Russische Sportler riskieren Verfolgung, weil sie gegen den Krieg sind

NHL: Seattle Kraken at Calgary Flames
Sie werden von internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen und dürfen sich gegen Putins Krieg per Gesetz gar nicht aussprechen.

Während sich ukrainische Sportler dem Widerstand in ihrer Heimat anschließen und internationale Sportstars ihre Solidarität mit der Ukraine aussprechen, sind russische Athleten in einer schwierigen Situation. Sie werden von internationalen Sportveranstaltungen ausgeschlossen und dürfen sich - per Gesetz - eigentlich gar nicht gegen die Invasion im Nachbarland aussprechen. Wer die "Militäraktion" als Krieg bezeichnet, macht sich in Russland strafbar. Einige Sportler in Russland haben sich für die Aktion Putins ausgesprochen. Doch andere, die sich in den vergangenen Tagen via Social Media gegen den Krieg geäußert haben, erhalten viel internationalen Zuspruch.

Anastasia Potapova: "Geiseln der aktuellen Situation"

Alle sprachen von den Statements von Elina Svitolina, jene ukrainische Tennisspielerin, die verkündete, alle Preisgelder des laufenden Turniers Monterrey Open der ukrainischen Armee zu spenden. Dass sie just gegen eine Russin gewann, schien passend. Doch Anastasia Potapova erfüllt die Rolle nicht, die ihr diese Story zuschreibt. Die 20-Jährige war ohne Zuordnung zur russischen Flagge angetreten. Am Ende des Matches gab es einen kurzen Handshake der beiden Athletinnen. Auf Social Media postete die Weltranglisten-81. aus Russland eine Erklärung: "Unglücklicherweise werden wir als Athleten zu Geiseln der aktuellen Situation", schreibt sie dort. Sie sei "gegen Trauer, Tränen und Krieg". Denn nur der Frieden vereine die Welt.

Fedor Smolow und Alexander Sobolew: "Kein Krieg"

Ein gebrochenes Herz und eine ukrainische Flagge. Mehr braucht es nicht, um das schwarze Feld zu erklären, das der russische Nationalspieler Fedor Smolow am Tag nach der russischen Invasion in der Ukraine postete. „Kein Krieg“ schrieb der Stürmer von Dynamo Moskau aber noch dazu. Er war der erste russische Fußballer, der sich gegen die Aktion der russischen Armee aussprach.

Smolows Landsmann und Nationalteam-Kollege Alexander Sobolew von Spartak Moskau soll dasselbe Posting geteilt haben. Es ist auf seiner Instagram-Seite allerdings nicht mehr zu finden.

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Alexander Owetschkin ist ein Freund Putins - Krieg will er aber nicht

Alexander Owetschkin: "Bitte keinen Krieg mehr"

Auf seinem Instagram-Profilfoto ist der NHL-Star aus Russland mit dem Staatspräsidenten zu sehen. Dass Alex Owetschkin in den vergangenen Jahren ein Unterstützer Putins war, daraus machte der 36-jährige russische NHL-Star kein Geheimnis. Bei Owetschkins Hochzeit schickte Putin ein Telegramm, das dort vorgelesen wurde. Eine Ehre.

Doch Krieg, das will er nicht. Heute sagt er, das, was gerade in der Ukraine geschehe, ist „eine harte Situation“. „Das sind beängstigende Momente“, sagt der 1,91-Hühne mit Zahnlücke. Er sagt er könne nichts tun, nur hoffen, dass es „bald vorbei“ ist. Er wolle niemanden mehr sterben sehen. „Bitte keinen Krieg mehr. Es macht keinen Unterschied, wer im Krieg ist. Russland, Ukraine, andere Länder. Das ist eine tolle Welt und wir sollten in Frieden leben“

Artemi Panarin

Der Offensivspieler ging in der Vergangenheit noch viel mehr in die Offensive als sein Landsmann Owetschkin. Internationale Medien verwenden Eishockeyspieler Panarin oft als Beispiel, was es für Konsequenzen haben kann, sich gegen Putins Politik auszusprechen. Der Russe ist ein ausgesprochener Anhänger von Kremlkritiker Alexej Nawalny. Er wurde daraufhin in Russland wegen eines angeblichen Gewaltverbrechens strafverfolgt, für viele nur die Antwort des russischen Regimes auf die Kritik. Über den Einmarsch in der Ukraine hat er zunächst noch nichts veröffentlicht.

Die „Militäroperation“ in der Ukraine als Krieg zu bezeichnen gilt mittlerweile als Verbrechen in Russland. Viele Personen in der Öffentlichkeit hüten sich. Auch viele Kulturschaffende.

Nikita Zadorow: "No War"

Ein weiterer russischer Eishockeyspieler in Nordamerika postete seine Ablehnung gegen den Krieg auf Social Media. Auf Instagram schrieb Nikita Zadorow von den kanadischen Calgary Flames auf einen schwarzen Hintergrund: „No War“ und darunter: „Stoppt das!“

Daniil Medwedew: "Es ist nicht leicht"

Der neue Tennis-Weltranglisten-Erste Daniil Medwedew hat sich betroffen geäußert über den Angriff russischer Truppen auf die Ukraine. "Hier in Mexiko aufzuwachen und die Nachrichten aus der Heimat zu sehen, war nicht einfach", sagte der 26-jährige Russe nach seinem Viertelfinalsieg beim ATP-Turnier in Acapulco. Als Tennisspieler werbe er für Frieden auf der ganzen Welt. „Es ist nicht leicht, all diese Neuigkeiten zu hören", sagte Medwedew am Freitag.

Andrej Rublew: "Kein Krieg bitte"

Andrej Rublew hat nach seinem Halbfinalsieg beim Turnier in Dubai eine Anti-Kriegs-Botschaft abgegeben. Nach seinem Sieg gegen den Polen Hubert Hurkacz schrieb der 24-jährige Russe am Freitag „No War Please“ („Kein Krieg bitte“) auf die Linse einer TV-Kamera.

Larisa Kuklina: "Was ist los!?"

Der Biathletin Larisa Kuklina gingen die Meldungen über den Krieg in der Ukraine ebenfalls nahe.  Auf ihrem Instagram-Account postete sie ein Foto von sich selbst mit einem Herz – auf einer Seite blau-gelb für die Ukraine, auf der anderen Hälfte weiß-blau-rot für Russland. „Was ist los!?“, schrieb sie darunter auf Russisch. „Stoppen wir das! Wir leben im 21. Jahrhundert!“

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