Warum ÖSV-Snowboardstar Hämmerle eine Abschusspanik hat
Der KURIER begleitet Alessandro Hämmerle während der Winterspiele und berichtet, wie es dem Vorarlberger in China ergeht und was er dort erlebt.
Alessandro Hämmerle ist keiner, der sich leicht aus der Ruhe bringen lässt, aber die Wettervorhersage für den Donnerstag sorgt dann selbst beim abgebrühten Vorarlberger für ein wenig Unbehagen. Denn der Wind bringt sich wieder ins Spiel – als gäbe es im Snowboardcross nicht schon genug Unwägbarkeiten und Störfaktoren. „Der Wind wird’s noch einmal zäher machen“, prophezeit der dreifache Gesamtweltcupsieger. Er ist sozusagen der vierte Gegner, mit dem es der Montafoner zu tun bekommt.
Das ist ja genau der große Reiz und zugleich auch das große Dilemma im Boardercross, diesem spektakulären Vierkampf im Hindernisparcours. So mitreißend die Rennen sind, so unberechenbar ist dieser Kampf Mann gegen Männer. „Egal, wie gut du fährst. Du hast nicht immer alles selbst in der Hand“, erklärt Hämmerle.
Ein Gegner, der die Kontrolle verliert und ihn über den Haufen fährt; ein Konkurrent, der ein Brett vor dem Kopf hat und im Kampf um die Medaille Harakiri begeht; ein Rivale, der die Kontrolle verliert und ihn aus dem Weg räumt – „Der Faktor X spielt in unserem Sport eine große Rolle. Du brauchst Glück und das Momentum“, so der 28-Jährige.
Das Gefühl, abgeschossen zu werden, kennt Hämmerle leider nur zu gut. Bei den Winterspielen 2018 in Korea hatte ihn ein Gegner aus dem Weg geräumt – und fort war die Medaille. „Wenn jetzt der Wind auch noch kommt, werden die Mann-gegen-Mann-Duelle vermutlich noch etwas enger“, fürchtet der Routinier.
Und eben weil dem Zufall im Hindernisparcours Tür und Tor geöffnet sind, macht Hämmerle sein Seelenwohl nicht von einer Medaille ab. Dafür hat er in seiner Karriere schon zu viel erlebt, dafür hat er zu viel gewonnen. Wie meinte der 28-Jährige vor dem Rennen doch: „Ich werde der gleiche Mensch bleiben, egal wie Olympia ausgeht.“
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