Zwischen Hoffnung und Klage: Wie es in der Bundesliga weitergeht

Entsetzen in Ried: Keine Liga-Aufstockung und wohl auch kein Aufstieg
Keine Liga-Aufstockung: Die Freigabe der Politik rückt näher, enden könnte die Fußball-Saison aber am grünen Tisch.

In der aktuellen Achterbahnfahrt für den Profi-Fußball geht es wieder bergauf. „Wir brauchen in den nächsten sieben, acht Tagen Lösungen. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das schaffen“, erklärt Ligavorstand Christian Ebenbauer nach einem Tag mit vielen Gesprächen, Verhandlungen und heiklen Abstimmungen.

Ende Mai soll die Saison mit dem Cupfinale wieder aufgenommen werden. Enden könnte die Saison aber doch nach angekündigten Klagen am grünen Tisch – weil der Antrag von Ried und Klagenfurt auf eine Ligaaufstockung in der Bundesliga-Hauptversammlung abgelehnt wurde und eine sportliche Fortsetzung der 2. Liga illusorisch scheint.

Wieso wird die Liga nicht aufgestockt?

„80 Prozent der Stimmen wurden gegen den Antrag ausgesprochen“, sagt Ebenbauer.

Zwischen Hoffnung und Klage: Wie es in der Bundesliga weitergeht

Liga-Vorstand Christian Ebenbauer

Benötigt worden wäre aber eine Zweidrittel-Mehrheit dafür. Hauptgrund der Ablehnung: Die finanziell ohnehin angeschlagenen Vereine hätten die Einnahmen unter 14 (statt 12) Klubs aufteilen müssen. Außerdem hätte Sky aus dem TV-Vertrag aussteigen können.

Wird jetzt geklagt?

„Ich rechne jetzt mit Rechtsstreitigkeiten“, sagt Ebenbauer, der zu möglichen Entschädigungszahlungen an Ried und Klagenfurt meint: „Das wäre wohl nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.“

Was ändert sich in der obersten Spielklasse?

Wie im KURIER angekündigt, wurde der Pleite-Paragraf gestrichen: Vereine, die insolvent werden, müssen nicht mehr in die 3. Liga absteigen.

Stattdessen gibt es sechs Minuspunkte, ein Einkaufsverbot (keine Spieler mit Ablösen), eine Gehaltsobergrenze und die Streichung vom Europacup in der folgenden Saison.

Kann die Saison fortgesetzt werden?

„Ich bin sehr zuversichtlich“, sagt Ebenbauer nach einem Gespräch mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober Donnerstagvormittag. „Zum Glück haben die Ministerien erkannt, dass Gesprächsbedarf herrscht und die Sache beschleunigt. Das war ein Entgegenkommen“, erklärt Austria-Vorstand Markus Kraetschmer.

„Bis zum nächsten Wochenende sollte das Mannschaftstraining erlaubt sein“, glaubt Ebenbauer.

Warum geht es in Deutschland und der Schweiz schneller?

Mit beiden Ligen hat sich Österreich eng abgesprochen.

„Aber wir sind jetzt die Letzten in der Reihe“, gesteht Ebenbauer. Denn nur in Österreich wurde (bislang) gefordert, dass nach einem positiven Test die gesamte Mannschaft für zwei Wochen in Quarantäne muss. „Wir suchen einen Kompromiss – denn wenn das so bliebe, wäre in Coronazeiten überhaupt kein Bewerb in einem Mannschaftssport durchzuführen,“ betont Ebenbauer.

Was sagt die Politik?

„Es soll keine Privilegien für den Fußball geben“, betont Anschober.

Andererseits hat die Regierung realisiert, dass sie mit ihrer bisherigen Linie den gesamten Profibereich in Mannschaftssportarten unmöglich machen würde, bis ein Impfstoff gefunden ist. Eine Pleitewelle mit der Vernichtung von Tausenden Arbeitsplätzen wäre die Folge. Mit dem Ministerium wurde eine Expertengruppe vereinbart, die Details verhandeln und bis nächste Woche ein Ergebnis bringen soll. „Es ist das Ziel, eine gemeinsame Lösung zu finden“, wird betont.

Wann dürfen wieder Fans ins Stadion?

Die Bundesliga will den Saisonstart möglichst weit nach hinten – in den September – schieben. „Damit eine Aussicht auf möglichst viele Spiele mit Zuschauern besteht“, erklärt Ebenbauer. Die niederländische Regierung will an Geisterspielen festhalten, bis es einen Impfstoff gibt und kündigt an: „Frühestens im Sommer 2021 wird es Großveranstaltungen mit Fans geben.“

Ebenbauer ist alarmiert: „Wenn das unsere Regierung auch so verlautbaren würde, müssten wir uns Gedanken machen, ob es überhaupt weiter geht.“

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Die Geisterspiele haben Rapid hart getroffen, der Hilfsfonds der Regierung soll den Schaden abdecken

Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek sagt: „Als Publikumsmagnet sind wir besonders betroffen. Geisterspiele sind besser als ein Saisonabbruch. Aber auf Dauer könnten wir so nicht weitermachen.“

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