So schlecht wie 1969: Katzer will in der Rapid-Krise "Ruhe bewahren"
Kara verzweifelt bei Rapid
„So schnell kann’s im Fußball gehen“ und „Das gibt es nur bei Rapid“ sind zwei Sätze, die den Fußball-Interessierten des Landes immer wieder mal unterkommen.
Aktuell geben die beiden Weisheiten beim rasanten Absturz der Hütteldorfer eine perfekte Kombination ab. „Wir haben allein in dieser Saison schon so viel gesehen. Vom besten Start seit ewig, bis zu einer seltenen, bitteren Niederlagenserie“, sagt Rapid-Sportchef Markus Katzer nach dem klaren 0:3 gegen Fiorentina.
In der vergangenen Saison haben die Rapidler mit insgesamt zehn Europacup-Siegen und dem Einzug ins Viertelfinale der Conference League den derzeit heftigen Rückfall von Österreichs Liga in der UEFA-Wertung noch aufgehalten.
Heuer sollte es hingegen keine großen Hoffnungen geben, dass die Grünen beim Kampf um den wichtigen 15. Platz im Fünfjahres-Ranking noch allzu viel beitragen können.
Da ist es wahrscheinlicher, dass sich das Tief am Sonntag bei Aufsteiger Ried und danach im Cup-Achtelfinale bei Zweitliga-Leader SKN in St. Pölten fortsetzt.
Wie vor 56 Jahren
Fünf Pflichtspielpleiten sind es aktuell, nachdem Rapid noch als überlegener Tabellenführer der Liga und mit großen Plänen für das internationale Parkett in die erste Länderspielpause im September gegangen war.
Bis ins Jahr 1969 muss zurückgeblättert werden für so eine schwarze Serie innerhalb einer Saison.
Damals hieß der Trainer Robert Körner. Es folgte noch eine sechste Niederlage, und die hatte es in sich: Ein 0:6 im Derby gegen die Austria.
Die Vereinslegende Körner blieb im Amt und war in den folgenden Jahren immer wieder der oberste sportlich Verantwortliche bei Rapid – das wäre im modernen Fußball undenkbar.
Im Hütteldorfer Herbst 2025 klingt Sportchef Katzer besorgt, aber betont unaufgeregt. „Wir nehmen die Situation ernst. Es ist aber auch ganz wichtig, sich nicht von den Emotionen leiten zu lassen. Wir werden Ruhe bewahren“, sagt der 45-Jährige im KURIER-Gespräch.
Peter Stöger weiß nach 20 Jahren als Trainer, dass weder seine internationalen Erfolge noch der Rekordstart aus dem Sommer lange Kredit verschaffen.
Rapid-Trainer Peter Stöger
Vor einer Woche hat der 59-Jährige den Fitness-Coach und einen Videoanalysten aus seinem Team entfernt.
"Klarheit geht vor Harmonie"
Auf KURIER-Anfrage kündigt Stöger an, nicht nur auf dem Rasen (etwa mit der neuen Dreierkette als „gute Variante“), sondern auch intern weiter umbauen zu wollen: „Ich muss einiges aufbrechen. Wenn man immer alles gleich lässt, dann kann man auf Sicht nicht immer damit rechnen, dass man sich verbessert. Klarheit geht jetzt vor Harmonie.“
Der Plan war klar: Stöger sollte nach vielen Transfers der Marke „Großes Potenzial, wenig Erfahrung“ das Teambuilding forcieren, das traditionell nervöse Umfeld im Zaum halten und die nötigen Punkte mit seinem bekannt pragmatischen Stil einfahren.
Bei den Co-Trainern war Thomas Sageder als Experte für das Spiel gegen den Ball vorgesehen, Stefan Kulovits für Lösungen mit Ball.
Tatsächlich wirkt es bei Rapid aber so, dass gar nichts mehr wie erhofft funktioniert, ein fixes System „zum Anhalten“ gibt es nicht. Und hinten steckt Goalie Hedl im Formtief.
Katar statt St. Pölten?
Am Dienstag soll Sageder fliegen – nach Katar. Nach seiner erfolgreichen Beteiligung an der ÖFB-Quali wurde dem Oberösterreicher bei Dienstbeginn zugestanden, auch bei der WM dem U-17-Team helfen zu dürfen. Aktuell wird überlegt, ob es angesichts der Lage am Mittwoch nicht doch eher St. Pölten statt Katar heißen muss.
Sageder würde sonst erst in der nächsten Länderspielpause zurückkommen.
KURIER-Kolumnist Dominik Thalhammer hat übrigens bereits Mitte August – also mitten im Hoch – gewarnt, dass Pragmatismus allein selten auf Dauer Erfolg bringt: „Rapid braucht klare Waffen im Spiel. Sonst besteht die Gefahr, überall Durchschnitt zu sein.“
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