So professionell die Fivers geführt sind, so unprofessionell ist das Team. Das ist keineswegs negativ gemeint. Denn im Kader befinden sich nur drei Spieler, die sich nur auf den Handball konzentrieren können.
Markus Kolar ist zum Beispiel Mathematik-Lehrer am Rainergymnasium in Margareten. Der 36-jährige Rückraumspieler hat mehrere Klassen in der Unterstufe, eine Matura-Klasse und viel Rückendeckung. Nach der Auslosung der Europacup-Gruppe suchte er demütig das Gespräch mit seiner Direktorin Sabine Theiner. „Ich bin davon ausgegangen, dass ich zwei der fünf Auswärtsspiele mitmachen kann. Sie hat mich gleich unterbrochen und gefragt, wo das Problem sei. Ich solle fahren, sie sei eh da und suppliert in der achten Klasse.“ Die anderen Stunden werden von weiteren Kollegen übernommen. „Da bereite ich Übungen vor. In Mathematik zu üben ist einfach nie ein Fehler.“ Kolar wusste, dass er auf das Entgegenkommen seiner Schule angewiesen war. Das Rainergymnasium ist aber auch nicht irgendeine Schule für die Fivers.
Auch im Lockdown im Frühjahr wurde geholfen. „Als der Hallensport noch verboten war, konnten wir auf dem Platz im Freien ohne Körperkontakt trainieren. Das hat uns sehr geholfen“, erinnert sich Kolar.
Die Corona-Vorgeschichte
Weniger perfekt verlief dann die Vorbereitung. Kurz vor dem Trainingslager gab es sechs Corona-Fälle in der Mannschaft. Kolar war auch betroffen. „Ich war fast symptomfrei. Aber extrem müde und habe den ganzen Tag geschlafen.“
Den Fivers war es eine Lehre. „Jetzt sind wir strenger und tragen auch in der Garderobe Maske. Vielleicht haben wir es am Anfang auch zu locker genommen. Für diese Vorbereitung lief es dann richtig gut.“
Lehrreich
Bis Freitag, als in der Liga in Schwaz mit dem 30:31 der erste Punkteverlust eintrat. Ärgerlich für die erfolgsverwöhnten Wiener. Aber vielleicht auch nicht so schlecht, wie Kolar betont: „Es ist spannend: Wenn du verlierst, dann analysierst du viel mehr. Im Handball entscheidet manchmal eine Aktion über Sieg oder Niederlage. Aber aus Niederlagen lernt man eigentlich mehr.“
Aus dem Abenteuer Europacup werden die Fivers noch mehr lernen. Besonders für die jungen Spieler ist die Erfahrung Gold wert. Kolar kennt den Unterschied: „ Ein Ligaspiel ist nach drei, vier Saisonen Routine. Da kennst du die Spieler, die Halle, usw. International ist die Aufregung in der Mannschaft anders. Da wird viel mehr gesprochen. Man ist in einem anderen Modus. Niemand schaut nur auf sich, sondern denkt immer auch an die anderen. Das ist richtig Klasse.“
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