Zumal es ja auch lange über ihn geheißen hatte: Ja, der Alessandro Hämmerle ist ein Muster an Konstanz und gewinnt deshalb regelmäßig den Weltcup, aber bei Großereignissen bringt er am Tag X die Leistung nicht auf den Punkt und auf das Brett.
„Die WM-Silbermedaille letztes Jahr in Idre war in dieser Hinsicht sehr wichtig für mich“, erzählt der 28-jährige Montafoner. „Weil ich gesehen habe, dass ich meine Leistung auch bei Großereignissen abrufen kann.“
In Peking trat Alessandro Hämmerle am Donnerstag clever & smart auf. In seinen K.-o.-Läufen vom Achtelfinale bis zum Finale gab er sich nicht die geringste Blöße und ließ sich auch in keine riskanten Mann-gegen-Mann-Duelle verwickeln. Er hatte sogar den Mut, auf ein anderes Snowboard zu wechseln, weil er sich dadurch Vorteile erhoffte. Als er im Finallauf schließlich in der dritten Kurve mit einem raffinierten Überholmanöver die Führung übernahm, dachte er sich nur: „Junge, jetzt bist du vorne. Gib Gas! Das lässt du dir nicht mehr nehmen.“
Den einzigen Schreckmoment hatte Alessandro Hämmerle erst im Ziel, wo er sich freute, dass der Einser aufleuchtete, um dann kurzzeitig in Panik zu geraten, weil plötzlich auf der Anzeigetafel nichts mehr zu sehen war.
„Ich lass’ mich feiern, und dann bin ich womöglich gar nicht Olympiasieger“, schoss es ihm durch den Kopf, „wie das Ergebnis dann klar war, ist eine sehr große Last von mir abgefallen.“
Nach dem Triumph läuteten in Schruns fünf Minuten lang die Kirchenglocken. Alessandro Hämmerle selbst tut sich noch schwer, den größten Erfolg seiner Karriere zu realisieren. „Ich ein Olympiasieger? Das hört sich nicht wahr an. Ich kann es noch gar nicht glauben.“
Mit Alessandro Hämmerle setzen sich die Vorarlberger Festspiele bei diesen Winterspielen fort. Der Boardercrosser ist nach Katharina Liensberger (Slalom), Rodler Thomas Steu und Johannes Strolz der vierte Medaillengewinner aus dem Ländle.
Vor dem Semifinale habe er erfahren, dass sein Freund Johannes Strolz Gold geholt hatte, erzählte Alessandro Hämmerle. „Ich habe mir nur gedacht: Heute ist ein guter Tag für Vorarlberg.“
Kommentare