SLO | 206,5 / 209,5 | 406,5 |
. | Denis Kornilow | RUS | 204,5 / 213,5 | 406,5 |
8. | Kamil Stoch | POL | 205,5 / 207,0 | 406,1 |
9. | Severin Freund | GER | 206,5 / 205,5 | 404,9 |
10. | Michael Neumayer | GER | 209,0 / 204,5 | 401,8 |
11. | Gregor Schlierenzauer | AUT | 198,5 / 210,0 | 400,7 |
12. | Jan Matura | CZE | 199,0 / 202,5 | 397,2 |
13. | Andreas Stjernen | NOR | 210,5 / 199,0 | 397 |
14. | Wolfgang Loitzl | AUT | 207,5 / 194,5 | 393,5 |
15. | Martin Koch | AUT | 198,5 / 202,0 | 388,1 |
16. | Anders Bardal | NOR | 196,0 / 196,5 | 378,4 |
17. | Daiki Ito | JPN | 188,0 / 199,0 | 370,9 |
18. | Maciej Kot | POL | 191,0 / 194,0 | 370,4 |
19. | Lukas Hlava | CZE | 197,0 / 186,5 | 367,8 |
20. | Richard Freitag | GER | 202,5 /183,5 | 366,7 |
21. | David Kubacki | POL | 189,0 / 190,5 | 363,5 |
22. | Stefan Kraft | AUT | 182,0 / 197,5 | 363,3 |
23. | Manuel Fettner | AUT | 193,0 / 184,5 | 356,6 |
24. | Andraz Pograjc | SLO | 186,0 / 185,5 | 350,8 |
25. | Tom Hilde | NOR | 184,0 / 186,0 | 346,2 |
26. | Sebastian Colloredo | ITA | 178,5 / 176,0 | 336,3 |
27. | Anders Fannemel | NOR | 159,5 / 197,5 | 332,8 |
28. | Taku Takeuchi | JPN | 182,5 / 171,5 | 330 |
29. | Michael Hayböck | AUT | 183,5 / 171,5 | 328,7 |
30. | Andreas Wank | GER | 190,5 / 175,5 | 326,4 |
Nationencup | ||
1. | Norwegen | 5605 |
2. | Österreich | 5599 |
3. | Deutschland | 5199 |
4. | Slowenien | 4664 |
5. | Polen | 3447 |
6. | Japan | 2183 |
7. | Tschechien | 1770 |
8. | Russland | 959 |
9. | Schweiz | 636 |
10. | Italien | 378 |
11. | Finnland | 287 |
12. | Bulgarien | 183 |
13. | USA | 121 |
14. | Frankreich | 85 |
15. | Estland | 40 |
16. | Kanada | 27 |
ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner freute sich mit Weltcupsieger Gregor Schlierenzauer, musste nach seiner neunten Saison als Chefcoach aber auch Aufholbedarf in einigen Bereichen einräumen. "Es ist immer schön, wenn man zwei Weltcupkugeln in die Mannschaft holt, Gratulation an den Gregor. Mit dem Nationencup hat es diesmal ganz knapp nicht hingehaut, sechs Punkte sind ganz, ganz wenig. Die haben wir Sicherheit nicht nur heute verloren, da muss man schon auf vier Monate zurückblicken, da hat man die sechs Punkte mehr als oft genug liegen gelassen", meinte Pointner.
Der Leistungseinbruch der Leistungsträger Morgenstern und Kofler sei ein Grund für den Verlust der Teamwertung. "Sie haben ihr Potenzial nach starkem Beginn nicht ausschöpfen können. Da war ein großer Leistungseinbruch da, das werden wir genau analysieren", meinte Pointner, der aufgrund des nicht geschafften Nationencup-Erfolges ein Zusammenrücken der ganzen Mannschaft erwartet. "Da können sich die anderen Nationen wieder anschnallen." Positiv bewertete Pointner die Entwicklung von Stefan Kraft (3. in Bischofshofen), und auch Michael Hayböck traut er in Zukunft noch mehr zu.
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