Kogler über Zuschauer: "Extrem schwer, den Status quo zu halten“

Sportminister Werner Kogler im Gespräch
Sportminister Werner Kogler im Gespräch über die Corona-Krise: Zwischen 70 Millionen für den Rettungsfonds und neuen Beschränkungen.

Das Herz sagt Ja, das Hirn sagt Stopp. Werner Kogler ist weit über das Grazer Stadion hinaus als emotionaler Sturm-Fan bekannt. Der Chef der Grünen ist aber nicht nur Sportminister, sondern auch Vizekanzler der Republik.

Und damit ist der 58-Jährige tagtäglich mit steigenden Covid-19-Zahlen, Corona-Expertisen und den Sport beschneidenden Forderungen konfrontiert. „Wenn wir in Europa herumschauen, wird fast überall der Sport mit Publikum zugedreht. Zusätzlich gibt es einen enormen Zielkonflikt zwischen Quarantäne-Bestimmungen und der für die breite Bevölkerung so wichtigen sportlichen Betätigung“, sagt Werner Kogler bei einem Medientermin, zu dem der KURIER eingeladen war. Über eine Stunde lang nimmt sich der Steirer Zeit.

Am Ende bleibt der Eindruck, dass hier ein Politiker, dem seine große Verantwortung bewusst ist, versucht, in der allgemeinen Corona-Aufregung nicht zwischen allen Stühlen zu landen.

Erneut Geisterspiele?

Derzeit wird über weitere Maßnahmen gegen die „zweite Welle“ beraten. Der Punkt „Veranstaltungen“ kommt in jeder Diskussion vor.

Eigentlich freut sich Kogler ja auf die nächsten Highlights: Dominic Thiem in Wien, 1.500 Zuschauer dürfen in die Stadthalle. Oder Arsenal in Hütteldorf, 3.000 Rapid-Fans dürfen ins Stadion. Oder doch nicht? Der sonst so redefreudige Routinier wird einsilbig. „Bei der Zuschauer-Frage wird es extrem schwer, den Status quo zu halten.“

Kein Rapid-Cluster

Dabei sind Freiluft-Veranstaltungen an sich kein großes Problem. Kein einziger Corona-Fall konnte direkt in Zusammenhang mit den 10.000 Rapidlern zum Saisonstart gegen die Admira eruiert werden.

Aber die gesellige dritte Halbzeit mit lauten Nachbesprechungen zwischen Musik und Alkohol, aber ohne Baby-Elefant, ist in Hütteldorf wie auf jedem Dorfplatz ein Problem.

Hat die Regierung den Nerv für kreative Lösungen? UEFA und FIFA setzen bei „ihren“ Turnieren etwa Bannmeilen rund um die Stadien (aus Werbe-Gründen) durch.

Kogler über Zuschauer: "Extrem schwer, den Status quo zu halten“

„Die Juristen sprechen vom ,Einfachheitsgebot‘“, antwortet Kogler: Je komplexer eine Verordnung und je mehr Ausnahmen es gibt, umso wahrscheinlicher ist es, dass sie aufgehoben oder von der Bevölkerung als unlogisch empfunden wird.

Wenn es in einigen Monaten (hoffentlich) wieder um Lockerungen geht, könnte die Zuschauerzahl zumindest an die Stadionkapazität angepasst werden: „Das wäre logisch.“

Millionen liegen bereit

Fix ist, dass der Sport durch die Corona-Krise getragen werden soll. Für den Amateursport gibt es (so wie für die Kultur) den NPO-Fonds mit insgesamt 665 Millionen. „Für 2021 stehen 250 Millionen zur Verfügung – so viel gibt es kaum wo in Europa.“

Für die Profis wurde der Ligen-Fonds verlängert. 35 Millionen sind ab März bis Jahresende bereitgestellt worden.

Für 2021 wird wieder aufgefüllt. „Diese insgesamt 70 Millionen für die Profisport-Ligen sind verbrieft. Das pickt!“, betont Kogler.

Von allen Vereinen wird Rapid am meisten bekommen, weil den Hütteldorfern als Zuschauermagnet die größte Kompensation zusteht.

So wie bei den „drei grünen Spuren“, die er hinterlassen will, denkt Kogler auch beim Ligen-Fonds an die Frauen: „Künftig werden Sportlerinnen aus Ligen, die Europacupstarter stellen, mit 1,5 Millionen Euro extra pro Jahr gefördert werden.“

Um 10,8 Millionen, auf 151,5 Millionen Euro, wurde das Sportbudget für 2021 erhöht. Das Plus geht  in die Allgemeine Sportförderung, also konkrete Projekte. Dass aber gesamt ein hoher Prozentsatz  in den  Strukturen fix vergeben wird, liegt an der über Jahrzehnte von Parteien   geprägten Sportpolitik.

Werner Kogler bläst hier nicht zum Generalangriff, sondern will für seine Ideen Mitstreiter finden. Im Besonderen Mitstreiterinnen.

„Die Förderung von Frauen auf allen Ebenen gehört zu den zentralen Elementen grüner Sportpolitik“, betont Kogler. Weiters soll es eine neue Offensive im Behindertensport (sowohl für mentale als auch körperliche Beeinträchtigung) geben.

Und die dritte Spur, die der Sportminister trotz Corona noch in dieser Legislaturperiode hinterlassen will, betrifft „Green Sport“. „Events, die nachhaltig sind, werden besonders unterstützt.“

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