Snowboard-Spektakel Big Air Klagenfurt: "Ergebnis ist nebensächlich"
Der Start auf 45 Metern Höhe. Der Himmel dunkel, die Rampe weiß, das Stadion bunt ausgeleuchtet. Oben Anna Gasser, die zweifache Olympiasiegerin, zweifache Weltmeisterin, der Publikumsliebling, das Idol. Unten tausende jubelnde Menschen. So viel hatte sie gewonnen, so fern von der Heimat. Und jetzt, an diesem Sonntag, sind sie zum Big Air Klagenfurt gekommen, um sie live in Action zu sehen.
Große Freude kam zudem am Sonntagvormittag auf, weil Gassers Freund und Trainingspartner Clemens Millauer die Qualifikation für das Zehnerfinale in einem hochkarätigen Fahrerfeld souverän geschafft hatte. "Ich wollte unbedingt am Abend im Finale stehen", sagte er später. Dass mit der Kärntnerin und dem Oberösterreicher sowohl im Frauen- als auch im Männerfinale jeweils jemand aus dem österreichischen Team am Abend bei den Besten mit dabei war, machte es umso spannender für die Fans.
Alle kamen, um Anna Gasser zu sehen
Die Stimmung im Stadion war noch einmal euphorischer als am Tag davor, als der Österreicher Matej Svancer im Freeski-Bewerb Dritter wurde und 10.000 Menschen ihm zujubelten. Am Sonntag kamen nochmal mehr Zuschauer.
Etwa Michelle und Alex aus Spittal, die sich das Spektakel in der Heimat ansehen wollten und Gasser und Millauer die Daumen hielten. Ähnlich war es bei Sebastian, Jakob, Oskar, Tobias und Lukas. Die Schülergruppe war "für die Anna Gasser" gekommen. Auch Clemens Millauer hielten sie die Daumen. Das Publikum war deutlich weiblicher als gewöhnlich in der Klagenfurter Arena, wenn hier Fußball gespielt wird. Auch viele Kinder fanden sich im Publikum. Etwa die Brüder David und Moritz. Sie seien "gekommen, um die Hausherrin gewinnen zu sehen", sagt ihr Vater. "Wir haben so etwas in einem Stadion noch nie gesehen, das wollten wir uns ansehen."
Britin Brookes und Japaner Hasegawa gewinnen
In zwei spannenden und hochkarätigen Finalbewerben wurden die beiden Lokalmatadoren jeweils Fünfte. Bei den Frauen gewann die Britin Mia Brookes vor den Japanerinnen Mari Fukada und Momo Suzuki. Bei den Männern siegte der Japaner Taiga Hasegawa vor Ian Matteoli aus Italien und Oyvind Kirkhus aus Norwegen.
Die Details findet man hier (Frauen) und hier (Männer).
Auch wenn sich beide in der Heimat im Stadion einen Podestplatz erhofft hatten, zeigten sich Gasser und Millauer am Ende zufrieden. "Das Ergebnis ist nebensächlich", sagte Gasser. "Auch wenn ich nicht gewonnen habe oder am Podium bin, war es eines der schönsten Gefühle meiner Karriere." Den Jubel und das Publikum habe sie auch 45 Meter weiter oben gehört.
"Es war so ein schöner Tag", sagte Gasser, für die es in ein paar Tagen gleich beim nächsten Heimweltcup am Kreischberg weitergeht. "Dort werde ich versuchen, es den anderen schwerer zu machen."
"Jetzt bin ich mental bereit"
"Die Stimmung hat mich sehr beflügelt", sagte Gasser, die ihren letzten Trick, einem Cab Triple 1260 (verkehrt angefahren, dreieinhalb Drehungen um die eigene Achse, dreimal über Kopf gedreht, Anm.) beinahe schon gelandet hatte, bevor sie doch noch wegrutschte. Für das Podium hätte es wohl gereicht. "Ich war schon nervös. Ich habe den Sprung gerade erst gelernt, die Rampe ist nicht leicht zu fahren. Jetzt bin ich froh, dass es so knapp war. Jetzt bin ich mental bereit, ihn am Kreischberg zu machen."
"Es ist ein traumhaftes Gefühl vor heimischem Publikum zu fahren", sagte auch Millauer nach dem Finale. "Es war nicht leicht, aber wir haben beide unser Bestes gegeben." Das Ziel sei es gewesen, den Zuschauern zu zeigen, "dass ich snowboarden kann" und dass man ihnen "eine gute Show bietet".
Die Ältesten im Finale
Beide waren im jeweiligen Finale - teils mit großem Abstand - die Ältesten. "Wir sind zwar alt aber wir haben auch die Erfahrung", sagt Millauer, der kürzlich 30 wurde, Gasser ist 33. "Die meistens im Feld haben mit 10 zu snowboarden begonnen, da haben wir gar noch nicht an Snowboard gedacht." Sie seien stolz, immer noch dabei zu sein - und das auch noch gemeinsam: "Heute beide gemeinsam im Finale in einem Stadion im eigenen Land vor diesem Publikum zu stehen - ich glaube nicht, dass das viele Paare behaupten können", sagt Millauer, der mit seiner Freundin mitgefiebert und sich mitgeärgert hat, als sie stürzte.
ÖSV-Sportdirektor Stecher als neuer Fan
Begeistert zeigte sich auch ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher, der sich nach dem Bergisel-Springen am Samstag an diesem Sonntag hier in Klagenfurt unter die Menge mischte: "Allergrößten Respekt, was die Athletinnen und Athleten da aufführen. Es ist wirklich toll, wie sie in dieser Höhe, mit dieser Rotation, mit dieser Geschwindigkeit hier runter kommen."
Auch wenn es neben Gasser und Millauer die jungen Österreicher noch nicht ins Finale geschafft haben, sehe er eine positive Zukunft für das Freestyle Snowboarden in Österreich. "Vor allem auch weil man sieht, wie sich unsere Skipisten entwickeln, wo immer mehr Slopestyle-Parks zu sehen sind." Und er gibt zu: "Manchmal dauern die Dinge in Österreich länger als etwa in Japan, gerade in dieser Sportart." Aber er sehe "sehr guten und sehr bemühten Nachwuchs".
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