Pleite-Paragraf vor dem Aus: Bundesliga-Klassenerhalt trotz Konkurs

Hilfe in der Not: Bei einem Saisonabbruch wäre die Austria pleite. Der Zwangsabstieg soll entfallen
Änderung der Lizenzbestimmungen: Insolvenzgefährdeten Klubs wie der Austria soll der Gang in die dritte Liga erspart bleiben.

Fußballspiele sind in weite Ferne gerückt, dafür ist der Finanzkollaps in der Bundesliga bedrohlich nahe. Nachdem das Gesundheitsministerium die Geisterspiel-Pläne zurückgewiesen hatte, sprach Austria-Vorstand Markus Kraetschmer im KURIER Klartext: Nein, die Austria würde "einen Saisonabbruch nicht überleben", der Verein wäre im Sommer pleite.

Diese Woche wird noch versucht, sportliche Lösungen zu finden. Aber wenn die Regierung ihren Corona-Weg beibehält (nach einem positiven Test müsste die gesamte Mannschaft 14 Tage in Quarantäne), sind die fehlenden zehn Runden kaum durchzuführen.

Und auch der Start einer neuen Saison wäre unter diesen Umständen höchst fraglich.

Gut möglich, dass bis zur Erforschung eines Impfstoffs überhaupt keine Bewerbe in Teamsportarten mit Körperkontakt auszuspielen wären.

Als Folge müsste im Fußball bis Jahresende nicht nur die Austria Konkurs anmelden, sondern die Mehrheit der aktuellen Zwölferliga.

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Was das bedeutet? Laut aktueller Lizenz-Bestimmung folgen auf eine Insolvenz der Lizenzentzug und der Zwangsabstieg in die Regionalliga. 2002 ist das Meister FC Tirol passiert.

Nur „wenn ein vom Gericht rechtskräftig bestätigter Sanierungsplan nachgewiesen“ wird, darf ein insolventer Klub in der 2. Liga mitspielen.

Lizenzänderung

Die Bundesliga ist bereits in den Notfall-Modus gewechselt und wird dabei von der UEFA unterstützt: Der Dachverband empfiehlt, während der Corona-Krise die üblichen finanziellen Kriterien für Lizenzen aufzugeben.

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Liga-Vorstand Christian Ebenbauer

Laut KURIER-Recherchen soll bei der Hauptversammlung am Donnerstag der Pleite-Paragraf gestrichen werden. Betroffene Klubs dürften auch nach einer Insolvenz in der obersten Spielklasse teilnehmen. Die nötige Mehrheit dafür scheint gesichert, weil die meisten Vereine bis spätestens Winter ohne frisches Geld in Insolvenzgefahr geraten würden.

Verhandelt werden muss freilich noch, mit wie vielen Minuspunkten ein Konkurs in der kommenden Saison (wann immer die auch startet) bestraft wird. In Deutschland sind es aktuell neun Zähler.

Tirol für Saisonabbruch

Als erster Verein bekennt sich WSG Tirol gegenüber dem KURIER offen zum Saisonabbruch. Bei der letzten Sitzung gab es noch eine 9:0-Abstimmung für Geisterspiele (LASK, Admira und Tirol hatten sich enthalten).

„Für uns wäre es das bessere Szenario“, gesteht Finanzvorstand Hubert Vogelsberger. Bei den Tirolern hatte man mit niedrigen Zuschauererlösen geplant, was auch die schlechten Besucherzahlen bestätigen – deshalb wird der Klub die Saison nicht mit einem Minus abschließen.

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„Aber nur, wenn wir mit 30. Juni aufhören. Sollte die Saison bis Ende Juli verlängert werden, wäre das eine Horrorvorstellung. Das würde viele Vereine hart treffen.“

Die Gefahr einer Insolvenz ist beim Aufsteiger dank langfristiger Partner und Präsidentin Langes-Swarovski nicht gegeben. Im Budgetentwurf für die neue Saison „fahren wir aber überall um 25 Prozent herunter“, sagt Vogelsberger. „Wir gehen da auf Nummer sicher.“

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