Wird es die Spielfreude beflügeln oder zur Bürde für die 22 Kontrahenten in einem besonders wichtigen Derby? In der 336. Auflage des Klassikers (17 Uhr) geht es um den dritten Platz. Das klingt – vor allem mit Blick auf die Historie der Wiener Rivalen – nicht so prickelnd, ist aber von besonderer Bedeutung.
Da Österreichs Bundesliga durch die vielen Europacup-Erfolge auf Rang zehn in der UEFA-Wertung vorgerückt ist und Salzburg wieder das Double holt, wartet auf den Dritten ein Zuckerl: die fixe Teilnahme an einer europäischen Gruppenphase.
Viele Millionen zu haben
Ohne Quali-Mühen im Hochsommer kann vorab mit den UEFA-Millionen in einem Europacup-Herbst geplant werden. Bei einem Erfolg im Play-off wartet die Europa League, ansonsten als Trost die Conference League. Je nach Gegner und Fan-Interesse darf mit fünf bis zehn Millionen brutto an Extra-Einnahmen gerechnet werden.
„Das würde die Planungen in allen Belangen erleichtern“, betont Rapid-Sportchef Zoran Barisic vor dem großen Umbruch nach Saisonende. Kollege Manuel Ortlechner, der vor Kurzem noch um die Lizenz bangen musste, hätte plötzlich Spielraum für den anstehenden Umbau der Austria-Mannschaft.
So eine Ausgangslage gab es noch nie. Seit der Ligareform dümpelte ja stets ein Verein aus Wien in der Quali-Gruppe herum. Ebenso neu ist die Möglichkeit, eine Saison mit vier Derbys, aber ohne einen Derby-Sieger zu beenden.
Ein Blick ins KURIER-Archiv zeigt, dass in der Generali-Arena gleich mehrere historische Remis-Rekorde auf dem Spiel stehen.
Das gab es noch nie, ...
... dass in einem Derby Europacup-Millionen ausgespielt werden.
Dass Austria und Rapid den Meistertitel ausspielen, erscheint durch die Red-Bull-Dominanz ohnehin ausgeschlossen. Nur noch ältere Semester werden sich erinnern, wann das zuletzt passierte: 2013 war die Austria den Rapidlern früh enteilt, 2008 setzte sich Rapid ebenso schnell von den Violetten ab.
Um ein Derby zu finden, bei dem es tatsächlich im direkten Rivalen-Duell um den Titel ging, muss bis Mai 1986 zurückgeblickt werden: Rapid gewann in Runde 35 mit 3:1, aber die Austria verteidigte den geschmolzenen Vorsprung mit einem Sieg in der letzten Runde und wurde Meister.
... dass sechs Duelle in Folge unentschieden enden. Begonnen hat die unheimliche Serie im Dezember 2019 in Hütteldorf mit einem 2:2. Auf ein 1:1 und ein 0:0 folgten die drei 1:1-Remis dieser Saison. Der letzte Derby-Sieger war Rapid im September 2019 (3:1 in Favoriten). Wird der Remis-Rekord ausgebaut?
Die längste Derby-Serie überhaupt ist allerdings noch weit weg: Rapid hat von 1911 bis 1917 die ersten elf Duelle mit der Austria (die damals noch als „Amateure“ bekannt war) gewonnen. Die längste violette Siegesserie gab es 1987/’88 mit fünf Erfolgen.
... dass alle vier Saisonduelle unentschieden enden. Wenn auch heute knapp vor 19 Uhr kein Sieger feststeht, wäre ein Derby-Rekord aufgestellt. Es hat schon einmal vier Remis in Folge gegeben, allerdings aufgeteilt auf zwei Saisonen. „Als Junger hab’ ich eigentlich nur Sieg oder Niederlage in einem Derby gekannt“, wundert sich der 28-jährige Rapid-Kapitän Max Hofmann. Tatsächlich gab es zwischen 2014 und 2017 gleich neun Derbys ohne Unentschieden.
Kein Rekord wäre übrigens das Ergebnis, das bei den Buchmachern als wahrscheinlichstes Resultat gilt: 1:1. Denn in den Jahren 2001 und 2002 endeten vier Duelle der Erzrivalen in Folge mit einem brüderlichen 1:1.
Kommentare