Warum es für Ungeimpfte in diesem Ski-Winter ungemütlich wird
Geimpft? Selbstverständlich, antwortet Franz Klammer, und staunt, dass dies nicht alle aktuellen Skistars von sich sagen können. Oder gar nicht wollen. Passend zum Nationalfeiertag erfolgt am 26. Oktober die Premiere eines Filmes über Klammer, der 1976 zum Nationalhelden geworden war. Schulklassen hatten frei bekommen, in Fabriken standen Maschinen still. Gefühlt so viele Österreicher wie davor und danach nie mehr hockten vor dem Fernseher. Hofften, dass Klammer den Erfolgsdruck bei Heim-Olympia meistern könne. Wenig deutete daraufhin.
Der Abfahrtsseriensieger dominierte kein einziges Training. Dazu kam Ärger mit dem Ausrüster, der ihn bei Olympia mit revolutionären 2,23-Meter-Latten am Start sehen wollte. Klammer weigerte sich, den Ski mit dem Loch in der Schaufel anzuschnallen. Lehnte auch den ihm von ÖOC aufgedrängten goldenen Renndress ab.
Klammer wollte nicht protzen. Er wollte nur Gold in Medaillenform holen, was ihm trotz der ungünstiger Nummer 15 dank eines wilden Ritts über den welligen Patscherkofel gelang. In dem er 33 Hundertstel schneller als der Trainingsbeste und Olympiasieger 1972, Bernhard Russi, fuhr.
Im Film, den Dienstag in Villach Premierengäste wie Boris Becker und 12 Olympiasieger und ab 28. Oktober dann „Normalos“ in den Kinos sehen, spielt der Kärntner Julian Waldner, 25, den Kärntner Klammer. Auf Skiern fungieren der Ex-Super-G-Weltmeister Daron Rahlves, 48, und der ehemalige Südtiroler Weltcup-Pilot Werner Heel, 39, als „Ghostracer“ für Klammer, 67, und Russi, 73. Jener Schweizer, der vom Klammer-Rivalen längst zum Klammer-Freund wurde. Montag treten die Beiden gemeinsam bei Servus TV im Hangar-7 auf, wo die Frage nach Olympia 2022 nicht ausbleiben wird. Denn:
Russi hat als bewährter Pisten-Architekt der FIS auch die Abfahrt 90 Kilometer nördlich von Peking konzipiert. Laut dem steirischen Chinesen-Coach Willi Zechner ist sie durchaus würdig. Sorgen werden nicht etwaige Russi-Fallen, sondern der Wind und vor allem die chinesischen Corona-Vorschriften machen.
Doppelweltmeisterin Katharina Liensberger scheut vor dem Impfen noch zurück. Wohl wissend, dass die Chinesen Ungeimpften das Einreisen sehr erschweren. Eine Schweizer Top-Läuferin und ein Schweizer Olympiasieger (die noch ungenannt bleiben wollen) sagen hinter Maske und vorgehaltener Hand, dass sie eher auf China verzichten, als sich stechen zu lassen. Selbst für Geimpfte würd’s ungemütlich werden, sollte auch nur einer der vielen Tests vor Ort positiv ausfallen.
Dass jemand wie soeben der geimpfte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann, der in Lissabon vor Bayerns 4:0-Sieg vom unerfreulichen Testergebnis erfuhr, per Privatjet heimdüsen und sich nach fünf Tagen freitesten lassen kann, wird’s bei Olympia nicht spielen. Drei Wochen Quarantäne sind im Fall eines Impfdurchbruchs vorgesehen. In einem Mini-Raum. Mit verriegelten Fenstern. Und chinesischem Fernsehen als Zeitvertreib.
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