Olympischer Triathlon: Und sie schwammen doch
Karoline Krause-Sandner
31.07.24, 10:08Am Ende hatten die Veranstalter der Olympischen Spiele in Paris, was sie wollten.
Es war Punkt 8:00 und es regnete leicht, als die Triathletinnen unter der Pont Alexandre III erstmals in Berührung mit dem bereits sagenumwobenen Wasser der Seine kamen. Fast wie geplant.
Unsicherheiten für tolle Fotos
Die Organisatoren wollten „einige der schönsten Sehenswürdigkeiten von Paris ins Rampenlicht rücken“, die Athletinnen sollten in der Seine schwimmen, am Grand Palais vorbeifahren, die Champs-Elysees entlanglaufen. Und nahmen dafür Unsicherheiten für die Sportlerinnen in Kauf.
Wer in Paris von Olympiaevent zu Olympiaevent pilgert, dem wird schnell klar: Hier wollten die Organisatoren ikonische Bilder schaffen. Beachvolleyball vor dem Eiffelturm, Reiten in Versailles… Schwimmen in der Seine.
Manche Visionen schaffen Großes, viele scheitern an der Realität. „Seine oder nicht Seine“, titelte die Süddeutsche Zeitung treffend dieser Tage. Die Austragung der Triathlonbewerbe lagen auf des Messers Schneide. Das Freiwasserschwimmen drohte verlegt zu werden.
Man wolle den Menschen in Paris ein bleibendes Vermächtnis der Spiele 2024 hinterlassen, sagte der Chef des Organisationskomitees, Tony Estanguet, vor den Spielen gönnerhaft. Die Stadtverantwortlichen von Paris versprachen sich gute Presse. Dafür hatte man 1,4 Milliarden in die Kläranlagen der als „Toilette der Pariser“ verschrieben Seine. Politikerin nach Politikerin sprang in den Fluss, um dessen Wasserqualität zu untermauern.
Sport oder doch Politik?
Und dann kam der Regen. Just am Eröffnungstag. Und während sich die Zuschauer am Trocadero noch um die Gesundheit der Athleten (oder die eigene) im strömenden Regen sorgten, hatten wohl nur Experten eine ganz andere Sorge: die durch den Regen überlaufenden Speicherbecken der Seine. Wasserqualität adieu!
Zwei abgesagte Trainings und einen verschobenen Männer-Triathlon später sprangen die Frauen am Mittwochmorgen in den Fluss. Die Bilder - fantastisch. Der Bewerb - fair. Der Regen hörte auf und während des Radrennens kam die Morgensonne heraus.
Den Bewerb der Frauen gewann die Französin Cassandre Beaugrand vor der Schweizerin Julie Derron und der Britin Beth Potter.
Die Österreicherinnen Julia Hauser und Lisa Perterer kamen auf Rang 32 bzw 50.
Die beiden haben die Diskussionen um die Wasserqualität so weit es ging ausgeblendet, kämpften aber vor allem mit der Strömung. „Die Seine war schon speziell“, sagte Hauser. „Beim Zurückschwimmen war so eine starke Strömung, dass man das Gefühl hatte, am Stand zu schwimmen“, sagt Perterer, die einen ganz schlechten Start erwischte und laut eigenen Aussagen mit Panikattacken im Rennen zu kämpfen hatte. Wegen der Absagen und Verschiebungen hatte sie nicht ganz die Möglichkeit, sich 100 Prozent zu fokussieren. Von schlechter Wasserqualität habe sie aber beim Schwimmen nichts gemerkt: „Ich hoffe halt, dass wir in den nächsten Tagen alle gesund bleiben.“
Die Unsicherheiten und die Verschiebungen hätten sich die Athleten wohl gerne erspart. Ebenso wie die Absage des Herrenrennens am Dienstag um 4.30 Uhr Morgens und die Diskussionen darüber, ob man im Notfall einen Duathlon abhalten solle. Stand hier der Sport gar nicht im Vordergrund?
Keine Werbung
Es ist nochmal gut gegangen. Die Veranstalter kamen mit ihrem Poker durch. Werbung für nachhaltig gute Wasserqualität sieht anders aus.
Und dass aber das ikonische Bild dieser Olympischen Spiele nicht in Paris, sonder 15.000 km entfernt, in Tahiti von einem Surfer gemacht wurde, ohne Sehenswürdigkeit im Hintergrund - ob das die Stadtchefs von Paris ein bisschen stört?
Kommentare