Letzte Ausfahrt Soldeu: ÖSV-Ass Nicole Schmidhofer tritt zurück

Letzter Start am Donnerstag: Nicole Schmidhofer rast in die Skipension
Die Super-G-Weltmeisterin von 2017 beendet nach dem Super-G von Soldeu am Donnerstagmittag ihre Karriere.

WM-Gold im Super-G von St. Moritz 2017, vier Weltcupsiege und zwölf Podestplätze in 16 Saisonen, die kleine Kristallkugel in der Abfahrt am Ende des Winters 2018/'19, dazu der österreichische Rekord im Speed-Skiing (217,59 km/h) - Nicole Schmidhofer hat viel erreicht in ihrer Karriere. Doch wer die 34-jährige Steirerin noch einmal live sehen will, sollte den Super-G beim Weltcup-Finale in Soldeu (Donnerstag, 10 Uhr) unbedingt anschauen. Denn danach stellt Schmidhofer die Skier ins Eck und geht in Pension.

„Ich musste mir in letzter Zeit immer öfter die Frage stellen, ob ich mir zutraue, weiterhin ans Limit zu gehen und ich habe bemerkt, dass ich dazu nicht mehr bereit bin. Mein Knie hat sich unglaublich positiv entwickelt, und ich möchte auch, dass es so bleibt. Mir ist erst in den letzten Wochen klar geworden, dass die Verletzung mehr Spuren hinterlassen hat als geglaubt", sagt Nicole Schmidhofer mit Blick auf ihren fürchterlichen Sturz in Val-d'Isère am 18. Dezember 2020. Für viele war damals ihre Karriere beendet, das linke Knie war ebenso wie die Bänder zerstört. 

Doch Schmidhofer kämpfte sich zurück und stand am 3. Dezember 2021 in Lake Louise schon wieder am Start einer Weltcup-Abfahrt. Die beendete die Lachtalerin zwar nur auf dem 35. Platz, doch weit mehr als das blanke Resultat zählte es, dass Schmidhofer überhaupt wieder im Weltcup dabei war.

Nur zwei Tage später erstaunte sie die Skiwelt als 15. des Super-G auf der kanadischen Traditionsstrecke, doch erneut folgte ein vorzeitiges Saisonende. Am 13. Jänner in Zauchensee fühlte sich Nicole Schmidhofer nicht bereit für einen Start zum Abfahrtstraining und setzte auf den Faktor Zeit.

Das zweite Comeback am 2. Dezember 2022 brachte Platz 19 in der Abfahrt von Lake Louise, und am 18. Dezember landete Nicole Schmidhofer beim Super-G von St. Moritz sogar in den Top Ten - als Neunte. Dieses Kunststück wiederholte sie am 15. Jänner auch in St. Anton noch einmal.

Dennoch: „Ich kann nicht mehr so befreit drauflosfahren, und es steht für mich auch nicht mehr dafür, vollstes Risiko zu gehen. Auch hat sich für mich durch die schwere Verletzung die Wertigkeit verschoben. Deshalb ist es für mich Zeit geworden, neue Aufgaben und Herausforderungen ins Visier zu nehmen und mich auf ein neues Kapitel in meinem Leben zu freuen", sagt Nicole Schmidhofer.

„Heute vor genau 16 Jahren habe ich mein Weltcupdebüt gefeiert, somit schließt sich für mich der Kreis und ich blicke sehr dankbar auf diese Zeit zurück und meine Entscheidung fühlt sich richtig und gut an."

Wie es nun weitergeht? „Einerseits würde es mich reizen, wieder in die Welt der Speed-Skier einzutauchen. Und wenn ich dem Skiweltcup, in welcher Form auch immer, noch erhalten bleiben kann, würde ich auch nicht nein sagen. Aber vorerst möchte ich die Ausbildung zur Reha-Trainerin fertigmachen, damit ich meine Erfahrungen an andere weitergeben kann. Allein schon, um zu zeigen, was alles machbar ist, auch wenn keiner mehr daran glaubt. Auch das Podcast-Projekt gemeinsam mit Conny Hütter möchte ich weiter ausbauen und noch mehr Einblicke hinter die Kulissen des Skirennsports  - auch abseits der Pisten - gewähren."

Geboren: 15. März 1989 in Friesach (Kärnten)
Wohnort: Schönberg (Steiermark)
Familienstand: ledig
Verein: Union Schönberg-Lachtal

Größte Erfolge:
Olympia
(2 Teilnahmen): 12. Abfahrt und 18. Super-G 2018 Pyeongchang
WM (1 Gold): Gold Super-G 2017 St. Moritz, 4. Abfahrt 2015 Vail/Beaver Creek
Weltcup: Gewinnerin Abfahrtsweltcup 2018/'19, Platz 2 Super-G-Weltcup 2018/'19, Platz 5 Gesamtweltcup 2018/'19
4 Weltcupsiege: 2x Abfahrt Lake Louise 2018, Super-G Garmisch-Partenkirchen 2019, Abfahrt Lake Louise 2019
5 zweite Plätze, 3 dritte Plätze
Junioren-WM: Gold Super-G und RTL 2007, Silber Kombination 2007, Bronze Abfahrt 2007 und 2009

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