Bundesliga kämpft ums Überleben: Droht Rapid und Co. der Corona-Tod?
Die Austria hat in dieser Saison schon in der Generali-Arena gespielt, allerdings ohne Zuschauer im Cup gegen Retz. In der Meisterschaft war das Konzept für 7.537 Zuschauer pro Spiel bereits genehmigt. Dann kam die Verschärfung durch die Politik. Während Rapid gegen die Admira (4:1) vor 10.000 Zuschauern spielen konnte, muss die Austria schon bei der Heimpremiere in der Liga am Sonntag gegen Ried auf 3.000 zurückschrauben.
Mit Bekanntwerden der Entscheidung wurde bei der Austria der Aboverkauf sofort gestoppt. Alle Austrianer, die sich bis 11. September ein Saison-Abo gekauft haben, können dabei sein – die Sponsoren verzichteten auf Freikarten-Kontingente. Sturm Graz hatte schon 4.300 Abos verkauft. Zur Heimpremiere am Samstag gibt es Rapid bei bestem Fußball-Wetter. Aber statt 7.260 Zuschauern dürfen nur 3.000 in die Merkur-Arena. Am Freitagnachmittag wurden die Abo-Nummern, die für den Stadionbesuch berechtigen, auf der Internetseite des Vereins veröffentlicht.
Rapid minus 10 Millionen
Rasch wurden Konzepte über den Haufen geworfen, die Einschränkung auf 3.000 Fans verschärft für die Klubs den ohnehin schon harten Kampf gegen den Pleitegeier.
So würde Rapid in einer „normalen“ Saison mit Europa League rund 40 Millionen einnehmen, aktuell werden es rund zehn Millionen weniger sein. Die Austria, die in Vor-Corona-Zeiten rund die Hälfte der Zuschauer hatte, könnte rund die Hälfte verlieren, also fünf Millionen.
Im unteren Teil der Zuschauer-Liste findet sich St. Pölten, das pro Saison rund 1,2 Millionen aus dem Ticketverkauf (inklusive VIPs) einnimmt und jetzt noch mit 600.000 Euro rechnet. Das klingt in absoluten Zahlen weniger dramatisch als bei Klubs wie Rapid, der Austria, Sturm, dem LASK und Salzburg. Prozentuell ist die Einbuße dennoch existenzgefährdend.
Deshalb sorgt bei vielen Klubs für Nervosität, dass sich die Auszahlungen aus dem mit 35 Millionen Euro dotierten Profi-Sportfonds zum Ausgleich des Einnahmen-Entfalls verzögern. Mit der Abwicklung betraut ist die Bundessport GmbH (BSG). „Das Geld liegt bereit“, sagte der kaufmännische Geschäftsführer Michael Sulzbacher bereits Anfang August zum KURIER.
Doch ausgezahlt wird nur, wenn alle Vereine einer Liga alle Fragen – eines Wirtschaftsprüfers – zum berechneten Zeitraum (10. März bis 30. Juni) geklärt haben. Und das hat gedauert.
Mit den Rapidlern, die am stärksten betroffen sind und deswegen am meisten bekommen werden, waren die meisten Nachfragen zu klären. „Am 20. August waren von allen Klubs der obersten Liga die Daten da, am 11. September wurde die letzte Nachfrage beantwortet. Insgesamt läuft es angesichts der komplexen Thematik zügig“, sagt der sportliche Geschäftsführer der BSG, Clemens Trimmel. Der für viele Vereine erlösende Nachsatz des früheren Tennis-Profis: „Wir rechnen damit, dass kommende Woche das Geld überwiesen werden kann.“
Red Bull verzichtet
Bereits kommenden Monat wird Phase 2 (1. Juli bis 30. September) abgerechnet. Die BSG ist zuversichtlich, dass die insgesamt 35 Millionen reichen werden. Allerdings könnte es aufgrund der drastischeren Zuschauerbeschränkungen eng werden.
„Hilfe“ kommt von Red Bull: Salzburg verzichtet weiterhin auf staatliche Verlustrückzahlungen.
„Und dann stellt sich eine für die Bundesliga überlebensnotwendige Frage: Wird der Fonds ab 1. Oktober fortgesetzt und auch mit einer entsprechenden Dotierung aufgefüllt?“, fragt Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer.
Von allen Beteiligten ist zu hören, dass Sportminister Werner Kogler (Grüne) um eine Fortsetzung mit frischem Geld kämpft. Aber das muss noch beschlossen, also auch im Finanzministerium freigegeben werden.
Ein Insider meint: „Wenn es keine Phase 3 und 4 für Herbst und Winter gibt, waren auch die Phasen 1 und 2 umsonst. Dann hätte der Fonds das Sterben vieler Profivereine nur verzögert.“
Ebenbauer betont im KURIER-Gespräch: „Am Anfang hat die Kurzarbeit geholfen, jetzt hilft der Fonds. Aber trotzdem sind alle zermürbt. Denn mit nur 3.000 Zuschauern oder gar wieder Geisterspielen wird es ganz schwer.“
Anders als etwa in Deutschland oder England machen die TV-Gelder nur einen kleinen Teil der Einnahmen aus.
Ende der Kurzarbeit
„Rund 60 Prozent der Ausgaben entfallen im Schnitt auf Spielergehälter. Laufende Verträge können nicht einfach gekündigt werden. Seit dem Ende der Kurzarbeit sind die Fixkosten also wieder hoch. Und wenn Sponsoren ihr Engagement zurückfahren und keine Tickets verkauft werden können, wird es für viele Klubs existenzbedrohend“, rechnet Ebenbauer.
Austria-Geschäftsführer Markus Kraetschmer bestätigte, dass „der eine oder andere Sponsor wegen Corona ausgestiegen“ ist.
Besonders bitter für Rapid: Weder der Entfall von Zuschauereinnahmen im Europacup noch im Cup wird zurückerstattet. Dafür gibt es 0 Euro. Merchandising-Ausfälle werden mit 50 Prozent abgedeckt. Vor Corona hatte Rapid 50 Prozent der Gesamteinnahmen rund um die Heimspiele lukriert.
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