Wie eine abgebrochene Torstange ÖSV-Star Strolz aus der Spur warf

Wie eine abgebrochene Torstange ÖSV-Star Strolz aus der Spur warf
Johannes Strolz steht im Slalom von Madonna unter Zugzwang. Der Start in die Saison lief alles andere als nach Wunsch.

Diese rote Stange. Diese vertrottelte rote Torstange, die Johannes Strolz vor einem Jahr im Slalom von Madonna di Campiglio vor die Füße gerutscht ist. Wäre sie nicht gewesen, wäre sie ihm nicht im Weg gestanden, wer weiß, wie der Vorarlberger heute dastehen würde. „Es ist einfach saublöd hergegangen“, erinnert sich Strolz.

➤ Mehr Skisport: Liensberger über Courchevel: „Ein besonderes Flair liegt in der Luft“

Denn diese abgebrochene Torstange war nicht nur dafür verantwortlich, dass der Doppel-Olympiasieger in Madonna nicht ins Ziel kam, sie hat Johannes Strolz in Wahrheit richtig aus der Bahn geworfen: In den acht Weltcupslaloms seit dem Missgeschick schied der 31-Jährige fünf Mal aus. „Ab diesem Zeitpunkt habe ich es irgendwie erzwingen wollen.“

Wer konnte es dem 31-Jährigen auch verdenken. Johannes Strolz war aktueller Doppel-Olympiasieger, der Shooting Star des Winters 2021/’22, er wollte der ganzen Welt zeigen, dass er selbst kein One-Hit-Wonder und seine Goldmedaillen kein Zufall waren – und dann wollte es für den Vorarlberger einfach nicht mehr laufen.

Mit jedem Ausfall wuchsen die Unzufriedenheit und der Erfolgsdruck und irgendwann wusste Strolz nicht mehr, wie er damit umgehen sollte. „Ich hätte sagen sollen: ,Schalte einen Gang zurück und fahre nicht mehr am Limit.’ Ich habe einfach viel zu viel Risiko gewählt.“

Wenn Johannes Strolz an diesem Freitag nach Madonna zurückkehrt (17.45 bzw. 20.45 Uhr, live ORF1), dann befindet er sich in einem echten Dilemma. Der Vorarlberger ist inzwischen in der Startliste dermaßen weit zurückgerutscht, dass er auf jedes Weltcuppünktchen angewiesen ist, um nicht noch mehr den Anschluss an die Weltspitze zu verlieren. Zugleich weiß er aber auch, dass gerade im Slalom ohne Risikobereitschaft nichts zu holen ist. „Ich mache mir selbst den größten Druck.“

Wie eine abgebrochene Torstange ÖSV-Star Strolz aus der Spur warf

Freier Kopf

Nach dem Fehlstart in diese Saison mit dem Ausfall im Slalom von Hochgurgl war Strolz froh um seinen Ausflug zu den Abfahrern und eine Luftveränderung. Zwar blieben ihm bei seiner Abfahrtspremiere im Grödnertal Weltcuppunkte verwehrt, trotzdem war die Zeit im Speedteam wertvoll. „Es macht Spaß und ich konnte einmal meinen Kopf durchblasen.“

Einen klaren und freien Kopf kann Strolz im Slalom auch gut gebrauchen. „Ich sollte dort schon lange performen“, weiß der Routinier. „Es ist höchste Zeit, dass es in die andere Richtung geht.“

Was Johannes Strolz in dieser schwierigen Phase Zuversicht gibt? Dass er solche Herausforderungen schon öfter gemeistert hat. Vor zwei Jahren war er im Slalom von Madonna ausgeschieden und danach richtig verzweifelt. „Damals habe ich mir gedacht: Ich kann es einfach nicht, ich schaffe es nicht.“

Kurz darauf gewann er den Slalom in Adelboden und wenige Wochen später drei Medaillen bei den Winterspielen in Peking. Aus den Erfahrungen von damals schöpft Johannes Strolz Kraft. „Hätte ich das noch nie erlebt, wäre es schwieriger. Ich weiß, was es heißt, Rennen zu gewinnen. Es kann bei mir schnell gehen. Das habe ich schon einmal gezeigt.“

Kommentare