Auch auf der Matte "zurückhaltend"
Dass Polleres – zumindest in der Öffentlichkeit – eher schüchtern ist, konnten aufmerksame Judo-Zuschauer in der Vergangenheit auch im Kampf beobachten: „Auch auf der Matte greife ich nicht immer direkt an. Ich bin eher die, die wartet und dann kontert“, sagt Polleres, die sich selbst auch im Sport als „zurückhaltend“ beschreibt. Doch daran habe sie mit Cheftrainerin Yvonne Snir-Bönisch gearbeitet.
Mit der Silbermedaille von den Olympischen Spielen in Tokio sei auch ein gewisses Selbstbewusstsein in ihre Vorbereitung gekommen. „Ich bin dadurch vielleicht weniger nervös“, sagt sie, nach kurzem Überlegen fällt ihr aber ein: „Andererseits kommt dadurch natürlich mehr Druck dazu.“
Olympia-Erfahrung aus Tokio
Bestens vorbereitet startet die WM-Dritte von 2021 und 2023, die heuer zwei Grand-Slam-Titel holte, jedenfalls Mittwochvormittag (ab 10 Uhr) in Runde zwei in der voll besetzten Champ-de-Mars-Arena vor dem Eiffelturm. Dort trifft sie auf Aina Laura Rasoanaivo Razafy aus Madagaskar oder Katie-Jemima Yeats-Brown aus Großbritannien.
Eine Erfahrung vom Olympia-Finale in Tokio ist fix in Michaela Polleres’ Kopf gebrannt: „Als ich damals im Finale war, wusste ich, eine Medaille habe ich bereits fix.“ Sie sei vielleicht im Kopf schon zu zufrieden gewesen, um im Kampf gegen Lokalmatadorin Chizuru Arai voll anzugreifen. „Ich habe mir vorgenommen, diesmal auf jeden Fall Vollgas zu geben.“
Die Stimmung in der 8.000er-Arena ist beeindruckend. Die vielen französischen Judo-Fans feiern insbesondere die Auftritte ihrer Stars, aber auch gute Leistungen der anderen Athleten. „Ich blende das aus, wenn ich auf die Matte gehen. Da hört man eigentlich nur den jeweiligen Trainer oder manchmal die Teamkollegen, wenn sie rufen.“
Im Publikum werden außerdem Polleres’ Eltern Platz nehmen. Das Erlebnis Olympia wird noch einmal ein anderes als in Tokio: „Dort hat durch die Corona-Beschränkungen alles nicht so riesig und mächtig gewirkt wie hier.“
Kommentare