Warum Diskuswerfer Weißhaidinger bei Olympia auf die Handpflege achtet

"Ich will den besten Wurf – vielleicht sogar meines Lebens – fabrizieren", sagt Lukas Weißhaidinger und meint es völlig ernst. Heute, Montag, tritt er im olympischen Diskuswurf in Paris in der ersten Runde an. Und es ist klar: Er will ins Finale. Und dort seinen Diskus weiter werfen als die Konkurrenz.
Als Spitzensportler trainiert Weißhaidinger seinen ganzen Körper. Natürlich. Die Kraft der Beine muss ebenso stimmen wie die Armspannung, die Rumpfmuskulatur hält stabil. Aber auf einen Körperteil schaut der österreichische Diskuswerfer ganz genau. "Auf meine rechte Hand muss ich ganz besonders aufpassen", sagt der Oberösterreicher. Und da insbesondere auf die Haut am Zeigefinger.
"Da verliere ich ein bis zwei Meter"
Die meiste Zeit im Jahr sei der betreffende Abwurf-Finger deshalb mit einem Tape geschützt. „Die Haut reißt sonst immer an derselben Stelle auf.“ Wenn das passiert, kann der ganze Körper noch so gut trainiert sein, „du kannst dann nicht mehr ordentlich werfen“.
Also gilt es immer, den Finger zu schützen. Im Wettkampf mit eingewickeltem oder verletztem Finger antreten zu müssen, wäre ein großer Nachteil. "Da verliere ich allein durch das Tape ein bis zwei Meter."
Fingerspitzengefühl
Der 1,97-Meter-Mann spricht selten von Kraft, wenn es um seine Weitenjagd geht, sondern stets über "Gefühl". Doch wenn man die meiste Zeit im Jahr mit Verband oder Klebeband auf dem Finger trainiert, kann es ein fremdes Gefühl sein, im Wettkampf mit nacktem Finger zu werfen.
Deshalb werden im Frühling und wenige Wochen vor dem jeweiligen Wettkampf beschränkte Trainingseinheiten ohne Tape eingeplant. "Und zwar auf Vollgas. Gib’ ihm, volle Hülsen!" Es gehe darum, "das Feeling zu kriegen, das man haben muss, damit der Diskus weit fliegt."
300.000 Würfe
"Ich hatte in meinem Leben 200.000 bis 300.000 Würfe. Und ich hab’ genug Wettkampfwürfe, um zu wissen, wie es sich anfühlen muss", sagt Weißhaidinger. "Wenn ich den richtigen Druck auf dem Finger hab’, weiß ich, dass der richtig weit geht." Mehr Informationen brauche er nicht. Denn je länger sich der Diskus dreht, desto weiter fliegt er.
"Wenn man schon einmal weit geworfen hat, kann man das reproduzieren", sagt der EM-Zweite. "Ich weiß, wie sich ein 65-m-Wurf anfühlt. Und ich weiß, wie sich ein 69- oder 70-m-Wurf anfühlt." Jetzt gilt es nur noch, das zu reproduzieren.
Kommentare