Zoidl hinsichtlich WM: "Habe nichts zu verlieren"

Fokus auf die Weltmeisterschaft: Ricardo Zoidl möchte nach seiner bisherigen tollen Saison auch bei der Straßen-WM in der Toskana aufzeigen.
Das ÖRV-Team ist bei der Straßen-WM erstmals seit 2006 wieder durch sechs Fahrer vertreten.

Radprofi Riccardo Zoidl könnte sich nach einer tollen Rennsaison eigentlich entspannt zurücklehnen. Der 25-Jährige hat heuer zahlreiche Erfolge gefeiert und einen Vertrag beim Spitzenteam Trek in der Tasche. Dennoch nahm der Oberösterreicher die Herausforderung an und startet bei den Straßen-Weltmeisterschaften in der Toskana ebenso wie der Vorarlberger Matthias Brändle sowohl im Einzelzeitfahren am Mittwoch (13.15 Uhr) als auch im Straßenrennen am Sonntag (10.00).

"Ich habe schon eine super Saison gehabt und habe nichts zu verlieren", betonte Zoidl. Er sieht die WM im Hinblick auf kommende Einsätze in ähnlich schwierigen Klassikern auch als Chance, Erfahrung zu sammeln. "Und wenn dann auch noch ein super Ergebnis rauskommt, wäre das schon toll", meinte der Führende der Europa-Tour-Rangliste.

Zoidl hat maßgeblichen Anteil daran, dass der ÖRV erstmals seit der Heim-WM 2006 wieder durch sechs Fahrer im Straßenrennen vertreten ist. Der Gewinner der Österreich-Tour und drei weiterer Rundfahrten hat sich sehr gut vorbereitet, obwohl er im Gegensatz zu den Assen der WorldTour-Rennställe zuletzt kaum Rennen bestreiten konnte. "Meine Werte sind ähnlich wie vor der Österreich-Rundfahrt. Ich habe im Training versucht, die WM zu simulieren, indem ich die letzten ein bis zwei Stunden schnell gefahren bin, das war sehr hart, auch mental", sagte der Staatsmeister von Wels Gourmetfein.

Im Zeitfahren hat Zoidl im Vorjahr den 14. WM-Platz erreicht, diesmal kommt ihm die überdies 10 km längere, flache und fast völlig gerade Strecke von Montecatini Terme nach Florenz (57,9 km) weniger entgegen. "Ich bin stärker als im Vorjahr. Aber eine Stunde lang ständig in dieser Zeitfahr-Position zu bleiben, ist eine Herausforderung für den Rücken, das ist eine Extrembelastung", erklärte der Wahl-Innsbrucker.

Der Vorarlberger Brändle hat sich auf das Zeitfahren spezieller vorbereitet und immer wieder lange Fahrten in dieser Position absolviert. "Die Form ist gut, ich freue mich auf das Rennen, aber ich weiß nicht, ob mir die flache Strecke liegt oder nicht", sagte der Staatsmeister. Einen Platz unter den besten 20 bezeichnete er als gutes Resultat. "Ich bin erst 23 und weiß, dass ich mit den Besten noch nicht mithalten kann. Ich habe noch Zeit, mich weiter zu entwickeln", erklärte der Profi des Schweizer IAM-Rennstalls.

Eisel traut Zoidl Top-10-Platz zu

Für den Titel kommt vor allem einer aus dem Trio Tony Martin (GER), Fabian Cancellara (SUI) und Bradley Wiggins (GBR) infrage. Der Deutsche hat am Sonntag mit seinen Omega-QuickStep-Kollegen bereits Gold im Teamzeitfahren erobert, nun greift er auf gleicher Strecke nach dem dritten Einzeltitel in Folge. "Ich bin sehr optimistisch, der Sieg mit dem Team gibt mir viel Selbstvertrauen", sagte Martin. Cancellara fährt schon um sein fünftes WM-Gold, Olympiasieger Wiggins (Silber 2011) um sein erstes.

Zoidls wird in der Prüfung gegen die Uhr alles geben, sein Fokus in der Toskana liegt aber klar auf seiner WM-Premiere im Straßenrennen. Bernhard Eisel, der mangels eigener Chancen auf der schwierigen Strecke in die Helferrolle schlüpft, traut Zoidl einen Top-10-Platz zu. Der Aufsteiger der Saison weiß aber selbst um die Schwierigkeiten der für ihn neuen, enormen Distanz von 272,2 km.

Nach der Fahrt von Lucca nach Florenz warten dort zehn Runden mit jeweils einer 4,3-km-Steigung nach Fiesole (Maximalsteigung 9 Prozent) und ein steiler 600-m-Anstieg (maximal 16 Prozent) rund fünf Kilometer vor dem Ziel. "Der Kurs ist sehr selektiv, es wird extrem hart", sagte Zoidl. "Aber ich freue mich drauf. Bei dieser Stimmung kann man sich noch mehr quälen als sonst."

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