ÖSV-Ass Brunner: "Ich hatte mit dem Ganzen bereits abgeschlossen"
Vor fünf Wochen war die Karriere von Stephanie Brunner beendet. Die Zillertalerin befand sich da gerade auf dem Weg vom Gletscher im Südtiroler Schnalstal ins Krankenhaus nach Hochrum, ihr linkes Knie schmerzte höllisch, und während der zweistündigen Fahrt hatte sie innerlich die Ski bereits in Eck gestellt.
"Im Auto hatte ich mit dem Ganzen eigentlich schon abgeschlossen", erzählt Stephanie Brunner im KURIER-Gespräch. "Ich habe mich gefragt: Was mach’ ich jetzt, wenn ich nicht mehr weiter Skifahren kann?"
An diesem Samstag wollte Stephanie Brunner beim Riesentorlauf in Killington schon wieder am Start stehen (16/19 Uhr, live ORF2), nachdem sich ihre anfänglichen Befürchtungen zum Glück nicht bewahrheitet hatten. Die Bänder im linken Kniegelenk waren zwar beleidigt, aber nicht gerissen. „Es hat damals so weh getan, dass ich mir gedacht habe, es fehlt ärger“, erinnert sich Brunner.
Trotzdem verschob sie in letzter Sekunde ihr Comebach. Die Bedingungen in Killington sind dermaßen herausfordernd, dass die 28-Jährige für sich die Entscheidung traf: "Ich fühle mich noch nicht bereit."
Drei Kreuzbandrisse
Und wer kann es Stephanie Brunner auch verdenken. Wer wie sie schon drei Kreuzbandrisse mitmachen musste, der geht kein unnötiges Risiko mehr ein. „Ich darf mir auf diesem Fuß einfach nichts mehr erlauben, sonst wird es schwierig mit dem Spitzensport“, weiß die Zillertalerin.
Es ist jetzt müßig, darüber nachzudenken, wie die Karriere von Stephanie Brunner ohne diese leidige Verletzungsserie verlaufen wäre. Wahrscheinlich hätte sie heute mehr vorzuweisen als diesen einen dritten Platz, den sie 2018 eben in Killington erreicht hatte.
Die Tuxerin war dereinst Juniorenweltmeisterin und galt als potenzielle Siegläuferin. ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl sieht in Brunner heute noch die stärkste österreichische Riesentorläuferin. „Sie hat den Speed, einen super Schwung und eine Top-Technik.“
Allerdings konnte die 28-Jährige in den letzten Saisonen ihr Potenzial nur selten abrufen. Den vergangenen Winter beendete sie den Riesentorlauf-Weltcup auf Rang 24, immer wieder wurde die ehrgeizige Tirolerin ein Opfer ihrer draufgängerischen Fahrweise. In drei von acht Riesentorläufen kam sie nicht ins Ziel, auch bei den Winterspielen in Peking schied Brunner aus.
„Ihr Motto war immer Sieg oder nichts“, sagt ÖSV-Alpinchef Mandl. „Aber man kann nicht immer mit dem Kopf durch die Wand. Dann muss ich mir eine Taktik zurechtlegen.“
Ein anderes Problem hat die letzte Österreicherin, die in einem Weltcup-Riesentorlauf auf dem Podest zu finden war, Katharina Liensberger (Dezember 2019 in Lienz).
Die Vorarlbergerin, 2021 in Cortina noch WM-Dritte im Riesentorlauf, plagte sich im vergangenen Winter in dieser Disziplin. Die Trainer machten bei Liensberger skitechnische Defizite aus. „Sie musste die Technik umstellen. Das stellt sich hartnäckiger dar als gedacht“, sagt Mandl.
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