Warum für Rapids Yusuf Demir nur der FC Barcelona infrage kam
Yusuf Demir hat nicht nur außergewöhnlich viel Talent, sondern auch einen außergewöhnlich starken Willen. Bereits mit 15 Jahren war der Rapid-Spielmacher das Transferziel der ganz großen Klubs aus Europas Top-Ligen. Der Wiener hat sich nach Beratungen mit seiner Familie, Manager Emre Öztürk und Talentemanager Steffen Hofmann dennoch dafür entschieden, 2019 seinen ersten Profivertrag bei Rapid zu unterschreiben.
So wäre das Ziel, später im Camp Nou zu spielen, am besten zu erreichen. Diesem Lebenstraum hat Yusuf Demir alles untergeordnet – auch bei den vielen Transferanfragen seither. „Ich sehe es als Ehre, dass sich viele Vereine für mich interessieren. Ich kann nur sagen, was ich einmal am liebsten hätte: Ich will für Barcelona spielen“, betonte Demir bei einem ersten Zeitungsinterview am Sonntag im KURIER.
Barcelona oder nix – so lautet zugespitzt das Fußballerlebensmotto des Teamspielers, das in Hütteldorf für Sorgenfalten, aber auch für Bewunderung gesorgt hat.
Mit Kaufoption
Am Freitag ist der jüngste Rapid-Profi der Vereinsgeschichte seinem großen Traum ganz nahe gekommen. Der nun 18-Jährige verlängerte seinen Vertrag bis Sommer 2023, wird um 500.000 Euro zum FC Barcelona verliehen und kann in einem Jahr mittels Kaufoption um zehn Millionen zum vierfachen Champions-League-Sieger (plus einmal Meistercup) wechseln.
Offiziell hat Barcelona B aus Spaniens dritter Liga Demir verpflichtet – das liegt laut KURIER-Informationen aber an den aktuellen Transferbeschränkungen für die von großen Schulden geplagten Katalanen. Der Linksfuß soll kommende Woche beim Trainingsauftakt mit den Profis dabei sein und auch seine Chance bekommen, sich im A-Team zu etablieren.
Demir wäre der erste Österreicher im blau-roten Dress seit Hans Krankl.
Mit Lieblingsspieler Messi?
Ob Lionel Messi – der Lieblingsfußballer des Jahrhundertrapidlers ebenso wie vom Neuzugang – nach Barcelona zurückkehrt, wird der Argentinier nach dem Finale der Copa América entscheiden.Zoran Barisic hätte am liebsten bereits im Jänner entschieden, wie es mit Demir weitergeht. Regelmäßig landeten lukrative Angebote beim Rapid-Sportdirektor.
Brighton hätte die Forderungen (mehr als die acht Millionen für Rekordverkauf Wöber) locker erfüllt, Millionengehalt inklusive. Demir besprach sich mit seinem engsten Kreis und gab als wohl erster Rapidler bekannt, dass er nicht in die Premier League wechseln will.
Ähnlich erging es den von Corona gebeutelten Hütteldorfern bei weiteren Anfragen aus verschiedenen Ländern: Danke, nein.
Geld war nicht alles – vor allem für den Spieler, der einem Wechsel natürlich zustimmen müsste. Spätestens, als eine Barcelona-Delegation großes Interesse (aber nur ein kleines Ablöseangebot) anmeldete, war Demir voll auf seinen Lieblingsverein fokussiert.
Und das Vertragsende im Sommer 2022 rückte immer näher.
Kein Abgang ohne Ablöse
Die Gefahr, dass das größte Rapid-Talent seit Jahrzehnten ablösefrei geht, wurde real. Angebote zur Vertragsverlängerung wurden abgelehnt. In der letzten Transferwoche Ende August, die Barisic ohnehin schon als heftig einplant, wäre der Verkaufsdruck enorm geworden.
Diese Woche wurde schließlich eine Win-win-Situation für alle Beteiligten ausverhandelt: Das grüne Eigengewächs kann sich in Barcelona den Karrieretraum erfüllen und die Rapidler können wegen der Unterschrift unter dem neuen Vertrag bis 2023 dabei entspannt zusehen.
Sollte der ganz große Sprung nicht gelingen, dürfte der bodenständige Demir clever genug sein, um sich nach einer Rückkehr nach Hütteldorf für andere Transferziele zu öffnen. Und der Marktwert des Dribblanski wird auch 2022 für Rapid-Verhältnisse noch hoch sein.
Fans kehren heute zurück
Auf der Verliererseite verbleiben vorerst nur die Fans: Sie dürfen zurück ins Stadion. Um 18.30 Uhr beginnt mit dem Test gegen FC Kopenhagen das erste von vier Heimspielen in Folge. Aber die neue Nummer 10 gibt es nicht mehr zu sehen.
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