Handball-EM: Perfekte Zutaten für Österreichs Galadinner
Wenn Österreichs Handballer wissen wollen, was auf sie ab Donnerstag in der Hauptrunde der Heim-EM zukommt, dann müssen sie nur in ein Eck der Wiener Stadthalle blicken. Dort steht seit Kurzem ein Podest, auf dem das deutsche Fernsehen sein Studio errichtet, und das keinen Zweifel aufkommen lässt: Obwohl die Endrunde seit einer Woche läuft, beginnt das Turnier für die großen Nationen erst jetzt so richtig.Dass Österreich Teil dieses illustren Kreises der Top zwölf ist, ist eine erfreuliche Tatsache und das Resultat vieler richtiger und einiger mutiger Entscheidungen. Wie kam es dazu und was ist ab sofort zu erwarten?
Der Auftaktgegner
Der Respekt vor Kroatien (18.15 Uhr) ist groß. Besonders Domagoj Duvnjak wird immer erwähnt. Österreichs Janko Bozovic weiß: „Sie haben auf allen Positionen Weltklassespieler. Aber wir haben nach drei Siegen viel Selbstvertrauen. Wenn wir wieder so spielen, dann haben wir eine Chance.“
Die Selbstreflexion
Österreichs Vorrundengruppe fehlte mit Tschechien, Nordmazedonien und der Ukraine das ganz große Kaliber. Man nahm die Gegner ernst, gab aber unmissverständlich die Hauptrunde als Ziel aus. Dass die Österreicher den Aufstieg so souverän schafften, überraschte dennoch. Der Erfolgslauf ist dem Lernprozess geschuldet. Aus den enttäuschenden Endrunden 2018 und 2019 (jeweils Out nach der Vorrunde) haben Spieler und Verband richtige Lehren gezogen.
Das Umfeld
Teamchef Ales Pajovic, seine Arbeit und sein Umgang mit den Spielern wurden bereits mehrfach gelobt. „Der Verband hat ein großartiges Händchen bei der Auswahl des Trainerstabs“, lobt Tormann-Routinier Thomas Bauer. Die Bestellung des ehemaligen Weltklassespielers, der über wenig Erfahrung als Cheftrainer verfügte, war mutig. Sein (nicht unerfolgreicher) Vorgänger war nach sieben Jahren dennoch an Grenzen gestoßen, Pajovic setzt taktisch und in der Führung der Gruppe neue Impulse. Die Erfolge werden Begehrlichkeiten im Welthandball wecken, wie sich bereits zeigt: Tormann-Trainer Mattias Andersson, einst Weltklassegoalie bei Barcelona, Kiel, Flensburg und im schwedischen Team, wechselt zum deutschen Verband.
Die heimische Liga
Dass Pajovic in Österreich lebt und die heimische Liga von seiner Zeit in Graz bestens kennt, ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Im Gegensatz zur Heim-EM 2010 kommt die Mehrheit des 16-Mann-Kaders aus der spusu LIGA. Zudem hat das Team eine größere Perspektive, weil es im Schnitt um fast zwei Jahre jünger ist. Der Teamchef hat den weniger geforderten Spielern aus Österreich ein hartes Athletiktrainingsprogramm verordnet. „Der Kraft- und Ausdauerlehrgang war der Horror, aber wohl notwendig“, erinnert sich Tobias Wagner.
Gleichzeitig bekamen die Spieler eine Perspektive aufgezeigt. Kreisläufer Fabian Posch, unter Pajovic’ Vorgänger nicht mehr erste Wahl, zählt mittlerweile zu den Stützen. Im Sommer wurde er gar zu Österreichs Handballer des Jahres gewählt.
Die Vision
Der Verband weiß, wie wichtig Heimturniere für die Entwicklung der Spieler sind, speziell auch als Inspiration für den Nachwuchs. Bestes Beispiel: Nikola Bilyk, der 2010 in der Stadthalle als stolzer Bodenwischer EM-Atmosphäre schnupperte. Schon im Juli geht es weiter: Innsbruck veranstaltet gemeinsam mit Brixen die U-20-EM. Das große Ganze im Blick hat der Sportdirektor – keine Selbstverständlichkeit im rot-weiß-roten Handball. Rekord-Nationalteamspieler Patrick Fölser bekleidet die neu geschaffene Position erst seit Sommer 2018.
Gruppe I in Wien
16. Jänner: Spanien – Tschechien, Kroatien – Österreich, Weißrussland – Deutschland.
18. Jänner: Weißrussland – Tschechien, Spanien – Österreich, Kroatien – Deutschland.
20. Jänner: Kroatien – Tschechien, Weißrussland – Spanien, Österreich – Deutschland.
22. Jänner: Kroatien – Spanien, Weißrussland – Österreich, Tschechien – Deutschland.
Anwurfzeiten 16.00, 18.15, 20.30
Österreich spielt immer um 18.15, nur gegen Deutschland erst um 20.30 Uhr (alle Spiele ORF 1). Top 2 im Semifinale
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