Nervenstärke zeigte sie im Finale am Dienstag. Noch nie zuvor war sie in der Situation, als Favoritin bestehen zu müssen. Gleich im ersten Wurf schleuderte sie den Speer auf 64,62 Meter. Dies blieb für die Konkurrenz unerreichbar.
Der Trainer
Gregor Högler war einst selbst Speerwerfer und ist seit vielen Jahren Trainer von Diskus-Ass Lukas Weißhaidinger. Vor eineinhalb Jahren holte er auch Hudson in sein Team. Der 51-Jährige hat Maschinenbau studiert und ist ein Techniker und Tüftler, der jedes kleinste Detail analysiert und gerne neue Wege bestreitet. Die akribische Arbeit mit seinen beiden Athleten machte sich spätestens in Rom bezahlt. Weißhaidinger holte nach drei Mal Bronze bei Olympia, WM und EM erstmals Silber. Hudson gewann Gold. Högler: „Ich habe im Vorfeld öfters gesagt: Zwei Disziplinen, zwei Weltklasse-Athleten, zwei Geschlechter, zwei Medaillen. Das ist unser Anspruch. Aber dass wir jetzt wirklich mit Gold durch Victoria und Silber durch Lukas dastehen, macht mich unglaublich stolz. Dieser Erfolg ist ein Triumph des gesamten Teams.“
Der Aufwand
Hinter den Erfolgen von Hudson und Weißhaidinger steht aber nicht nur Högler. Das Trio schart in der Südstadt mittlerweile ein großes Team um sich. Dazu kommen moderne Trainingsgeräte, viel Know-how und wissenschaftliche Arbeit. „Man hat immer geglaubt, im Ehrenamt könne man Olympiasieger machen. Das geht nicht“, sagt Högler. „Wenn einer mit zwei Stunden am Tag besser ist als ich, höre ich sofort auf und er soll den Job machen.“
Der Körper
Die Saison hatte für Hudson nicht wie gewünscht begonnen. Wegen einer chronischen Entzündung der Nasenschleimhäute sowie Rückenschmerzen musste sie einige Meetings absagen. Doch am Tag X war sie topfit. Sie ist schnell, explosiv und hat Power. „Männer haben eine stabilere Technik, wo man höheres Kraftpotenzial braucht“, sagte Högler noch vor dem Bewerb. „Unser Ziel ist, dass Vicky in diese Position kommt.“ Eine Aussage von Hudson könnte der Konkurrenz Kopfzerbrechen bereiten: „Es war garantiert nicht mein bester Tag. Als ich die 64,24 Meter aufblinken sah, dachte ich an einen Messfehler.“
Der Zugang
Högler und seine beiden Athleten geben sich mit dem Erreichten nie zufrieden. Noch am Dienstagabend fragte Hudson bei der Nachbesprechung Högler: „Was mache ich falsch?“. Der Trainer zeigte auf die linke Schulter, die Haltung sei noch nicht perfekt: „Die gehört weiter nach unten.“ Denn nach EM-Gold ist bereits vor Olympia. Die Wettkampfvorbereitung auf Paris mit Hudson und Weißhaidinger beginnt am kommenden Montag.
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