ÖSV-Trainersuche: "Du musst erst Leute finden, die das machen wollen"
Herbert Mandl bräuchte idealerweise gerade fünf Ohren, zehn Handyakkus und Tage, die nicht nach 24 Stunden enden. Seit dem Weltcupfinale in Andorra hängt der Alpinchef des ÖSV praktisch pausenlos am Telefon, in Videokonferenzen und internen Meetings. „Es ist ein bisschen was los“, sagt der Niederösterreicher und das ist natürlich eine Untertreibung.
Herbert Mandl befindet sich gerade mitten in den Analysen des letzten Winters, man könnte diesen Job auch als Aufräumarbeiten bezeichnen.
Wie bereits vor einem Jahr, als den ÖSV die beiden Cheftrainer Christian Mitter (Frauen) und Andreas Puelacher (Herren), Alpindirektor Patrick Riml, Sportdirektor Toni Giger und im Zuge dessen etliche Trainer und Servicekräfte den ÖSV verlassen hatte, steht die Skisparte erneut vor einem Umbruch.
Es braucht zwar nicht so viele neue Köpfe, aber das macht die Aufgabe und Suche für Herbert Mandl nicht leichter.
Harte Mission
Während im ÖSV-Herren-Team keine personellen Rochaden notwendig sind, wird die Frauen-Mannschaft einem radikalen Facelifting unterzogen. Als hätte Herbert Mandl nicht schon genug Sorgen mit den Leistungen der Technikerinnen-Truppe, kehren auch noch die Trainer jener Frauen- Sparte, die als einzige Erfolge einfahren konnte, dem ÖSV den Rücken: Alexander Hödlmoser und Florian Scheiber, die Verantwortlichen für den Speedbereich, scheiden freiwillig aus.
Früher wären die Trainer Schlange gestanden, um beim ÖSV einen Job zu erhalten. Überhaupt zwei Jahre vor einer Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm. Doch in der aktuellen Situation tut sich Herbert Mandl blutig schwer, gutes Personal zu finden und nach Österreich zu lotsen.
Der Alpinchef führte in den letzten Tagen zahlreiche Gespräche, dabei kam Herbert Mandl zur ernüchternden Feststellung: „Du musst erst Leute finden, die das überhaupt machen wollen.“
Die Trainerschar weiß ja, wie schwierig einerseits die Ausgangslage im ÖSV-Frauen-Team und wie groß zugleich die Erwartungshaltung in Hinblick auf Saalbach 2025 ist.
Die Athletinnen, die in der abgelaufenen Saison gerade in Slalom und Riesentorlauf so schwach aufgetreten sind, werden und müssen auch die Hoffnungsträgerinnen für die Heim-WM sein. „Wir können die Leute nicht aus dem Hut zaubern“, sagt Mandl mit Blick auf die ausbleibenden Erfolge im Nachwuchs.
Keine Ho-ruck-Aktion
Eigentlich wollte der Niederösterreicher den neuen Betreuerstab bereits diese Woche im Zuge der Staatsmeisterschaften in Hinterstoder präsentieren. „Ho-ruck-Aktionen bringen nichts. Wichtig ist, dass wir handlungsfähig sind, wenn wir die neue Saisonvorbereitung starten.“
Als langjähriger und erfolgreicher Cheftrainer der ÖSV-Frauen (2002 bis 2013) wäre theoretisch auch Herbert Mandl selbst ein Kandidat für einen Posten. „Das wäre eine Möglichkeit“, sagt er im KURIER-Gespräch. „Aber ich tu’ mir das nicht mehr an.“
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