„Es braucht neue Köpfe, es braucht Adaptierungen“, sagt Alpinchef Herbert Mandl. „Es ist verbrannte Erde produziert worden, da muss man das Umfeld ändern.“
Ein Blick auf die größten Baustellen im Ski-Team.
Frauen-Technikteam
Im Riesentorlauf und im Slalom ist Österreich zum Niemandsland verkommen. Selbst Ski-Laien können bei den Fahrten der ÖSV-Läuferinnen optisch einen eklatanten Unterschied zur Weltspitze erkennen. Die ernste allgemeine Verunsicherung der Technikerinnen mag eine Ursache für die teils desolaten Auftritte sein, „wir haben aber auch skitechnische Mankos“, hält Alpinchef Mandl fest. „Die öffentliche Kritik an uns ist mit Sicherheit nicht überzogen.“
Masse statt Klasse
Die Teams bei Frauen wie Herren sind voll mit Platzfahrern und Mitläufern. Es genügt in vielen Disziplinen Mittelmaß, um einen Startplatz zu erhalten. Das belegt der Blick auf den Gesamtweltcup: Gerade einmal fünf Herren scheinen in den Top 30 auf, die beste Frau ist überhaupt erst auf Rang 14 zu finden (Conny Hütter). „Vielleicht halten wir zu lange an Athleten fest, die im Mittelfeld fahren und Startplätze für die Jungen blockieren“, meinte Finanzchef Patrick Ortlieb zuletzt in ServusTV.
Nachwuchsprobleme
Der Blick auf die nächste Rennläufer-Generation verheißt keine rosige Zukunft für Rot-weiß-rot. Bei der Junioren-WM im Jänner in St.Anton schauten für Österreichs Talente lediglich zwei Bronze-Medaillen und Rang zehn im Medaillenspiegel heraus. „Leider kommt nur wenig nach. Wir haben im Nachwuchs einiges versäumt“, weiß ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl. Personelle Konsequenzen sind wahrscheinlich. Jürgen Kriechbaum, der sportliche Leiter im Nachwuchs, steht vor dem Aus.
Personalpolitik
Im Frühjahr 2019 verpflichtete der Skiverband mit Patrick Riml (Alpinchef) und Christian Mitter (Frauencheftrainer) zwei Kapazunder, „um die Vormachtstellung weiter ausbauen zu können“, wie es damals in der offiziellen Aussendung hieß. Präsident Peter Schröcksnadel verglich das Duo gar mit "Jose Mourinho“ und "Jürgen Klopp“. Drei Jahre später waren die beiden auch schon wieder Geschichte.
Dazu verließen der erfolgreiche Herren-Coach Andreas Puelacher und Sportchef Toni Giger 2022 den ÖSV. "Im Rückblick würde ich sagen, dass da Fehler passiert sind“, erklärte Präsidentin Roswitha Stadlober gegenüber dem KURIER. Vorgänger Peter Schröcksnadel formuliert es drastischer. "Die haben gemeint, da setzt man neue Leute hinein und es geht. Wenn du in einer großen Firma, die super läuft, die Führungsriege wegtust, dann ist die Firma für eine Zeit lang tot. Das ist passiert.“
Katharina Liensberger
Selten einmal hat eine Läuferin so einen Absturz fabriziert wie die Vorarlbergerin. Von der umjubelten Weltmeisterin und Olympiasiegerin zur bemitleidenswerten Figur. Die Zusammenarbeit mit Startrainer Livio Magoni, die bereits nach wenigen Monaten endete, war ein Flop. "Es ist zu billig, alles auf den Trainer zu schieben“, sagt Herbert Mandl. "Sie muss sich selbst bei der Nase nehmen, ihr Umfeld und ihre Einstellung überdenken.“
Die Kritik richtet sich auch an die Mutter von Katharina Liensberger, die einen großen Einfluss auf die 25-Jährige ausübt. Mandl: "Wir werden versuchen, Katharina gut ins Team zu integrieren. Wenn sie eigene Trainer haben will, muss sie es selbst finanzieren.
Trainingslehre
Es ist augenscheinlich, wie lange österreichische Läufer brauchen, um im Weltcup Fuß zu fassen. Norwegens Herren stellen mit Lucas Braathen, Atle Lie McGrath und Alexander Steen-Olsen drei Läufer der Jahrgänge 2000 und jünger, die bereits Weltcuprennen gewinnen konnten. Im ÖSV-Herrenteam gibt’s keinen einzigen Sportler, der in diesem Alter überhaupt im Weltcup startet.
Experten sehen eine Ursache in der polysportiven Ausbildung in Norwegen. "Wir haben eine Früh-Spezialisierung. Das kann für die Entwicklung des Sportlers, für seinen Körper und Geist auf mittlere bis lange Sicht nur gefährlich sein“, sagte Arno Staudacher, Direktor des Skigymnasiums Stams, gegenüber der TT.
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