Wacker vom Acker: Ein Traditionsverein siecht dahin
Nichts. Wieder nichts. Natürlich wieder nichts, ist man mittlerweile geneigt zu sagen.
Wieder war die Hoffnung vergebens, wieder waren die versprochenen, überlebensnotwendigen Millionen des angeblichen Geldgebers aus Süddeutschland nicht auf dem Konto des FC Wacker Innsbruck. Auch am Dienstag nach Ostern hing der Traditionsverein in der Warteschleife.
Andererseits: Hatte wirklich jemand etwas anderes erwartet? Hatte tatsächlich noch jemand ernsthaft daran geglaubt, dass am Dienstag der warme Geldregen über dem FC Wacker einsetzen und sich alles in Wohlgefallen auflösen würde? Nachdem in den Wochen zuvor ein Zahlungs-Versprechen nach dem anderen gebrochen worden war und sich rund um das Tivolistadion immer mehr Hoffnungslosigkeit breit gemacht hat.
Am jüngsten Zahltag, der für den Dienstag nach Ostern großspurig angekündigt worden war, gab es wieder nur Vertröstungen und Beteuerungen. Ja, der Geldgeber habe versichert, dass das Geld noch in dieser Woche fließen werde, war seitens des FCW zu vernehmen. Alles halb so wild, es könne sich nur mehr um Stunden handeln.
Allein es fehlt längst der Glaube, dass diese leidige Geschichte noch ein positives Ende nimmt. Und nur einmal angenommen: Selbst wenn diese Millionenzahlung noch rechtzeitig in den kommenden 48 Stunden eintreffen und der FC Wacker dadurch doch noch in letzter Minute die Lizenz erteilt bekommen sollte: Das massive Glaubwürdigkeitsproblem würde der Verein dadurch nicht los werden. Dafür ist in den vergangenen Wochen, Monaten, um nicht zu sagen Jahren, schlicht zu viel vorgefallen.
Selbst die treuesten Fans wenden sich mittlerweile von den Verantwortlichen ab. Beim letzten Heimspiel gegen den GAK wurden auf der Nordtribüne formatfüllend Spruchbänder mit unmissverständlichem Inhalt ausgerollt. Dabei wurden die früheren Vorstände und Entscheidungsträger öffentlich an den Pranger gestellt, weil laut Ansicht der Anhängerschaft sie den Verein erst in dieses Schlamassel gebracht hätten.
Ex-Entscheidungsträger: Jamnig, Hörtnagl, Kerle, Kozubek, Margreiter, Stocker - in die Verantwortung nehmen , heißt es in einer Aussendung der Fans von der Tivoli-Nord. Sie werfen den ehemaligen Vorständen - nur Thomas Kerle ist aktuell noch in der Verantwortung - vor, sich vermeintlichen Investoren ausgeliefert zu haben.
Andererseits: Welche Wahl hatte der FC Wacker. Im August 2019 skizzierte Vorstand Thomas Kerle den Anhängern folgende drei Szenarien.
Es sei die Wahl zwischen Pest und Cholera gewesen, schreiben die Fans in ihrer Aussendung. Sie hätten damals nur unter Bauchweh der Änderung der Statuten und der Öffnung für Investoren zugestimmt, versichern sie.
Nach all den Erfahrungen mit Matthias Siems, Michail Ponomarew und Thomas Kienle - so heißen die drei externen Geldgeber/Retter des Vereins - plädieren die Anhänger für ein Ende mit Schrecken als für ein Schrecken ohne Ende. Damit ist das Projekt „Investoren beim FC Wacker Innsbruck“ kläglich gescheitert. Der Imageschaden ist immens und es wird Jahre brauchen diesen wieder zu kitten.
Das muss vor allem für Gerhard Stocker eine enorme Kränkung sein. Der Alt-Präsident, der 2002 nach dem Konkurs des FC Tirol maßgeblichen Anteil am Überleben des Profifußballs in Innsbruck hatte und von den Fans lange Zeit verehrt worden war, ist offenbar in Ungnade gefallen und wird mittlerweile auch explizit für sein Verhalten kritisiert.
1,2 Millionen für Klub-Mitarbeiter
So hinterfragt die Anhängerschaft, wozu ein Zweitligist wie der FC Wacker Innsbruck dermaßen viele hochbezahlte hauptamtliche Beschäftigte gebraucht hat. Bei der Generalversammlung im Februar hatte der Klub die Budgetzahlen veröffentlicht. Auf knapp 1,2 Millionen Euro belief sich in der Saison 2020/'21 der Budgetposten "Personalaufwand Administration".
Die Fans der Tivoli-Nord schreiben in ihrer Aussendung von völlig überzogenen Gehälter des Vorstandsteams, mit denen man sich am chronisch klammen Zweitligisten bediente, um die eigenen Taschen vollzustopfen.
Schwer vorstellbar, dass das Verhältnis zwischen dem Verein und den Fans noch zu kitten ist. Dabei hängt die Zukunft des FC Wacker Innsbruck auch vom Mitwirken der Anhängerschaft ab. Denn die Innsbrucker Fans sind im Besitz der Marken- und Bildrechte an der Marke des FC Wacker. Das heißt: Wer auch immer die Geschicke des Vereins führt, wird den Doppelpass mit den Fans der Tivoli Nord suchen und pflegen müssen.
Der harte Kern der Anhängerschaft hätte laut KURIER-Informationen kein Problem damit, den bitteren Gang in den Amateurfußball anzutreten. Lieber ehrlich statt entbehrlich lautet dort das Motto.
Beim Verein hat man derweil die Hoffnung auf ein Happy End in letzter Millisekunde noch nicht aufgegeben. Plan A wären die Millionen des Investors aus Stuttgart, heißt es dort. Und wenn die Gelder nicht eintreffen sollten, dann würde man an einer Zwischenfinanzierung arbeiten.
Und wenn auch das bis Donnerstag nicht klappt....
... dann müsse man sich ganz neu orientieren.
Kommentare