Stögers Arbeit bei Rapid: Mit Pragmatismus zum Meistertitel?

Peter Stöger coacht Rapid bisher mit sehr pragmatischem Ansatz
Momentan ist Rapid für alle Gegner schwer zu durchschauen. Führt diese Anpassungsfähigkeit zum großen Wurf? Ich denke, es braucht mehr.

17 Jahre und 15 Trainer nach dem letzten Titel von Rapid ist es an Peter Stöger, den Verein zu neuen Höhen zu führen. Welche Perspektiven und Fragen bringt seine Führung?

Kommunikator, Moderator

Im Rahmen der Trainerausbildung beim ÖFB hatte ich die Gelegenheit, Peter Stöger als Referent einzuladen. Seine Vorträge waren immer eine Bereicherung für alle Teilnehmer. Ohne Laptop und PowerPoint kam er mit nur einem Zettel und sprach eine Stunde lang. Er hat viel zu sagen. Seine Erfahrung verleiht ihm Ruhe und Gelassenheit, er wirkt glaubwürdig und verständlich. Seine klugen Aussagen sind oft mit einem Hauch von Zynismus und Humor gewürzt, was ihn sympathisch macht.

Nach den Spielen versammelt Stöger seine Spieler in einem Kreis, um ihnen ein erstes Feedback zu geben und gezielte Botschaften zu steuern. Die Folge: Nach dem Spiel äußern alle Spieler in den Interviews eine einheitliche Meinung. Stöger versteht es hervorragend, die Situation zu moderieren und die Medien selbst bei durchschnittlichen Leistungen geschickt zu steuern.

Trainer und Coach

Im modernen Fußball ist es wichtig, nicht nur Trainer zu sein, der für die technische und taktische Entwicklung verantwortlich ist, sondern auch Coach, der das persönliche Wachstum der Spieler fördert. Peter Stöger betont, dass ihm die Auseinandersetzung mit den Menschen hinter den Spielern sehr am Herzen liegt. Diese Haltung nimmt man ihm ab und ist für einen Verein wichtig, der auf Spielentwicklung setzt.

Taktik und Trainertyp

Stöger will nicht als Defensivtrainer abgestempelt werden. Zurecht. Vielmehr ist er auch Pragmatiker. Er verfolgt keine feste Spielidee, sondern setzt auf eine flexible Strategie, die sich an die Gegebenheiten des Spiels, den Gegnern und die eigenen Stärken und Schwächen anpasst. José Mourinho oder Diego Simeone sind mit einem ähnlichen Ansatz sehr erfolgreich.

Die ersten Spiele von Rapid waren stark von diesem Pragmatismus geprägt. Im ersten Meisterschaftsspiel gegen Blau-Weiß Linz überließ Rapid im eigenen Stadion dem Gegner den Ball, weil Stöger wusste, dass die Linzer aus dem Spiel heraus Schwierigkeiten haben, hochwertige Torchancen zu kreieren. Um dem erwarteten hohen Pressing von Blau-Weiß Linz zu entkommen, setzte die Mannschaft beim eigenen Spielaufbau, insbesondere bei Abstößen, auf lange Bälle. Das ist eine spannende Momentaufnahme für eine Mannschaft, die sich in den letzten Jahren sehr über Ballbesitz definierte. Beim Sieg gegen Sturm hat Rapid wiederum alle Abstöße des Gegners hoch angepresst. Das unterstreicht Stögers Gegneranpassung.

Fazit und Ausblick

Kann man mit Pragmatismus Meister werden? Fakt ist, er kann kurzfristig helfen, Siege zu erzielen und Stabilität zu schaffen. Momentan ist Rapid für gegnerische Analysten schwer zu durchschauen. Mit welcher Strategie wird Rapid spielen? Welches Spielsystem wird gewählt? Welche Spieler wird Peter Stöger aus dem breiten Kader einsetzen?

Salzburg und Sturm, die Meisterteams der letzten Jahre, hatten eine klare Identität mit sichtbaren Stärken und Waffen in ihrem Spiel. Bei Peter Stöger stellt sich nun die Frage: Wird sein Pragmatismus zur entscheidenden Waffe? Ich denke, es braucht diese Entwicklung klarer Waffen im Spiel. Sonst besteht die Gefahr, überall Durchschnitt zu sein. Fortsetzung folgt.

Kommentare