Pro und Contra: Ist das Finale der Formel 1 korrekt abgelaufen?

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Der dramatische WM-Showdown zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton spaltet auch am Tag danach die (Sport)-Welt. Gute Argumente haben beide Lager.

Im Internet gibt es ja bekanntlich unbegrenzt Platz - und dennoch scheint das World Wide Web, vor allem die sozialen Medien, überzugehen mit Meinungen, Bonmots, Schlagzeilen und Stimmen zur denkwürdigen Entscheidung in der Formel 1 am Sonntag.

Das Duell zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton wurde in Abu Dhabi in der allerletzten Runde zugunsten des Niederländers entschieden. Die Rennleitung spielte dabei eine Schlüsselrolle, weshalb Emotionen hoch und Meinungen auseinander gingen.

Auch im KURIER ließ sich darüber herrlich debattieren - und zwar nicht nur in der Sportredaktion. Zwei Redakteure führen dieses Duell an dieser Stelle weiter. Im Zentrum stand die Frage: Ist das Finale der Formel 1 korrekt abgelaufen? 

PRO: Nicht mit unfairen Mitteln

Es war ein Showdown, der sogar jene begeisterte, die sonst das monotone Hintergrundgeräusch der Formel 1 lediglich für ihr Sonntagschlaferl benützen. Diese WM-Entscheidung hätte durchaus dem Hirn eines Hollywood-Regisseurs entspringen können, wenn ein Duell zweier ebenbürtiger Ausnahmekönner erst in der letzten Runde entschieden wird.  

Dass Mercedes Protest einlegte, war ein Akt der Logik und kein Beweis für einen unwürdigen Verlierer. Red Bull hätte im umgekehrten Fall vermutlich ebenso gehandelt. Wenn man bis zum Schluss um den Titel kämpft, Lewis Hamilton noch dazu ein perfektes Rennen fährt, dann will man den Verlust der scheinbar nahen Weltmeisterschaft nicht wahrhaben.

Doch der Mercedes-Protest wurde zu Recht abgewiesen. Einzig die Kommunikation von Rennleiter Michael Masi in der Safety-Car-Phase war wenig geglückt. Zunächst hieß es, dass die vier überrundeten Autos zwischen Hamilton und  Verstappen ihre Position halten müssen, was den Engländer zum Weltmeister gemacht hätte. Dann änderte Masi die Meinung, die Autos durften sich zurückrunden, wodurch Verstappen mit besseren Reifen plötzlich direkt hinter Hamilton lag.

Der Rennleiter folgte damit nur der üblichen Linie, denn solche Situationen wurden bisher immer auf diese Weise gehandhabt. Formel 1 ist ein ständiges Ausloten der Grenzen auf der Strecke und ein dehnbares Auslegen der Regeln abseits der Pisten. Dabei geht es nicht immer fair zu. Doch Verstappen wurde nicht mit unfairen Mitteln Weltmeister.

Von Alexander Strecha

CONTRA: Ein bisschen zu viel Zufall

Die besten Schiedsrichter agieren unauffällig und mit klar nachvollziehbaren Entscheidungen. Im Idealfall greifen sie nicht in den sportlichen Ausgang eines Wettbewerbs ein. Das gilt für die 2. Fußballklasse Waldviertel Süd  wie auch  für die Formel 1 beim Saisonfinale. 

Dem Anspruch wurde die wichtigste Motorsportrennserie der Welt am Sonntag  nicht gerecht. Die WM-entscheidende Anweisung mag vom Hunderte Seiten dicken Regelbuch gedeckt sein (womöglich liegt darin die Wurzel vielen Übels), doch dass die Unparteiischen ihre  Entscheidung nur vier Minuten später wieder zurücknahmen, wirkte willkürlich und merkwürdig.

Den beteiligten Fahrern und Teams ist dabei kein Vorwurf zu machen. Weder dem Mercedes-Rennstall, der (erfolglos) Protest einlegte gegen das Endergebnis, noch der Red-Bull-Crew, die die Gunst des einzigartigen Moments perfekt nutzte. Ob der am Sonntag in Abu Dhabi makellose Lewis Hamilton um den WM-Titel betrogen wurde, ist nicht unbedingt Gegenstand der aktuellen Debatte.

Sport lebt – auch – vom Zufall. Viel zu oft hat in der jüngeren  Vergangenheit einfach der Schnellste in der zu perfekt gewordenen Formel 1 gewonnen. In den schlimmsten Fällen fielen Rennentscheidungen in der Box beim Reifen-Umwuchten und nicht auf der Strecke. Auf genau dieses Argument berufen sich aktuell die Anhänger von Max Verstappen und Red Bull. Doch wurde diese großartige WM wirklich auf der Piste entschieden oder doch eher im Kontrollraum der Regelhüter?

Von Philipp Albrechtsberger

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