Dank Feller, Strolz & Co.: Der ÖSV hat das stärkste Slalomteam der Welt
Man möchte es gar nicht für möglich halten, dass jemand wie Manuel Feller einmal weiche Knie bekommt. So locker, cool und unbeschwert, wie sich der Tiroler in der Öffentlichkeit gerne gibt. Doch je näher er dem größten Erfolg seiner Karriere kommt, umso verrückter spielt seine Gedankenwelt.
„Du kriegst am Start alle Zustände“, gestand Manuel Feller nach dem Slalom am Sonntag in Aspen im ORF-Interview. Übersetzt ins Fellerische: „Übelkeit und Schweinelähmung.“
Dafür, dass er angeblich dermaßen neben der Spur war, hat sich der 31-Jährige auf der Piste wieder erstaunlich souverän und abgeklärt präsentiert. Der fünfte Rang reichte zwar nicht, um schon in Aspen den begehrten Sieg im Slalom-Weltcup zu fixieren, bei zwei ausstehenden Rennen und 169 Punkten Vorsprung auf den Deutschen Linus Strasser sollte dem Österreicher die kleine Kristallkugel aber sicher sein.
Hohe Konstanz
Vor allem dem Manuel Feller der Saison 2023/’24. In diesem Winter ist der 31-Jährige, der einst als Bruchpilot verschrien war, ein Muster an Konstanz auf allerhöchstem Niveau. Feller fabrizierte weder einen Einfädler, noch leistete er sich einen Ausrutscher und war in allen neun Slalomrennen nie schlechter als Fünfter.
Fellers Stabilität wirkt in der österreichischen Slalom-Mannschaft offenbar ansteckend. Denn in dieser Saison präsentiert sich noch ein weiterer ÖSV-Läufer stabil und sicher: Johannes Strolz.
Der vierte Platz in Aspen ist der bisherige Höhepunkt eines stetigen Aufwärtstrends, der nicht unbedingt zu erwarten war. In der vergangenen Saison war der Doppel-Olympiasieger von Peking in neun Slaloms sechs Mal nicht ins Ziel gekommen. „Mir ist es so auf die Socken gegangen, dass ich den zweiten Lauf immer im Quartier im Fernsehen anschauen musste. Das tut weh, wenn du dir denkst: Wäre ich da gerne dabei.“
In dieser Saison blieb der Fernseher ausgeschaltet, da Johannes Strolz bei der Entscheidung immer live dabei war. Schwung für Schwung und Rennen für Rennen hat sich der Vorarlberger wieder die Sicherheit angeeignet, die für einen Slalomläufer unerlässlich ist – acht Rennen in Serie ohne Ausfall sind Beleg für die positive Entwicklung.
Große Cleverness
Strolz ist auf dem Weg zurück zu alter Slalom-Stärke behutsam vorgegangen und auch einmal mit angezogener Handbremse gefahren, weil er aus der Seuchensaison 2022/’23 seine Lehren gezogen hat. „Damals wollte ich alles zerreißen und alles erzwingen. Das war falsch.“
Mit der neuen Strategie fährt er gut und besser. Auch dank Strolz stellt Österreich aktuell das stärkste Slalom-Team im Weltcup. In der reinen Slalom-Wertung liegt das ÖSV-Team mit 1.550 Punkten klar vor der Schweiz (1.103).
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