Ferrari-Sieg in Spielberg: Die Formel 1 ist wieder eine heiße Aktie
Mit dem letztlich doch eindeutigen Sieg von Charles Leclerc vor Max Verstappen endete in Spielberg vor mehr als 100.000 Tageszuschauern am Sonntag nicht nur der Grand Prix von Österreich (siehe auch Seite 19), sondern auch die erste Saisonhälfte der Formel 1.
Die wichtigste Rennserie der Welt erlebt einen Aufschwung, in Österreich, in Europa, weltweit. Mit der Netflix-Serie „Drive to Survive“ wurde junges und weibliches Publikum angesprochen. Mit Verstappen hat die Formel 1 einen Publikumsmagneten, der Fans quer durch Europa reisen lässt; mit Leclerc einen Herausforderer, der im legendären Ferrari nicht nur den Niederländer jagt, sondern auch den ersten Fahrer-WM-Titel für die Scuderia seit 2007.
„Der Halbzeit-Grand-Prix der Formel 1 verspricht Spannung für die zweite Hälfte“, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Auf den Punkt brachte es die Daily Mail: „Es war nicht das Ergebnis, für das diejenigen gekommen waren, die orangefarbene Bengalos entzündeten, sondern eines, das die Weltmeisterschaft gebraucht hat – ein Sieg von Charles Leclerc in einem dramatischen, von Feuer erleuchteten Großen Preis von Österreich.“
Tatsächlich hat sich der Titelkampf durch den Sieg von Leclerc zugespitzt, 38 Punkte liegt der Monegasse noch zurück. Red Bull grübelt. Weh tat den Österreichern nicht so sehr der Sieg von Leclerc, sondern vielmehr die Art, wie er zustande gekommen ist.
Ferrari war das klar schnellere Team, drei Mal konnte Leclerc Verstappen auf der Strecke überholen und trotz eines angeschlagenen Ferrari den Sieg holen. „Wir waren einfach zu langsam“, sagte Verstappen etwas ratlos. „Ich habe keine Ahnung, weshalb unsere Reifen so schnell abgebaut haben.“
Doch auch bei Ferrari-Teamchef Mattia Binotto sah man am Sonntagabend Sorgenfalten. Das Auto von Carlos Sainz Jr. war nach einem klassischen Motorschaden in Flammen aufgegangen. Mit 75 Punkten Rückstand fehlen dem Spanier nun schon drei Rennsiege auf Verstappen. „Der Ausfall ist mental sehr schwierig zu verdauen“, sagt Sainz, der aus dem WM-Kampf ebenso draußen scheint, wie Sergio Pérez, der mit seinem Red Bull aufgeben musste. Sieger Leclerc mahnte: „So ein Motorschaden ist mir schon zwei Mal passiert und jetzt wieder bei Carlos. Wir müssen das so schnell wie möglich beheben.“
Zu den technischen Problemen kamen bei Ferrari heuer auch höchst fragwürdige Strategie-Entscheidungen dazu. Wäre die Saison optimal gelaufen, müsste Leclerc die WM anführen.
Thema in Spielberg waren auch Berichte auf Social Media über sexistisches Verhalten gegenüber weiblichen Fans. Am Montag war man mit der Prüfung der Vorwürfe beschäftigt. „Die Vorfälle werden in enger Abstimmung mit der FIA in den nächsten Tagen und Wochen aufgearbeitet“, sagte Erich Wolf, der Geschäftsführer des Red-Bull-Rings. Man kehre die Sache bestimmt nicht unter den Teppich, wurde versichert. Für die nächsten Rennen soll es Konsequenzen geben.
Bis Sonntagabend ist keine einzige derartige Anzeige bei der Polizei eingelangt. Dabei sei die Exekutive direkt am Ring rund um die Uhr erreichbar gewesen, sagt Sprecher Christoph Grill.
Die Polizisten seien auch am Gelände unterwegs und jederzeit ansprechbar gewesen. Frauen oder auch Männer, die möglicherweise belästigt wurden, sollen sich bei der Polizei melden.
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