Alaba hält Österreich im Rennen

Austria's David Alaba (R) reacts after scoring a goal past Ireland's goalkeeper David Forde (L) and Marc Wilson (C) during their World Cup qualifying soccer match against Ireland in Vienna September 10, 2013. REUTERS/Heinz-Peter Bader (AUSTRIA - Tags: SPORT SOCCER)
Irland wurde niedergekämpft - der Treffer des Bayern-Spielers lässt die WM-Tür offen.

Es war wieder einmal ein Spiel der letzten Chance. Gegen Irland siegen, oder vorzeitig fliegen aus dem im Rennen um die WM-Qualifikation – diese Alternativen standen zur Auswahl. Es wurde jedenfalls ein hartes Stück Arbeit. Ein Zittern bis zur 84. Minuten. Als Irlands Abwehr nämlich mit der scharfen Hereingabe von Christian Fuchs nichts anzufangen wusste und ein gewisser David Alaba mit aller Gewalt aus zehn Metern doch für den finalen Jubel sorgte.

Was gleichgeblieben war: ein mit Begeisterung bis zum letzten Platz gefülltes Happel-Stadion, Fahnen schwenkende Menschen zum Takt des Radetzkymarsch, unerschütterliches und allgegenwärtig spürbares Vertrauen auf die Heimstärke.

Was sich doch grundlegend geändert hatte? Der für seine Verhältnisse fast schon revolutionäre Wille des Teamchefs, einiges umzukrempeln. Im Klartext: Marko Arnautovic saß erstmals unter Marcel Koller zu Beginn auf der Bank. Für ihn sollte der einsatzfreudige Burgstaller auf der linken Seite der irischen Körperbetontheit Widerstand leisten. Bayerns David Alaba wurde der offensive Auftrag gegeben, hinter der alleinigen Sturmspitze Andreas Weimann für Akzente zu sorgen. Und im Innenverteidigerpaar ersetzte Sebastian Prödl den zuletzt oft überfordert wirkenden Emanuel Pogatetz. Ungewohnt auch das von einer Maske verdeckte Gesicht von Veli Kavlak, der trotz Nasenbeinbruchs ganzen Einsatz bringen wollte.

Ein Wolkenbruch in der Anfangsphase ließ bei den Iren zunächst heimatliche Gefühle aufkommen. Kurz und heftig war ihr Anstürmen, ehe das Spiel zum beiderseitigen, meist untauglichen Versuch wurde, zu Tormöglichkeiten zu kommen. Pattstellung. Österreichs Plan, den Weg mittels schneller Kombinationen vors irische Tor zu finden, wurde zu oft durch die gegnerische Robustheit unterbunden.

Das Spiel in Bildern

Alaba hält Österreich im Rennen

FUSSBALL WM-QUALIFIKATION: ÖSTERREICH - IRLAND
Alaba hält Österreich im Rennen

FUSSBALL WM-QUALIFIKATION: ÖSTERREICH - IRLAND
Alaba hält Österreich im Rennen

FUSSBALL WM-QUALIFIKATION: ÖSTERREICH - IRLAND
Alaba hält Österreich im Rennen

FUSSBALL WM-QUALIFIKATION: ÖSTERREICH - IRLAND
Alaba hält Österreich im Rennen

Austria's Alaba reacts during their World Cup qual
Alaba hält Österreich im Rennen

FUSSBALL WM-QUALIFIKATION: ÖSTERREICH - IRLAND
Alaba hält Österreich im Rennen

FUSSBALL WM-QUALIFIKATION: ÖSTERREICH - IRLAND
Alaba hält Österreich im Rennen

Ireland's coach Giovanni Trapattoni reacts during
Alaba hält Österreich im Rennen

AUSTRIA SOCCER FIFA WORLD CUP 2014 QUALIFICATION
Alaba hält Österreich im Rennen

Austria's Weimann reacts during their World Cup qu
Alaba hält Österreich im Rennen

Austria's Harnik fails to score during their World
Alaba hält Österreich im Rennen

Austria's Alaba reacts after scoring during their
Alaba hält Österreich im Rennen

FUSSBALL WM-QUALIFIKATION: ÖSTERREICH - IRLAND
Alaba hält Österreich im Rennen

AUSTRIA SOCCER FIFA WORLD CUP 2014 QUALIFICATION

Durchwachsen

Dazu kam die hemmende Formschwankung einiger Leistungsträger im offensiven Bereich. Kaum in Szene konnten sich Harnik und Weimann setzen. So blieb es Alaba vorenthalten, für die Gefahrenmomente zu sorgen. Bei seinem Weitschuss in der 35.Minute musste sich Torhüter David Forde tatsächlich strecken, ein weiterer Versuch kommt als Abpraller zu Harnik – gehalten (39.).

Viel Laufarbeit, viel Präsenz war erforderlich, um einigermaßen spielbestimmend zu sein. Eine leichtes Plus in den Spielanteilen, das wegen technischer Fehler und ungenauen Pässen zunächst zu keiner drückenden Überlegenheit wurde. Unachtsamkeiten, die den Iren Gelegenheiten zu Kontern servierten. Pilkington traf das Außennetz (33.), der aufmerksame Almer gefiel sich als Retter vor dem einschussbereiten Walters (40).

Was blieb: der Mut der Verzweiflung. Und die Hoffnung des Teamchefs, dass Marko Arnautovic vielleicht doch einmal ein Opfer eines Genieblitzes werden könnte. Er kam nach einer Stunde für Burgstaller. Das große Anrennen begann, endlich verspürten die Iren ein Druckgefühl. Weimann trifft nach Hereingabe von Fuchs genau in die Arme des Torhüters, Harnik donnert den Ball aus schrägem Winkel in Richtung Nachthimmel und scheitert weniger später auch aus kurzer Distanz. Auch Janko durfte rein. Für den glücklosen Weimann.

48.500 Zuschauer schienen sich schon mit einem torlosen, unbrauchbaren Remis abzufinden.

Aber dann kam der Auftritt von David Alaba ...

KURIER-Noten für die Teamspieler

Wien, Ernst Happel Stadion, 48.500 Zuschauer (ausverkauft), SR Olegario Benquerenca (POR)

Tor:
Alaba (84.)

Österreich: Almer - Garics, Prödl, Dragovic, Fuchs - Baumgartlinger, Kavlak (46. Leitgeb) - Harnik, Alaba, Burgstaller (60. Arnautovic) - Weimann (73. Janko)

Irland: Forde - Coleman, Dunne, O'Shea (49. Clark), Wilson - Walters, Green, McCarthy, Pilkington (73. McClean) - Long (81. Sammon), Keane

Gelbe Karten: keine bzw. O'Shea, Keane, Dunne

Marcel Koller (ÖFB-Teamchef): "Ich habe gesagt, wir müssen ruhig bleiben und können das Tor auch in der 90. schießen. Es ist aber jetzt ein bisschen früher gekommen. Am Anfang waren wir ein bisschen unsicher, haben uns nicht zu viel zugetraut. Durch den Wechsel von Leitgeb hatten wir dann mehr Zug nach vorne. Jetzt haben wir zwei Auswärtsspiele, in denen wir kühlen Kopf und Ruhe bewahren müssen."

David Alaba (ÖFB-Torschütze): "Die Iren haben gut dagegengehalten, aber wir haben uns trotzdem einige gute Chancen herausgearbeitet. Gott sei Dank haben wir das Spiel am Ende gewonnen. Es war nicht einfach, da die Iren sehr tief gestanden sind. Wir träumen alle von Brasilien und werden alles dafür tun, damit dieser Traum realisiert wird."

Christian Fuchs (ÖFB-Teamkapitän): "Man kann der ganzen Mannschaft gratulieren. In den letzten Tagen ist viel Kritik nach dem Deutschland-Spiel auf uns eingeprasselt. Aber wir sind geduldig geblieben, haben dagegengehalten und das verdiente Tor geschossen. Wir haben gewusst, dass das heute ein Geduldspiel wird. Wir haben aber an uns geglaubt und den Sieg eingefahren."

Martin Harnik (ÖFB-Stürmer): "Das war ein unglaublich intensives Spiel. Wir haben in der ersten Hälfte nicht ins Spiel gefunden. In der zweiten Hälfte haben wir dann aber von Minute von Minute mehr Druck aufgebaut und Gott sei Dank das Tor gemacht. Es war heute schwierig, Tore zu erzielen."

Leo Windtner (ÖFB-Präsident): "Es war ein Match, das alles an Nerven abverlangt hat. Aber unser Nationalteam hat gezeigt, dass es ein tolles Kämpferherz und einen Teamgeist hat. Es hat verdient gewonnen. David Alaba ist der Herzschlag der Mannschaft, er hat sich geradezu zerrissen. Es gibt in Europa kaum ein zweites Publikum wie hier in Wien."

Giovanni Trapattoni (Irland-Trainer): "Österreich war besser. Wir hatten in den ersten 20, 30 Minuten Chancen. Ich bin enttäuscht, weil wir auch treffen hätten können. Ein Remis wäre da o.k. gewesen, aber nach 90 Minuten ..."

Gruppe A:
Mazedonien - Schottland 1:2 (0:0)
Wales - Serbien 0:3 (0:2)

Gruppe B:
Armenien - Dänemark 0:1 (0:0)
Malta - Bulgarien 1:2 (0:1)
Italien - Tschechien 2:1 (0:1)

Gruppe C:
Kasachstan - Schweden 0:1 (0:1)
Färöer - Deutschland 0:3 (0:1)
Österreich - Irland 1:0 (0:0)

Gruppe D:
Rumänien - Türkei 0:2 (0:1)
Ungarn - Estland 5:1 (3:0)
Andorra - Niederlande 0:2 (0:0)

Gruppe E:
Norwegen - Schweiz 0:2 (0:1)
Zypern - Slowenien 0:2 (0:1)
Island - Albanien 2:1 (1:1)

Gruppe F:
Russland - Israel 3:1 (0:0)
Luxemburg - Nordirland 3:2 (1:1)

Gruppe G:
Litauen - Liechtenstein 2:0 (2:0)
Slowakei - Bosnien 1:2 (1:0)
Griechenland - Lettland 1:0 (0:0)

Gruppe H:
San Marino - Polen 1:5 (1:3)
Ukraine - England 0:0

Gruppe I:
Georgien - Finnland 0:1 (0:0)
Weißrussland - Frankreich 2:4 (1:0)

Alle Tabellen

We are from Austria.“ 47.000 sangen fähnchenschwingend zu Rainhard Fendrichs inoffizieller Bundeshymne. Danach pfiff bei Bekanntgabe der Aufstellung trotz des 0:3 in München kein einziger von ihnen. Das Verhalten des Publikums widersprach so völlig seinem Ruf, wonach die Österreicher nur Weltmeister im Nörgeln seien. Rot-Weiß-Rot profitierte vielmehr vom viel zitierten zwölften Mann.

Wie beim 2:2 in Irland gelang David Alaba auch gestern gegen die Iren im Finish (diesmal mit 104 km/h) ein entscheidendes Tor. Und wie so oft zeigte der 21-jährige auch in seinem 28. Länderspiel, dass er nicht nur der jüngste, sondern auch der beste österreichische Fußballer ist.

Jedoch: Drei Stunden vorher hat auch in Kasachstan eine Ausnahmespieler den Unterschied ausgemacht. Zlatan Ibrahimovic erzielte auf dem Kunstrasen in Astana schon nach 29 Sekunden das 1:0 für die Schweden. Eine Führung, die sie nicht ausbauten, sondern mit Glück über die Distanz retteten.

Damit sind die Skandinavier weiterhin Favorit auf Gruppenplatz zwei. Damit aber wurde auch offenbar, dass bei Österreichs nächstem Gegner das Nervenkostüm ebenso flattert wie bei Marcel Kollers Team. Und dass auch Mannschaften, die in der Weltrangliste weit vor Österreich (Rang 55) liegen, keinen Schönheitspreis verdienen in der WM-Qualifikation.

Die gestrige Zitterpartie im Prater wird nicht als spielerisches Highlight eingehen in die Fußball-Geschichte. Aber sie lässt die Teamchef-Diskussionen verstummen. Kollers prominenter italienischer Kollege Giovanni Trapattoni hingegen wurde von Alaba vermutlich von der irischen Trainerbank geschossen.Die Iren sind endgültig aus dem Rennen, während Österreich auf ein heißes Finale im kalten Norden hoffen darf. Wird Kampfgeist in Stockholm ähnlich belohnt wie gestern und wird die ÖFB-Elf danach auf Färöer nicht vom Wind verblasen, dann kommt’s im November zu einem Stechen gegen einen anderen Gruppenzweiten.

In Brasilien ist Austria somit noch lange nicht.

Kommentare