Tirol-Coach Silberberger: "Wir haben eine historische Chance"

Tirol-Coach Silberberger: "Wir haben eine historische Chance"
Der Langzeittrainer von Aufsteiger Wattens will mit dem Klub langfristig zu einem "Paradebundesligisten werden"

Als Thomas Silberberger 2013 das Traineramt in Wattens übernahm, spielte der Verein noch in der Westliga. Sechs Jahre später heißt der Klub WSG Swarovski Tirol, bereichert die Bundesliga und verfolgt große Ziele.

Silberberger hat von allen Bundesliga-Trainern die längste Amtszeit. Seit er Wattens coacht, beschäftigten die elf übrigen Bundesligisten 81 Trainer.

KURIER: Herr Silberberger, sind Sie ein Sesselkleber?

Thomas Silberberger: Nein, Sesselkleber bin ich keiner. Aber ich bin eine aussterbende Art. Der Trend, die Trainer immer schneller zu tauschen, ist beängstigend.

Woran liegt das?

Sicher auch an den äußeren Einflüssen, die durch Social Media immer größer werden. Der Druck, dem die Trainer ausgesetzt sind, ist heute enorm. Und dann verlangen manche Klubs von den Trainern auch noch, dass sie erstens erfolgreich sind und zweitens etwas weiterentwickeln. Nur da beißt sich die Katze in den Schwanz, dieser Spagat ist unmöglich.

Sind Sie also die Ausnahme von der Regel?

Ich bin in der glücklichen Situation, bei einem Verein arbeiten zu dürfen, der seine Ziele immer langfristig definiert hat. Was das betrifft, bin ich da bei der WSG im Paradies, es werden von mir keine Wunderdinge erwartet. Zugleich bin ich aber auch keiner dieser Trainer, die dem Vorstand irgendwelche Dinge versprechen, nur um den Job zu kriegen und weil der Vorstand das vielleicht hören will.

Das Ziel wurde ohnehin von Präsidentin Diana Langes-Swarovski ausgegeben, die 2014 angekündigt hatte, die Nummer eins in Tirol werden zu wollen.

Ich bin bei dieser Ansprache neben unserem Sportmanager Stefan Köck gesessen und habe ihn unter dem Tisch gestoßen und gesagt: ,Das sind heiße Schuhe.’ Das Ziel war, 2020 in der Bundesliga zu spielen, jetzt haben wir es ein Jahr früher geschafft. Dass Wacker Innsbruck abgestiegen ist, dafür können wir nichts. Aber Diana hat uns mit ihren Visionen gut getan.

Welche Rolle kann bzw. welche Rolle soll WSG Tirol in der Bundesliga spielen?

Wir streben nach dem für uns bestmöglichen Erfolg.

Geht das auch konkreter?

Wenn ich jetzt Platz fünf nenne, dann wird jeder sagen, dass das vermessen ist. Grundsätzlich wollen wir auch in der nächsten Saison in der Bundesliga spielen. Dieses Ziel können wir mit Rang sieben erreichen, es kann aber auch sein, dass wir mit Hundsschande Elfter werden. Ich bin aber überzeugt, dass wir da drinnen bestehen werden. Wobei mir schon eines bewusst ist.

Was denn?

Dass es Partien geben wird, in denen wir komplett chancenlos sind. Es gibt Aufgaben, denen wir im Moment noch nicht gewachsen sind. Es kann schon sein, dass wir gegen Salzburg oder auswärts gegen Rapid einmal unter die Räder kommen. Solche Partien stehen uns als Aufsteiger auch zu.

Tirol-Coach Silberberger: "Wir haben eine historische Chance"

Thomas Silberberger traut seiner Mannschaft einiges zu.

Welche Chance und Perspektive hat die WSG Tirol?

Durch unseren Aufstieg und die Situation bei Wacker haben wir wirklich eine historische Chance, uns über Jahre in Tirol zu positionieren. Wir wollen uns einzementieren. Unser großer Vorteil ist das Netzwerk unserer Präsidentin, das Netzwerk der Firma und der Familie Swarovski. Und wer Diana Langes kennt, der weiß, dass sie sich nicht allzu lange in der Qualifikationsgruppe aufhalten möchte. Da gibt es längerfristige Ziele, da reden wir von 2025.

Können Sie die Ziele verraten?

Einen FC Tirol in der Gesamtlösung mit Akademie und Trainingszentrum. Wir wollen ein Parade-Bundesligist in Österreich werden.

Verstehen Sie, dass manche Anhänger das Projekt WSG Tirol auch kritisch sehen?

Ich verstehe ganz ehrlich die Aufregung nicht. Wer Tradition will, der muss zur Blasmusik oder zu den Schützen, aber Tradition spielt nicht Fußball. Im Fußball musst du mit der Zeit gehen und dich weiterentwickeln.

Apropos Zeit: Wo sehen Sie denn den Verein in fünf Jahren?

Ich sehe uns im Idealfall in der Bundesliga unter den ersten fünf, mit einer totalen Identifikation in Tirol und einem Zuschauerschnitt von 7.000 oder 8.000. Dass wir das sind, wofür der FC Tirol Ende der 1980er-Jahre unter Ernst Happel gestanden ist: eine Topadresse in Österreich.

Und wo soll der Verein spielen? Die Präsidentin träumt von einem neuen Stadion in Wattens.

Ich bin überzeugt, dass wir dauerhaft am Tivoli sein werden. Wir wollen das Stadion der Tiroler Bevölkerung bespielen. Und das ist nun einmal das Tivolistadion.

Kommentare