Wer sind die Nachfolgerinnen von Snowboard-Ikone Anna Gasser?
Klagenfurt, Big Air. Das Event, das derzeit im Wörthersee Stadion über die Bühne geht, scheint niemand anderem so sehr auf den Leib geschneidert zu sein wie der Lokalmatadorin Anna Gasser. Nach Olympiagold in Südkorea und Peking, X-Games-Gold in Übersee ist sie jetzt beim Spektakel in der Kärntner Hauptstadt endlich vor Tausenden Menschen unweit von ihrem Zuhause in Action zu sehen.
„Klagenfurt ist für mich als Kärntnerin noch um eine Spur spezieller“, sagt die 33-Jährige. Die Kärntnerin buchte als Vierte hinter den drei Japanerinnen Kokomo Murase, Mari Fukada und Reira Iwabuchi ihr Ticket für das Achterfinale am Sonntag (ab 17:50/live ORF 1). Vom Setting im Stadion war sie schon in den vergangenen Tagen beeindruckt: „Es ist sensationell, was hier auf die Beine gestellt wurde.“
Kristina Holzfeind (17) ist zwar heute im Finale nicht am Start, aber das Event im Stadion genießt die Kärntnerin dennoch. Sie hatte Quali-Tickets für zahlreiche Familienmitglieder besorgt, die sie am Freitag von der Tribüne aus anfeuerten. Am Samstag hat sie bei den Freeskiern erstmals die Stadionatmosphäre vor Tausenden Menschen bei einem Freestyle-Event aufgesaugt. So kann es weitergehen. Und demnächst ist sie dann auch im Finale dabei.
Die Goldenen Zeiten des Snowboardens
Die goldenen Zeiten des Snowboardsports als Livestyle mit Großevents in Österreich haben die 17-Jährige und ihre gleichaltrigen Kolleginnen nicht miterlebt, als Jahr für Jahr mehr als 20.000 Menschen in den 90er- und 2000er-Jahren zum Air & Style in Innsbruck, Seefeld oder München gepilgert sind. Der letzte fand 2017 statt – Anna Gasser war damals mit dabei.
Ein Snowboard-Finale, zwar nicht im Stadion, aber mitten in der Stadt, hat die Steirerin Hanna Karrer (16) kürzlich erlebt. Und das richtig erfolgreich. Als sie nämlich in Chur beim Weltcup-Auftakt im Big Air Zehnte und damit beste Österreicherin – noch vor Gasser – wurde. Die 33-Jährige sei ein riesiges Vorbild für die Jungen, sagen die beiden. Neben Hanna Karrer und Kristina Holzfeind zeigt auch die derzeit verletzte Steirerin Selin Lakatha (18) immer wieder auf. Zuletzt landete sie einen Double Cork.
Anna Gassers Fußstapfen
Drei Fahrerinnen, die in die Fußstapfen der Ausnahmeathletin Gasser treten könnten. „Die Anna hat extrem viel für unseren Sport getan“, sagt Trainingspartnerin Karrer, die um 17 Jahre jünger ist als die zweifache Olympiasiegerin. „Ohne sie wäre das alles nicht so, wie es jetzt ist. Das ist schon extrem cool, jemanden zu haben, der den Schritt vor uns gemacht hat. Denn als sie begonnen hat, gab es so gut wie keine Snowboard-Infrastruktur in Österreich.“
Gasser hat sich großteils in Eigenregie vieles selbst aufgebaut, habe „viel einstecken“ müssen. „Es ist schon sehr schön, dass jemand so für den Sport brennt“, sagt Karrer voller Bewunderung.
Auch die 17-Jährige Snowboard-Weltmeitserin Mia Brookes aus Großbritannien zollt Gasser Respekt für ihre Arbeit mit den Jungen: "Anna ist ein großes Vorbild. Weil sie immer noch hier ist mit all den jungen Mädls und immer noch neue Tricks lernt. Und sie pusht nicht nur den Sport, sondern sie bringt auch immer wieder neue Fahrerinnen mit, die sie unterstützt."
Holzfeind und Karrer besuchen im Skigymnasium Stams den Freestyle-Zweig. Fernab von ihrem Zuhause im Süden des Landes. „Es ist schon eine Challenge, Schule und Sport gleichzeitig zu machen. Teilweise fehlt man wochenlang im Unterricht und muss dann aufholen. Oder tagsüber am Tag am Berg zu sein und am Abend dann noch die Hausübung zu machen.“ Und immer noch habe man einen Nachteil gegenüber Nationen wie Japan, die bei jedem Event eine Handvoll Top-Fahrerinnen haben, die gewinnen könnten.
„Unser System hat aber auch einen Vorteil“, sagt Holzfeind. „Man schaut mehr aufs Individuum und auf die Leidenschaft. Man entwickelt sich nicht nur im Sport, sondern auch als Persönlichkeit.“
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