ÖFB-Team: Warum der Neue einen schweren Start haben wird
Der Neue darf keinen Anlauf nehmen. Er wird ins kalte Wasser der Bewerbspiele geworfen und muss sofort schwimmen. Wer auch immer vom ÖFB-Präsidium am 29. April zum Foda-Nachfolger für das Nationalteam gekürt wird, er wird nicht die Schonfrist seiner Vorgänger Foda und Koller genießen dürfen.
Koller hatte den Luxus, sich der Mannschaft zu Beginn in fünf Testspielen anzunähern, Foda konnte seine Ansicht von Fußball seiner Truppe gar in sieben Tests präsentieren, ehe der Ernstfall Nations League wartete.
Segen & Fluch Nations League
Der neue, noch namenlose Teamchef ist ebenso Foda-, FIFA- wie UEFA-Opfer, was die Schonfrist betrifft. Bislang endeten die Qualifikationen im November, die neuen Bewerbe starteten nach den – von Österreich verpassten – Endrunden im September. Das Jahr 2022 ist mit der FIFA-Winter-WM und die UEFA-Nations-League vollgepflastert mit Spielen.
So startet der noch Unbekannte mit einem wahren Monsterprogramm im Juni in seine Amtszeit. Am 3. Juni gastiert Österreich (Nummer 34 der Welt) in Osijek gegen Kroatien (Nummer 16 der Welt), am 6. Juni empfängt man Dänemark (Nummer 11 der Welt), am 10. Juni Frankreich (Nummer 3 der Welt), um weitere drei Tage später den Teamlehrgang mit einem Auswärtsspiel in Dänemark abzurunden.
Zur Erinnerung, unter Foda schaffte Österreich den Aufstieg in die A-Gruppe der zwölf besten Teams Europas. Das ist schon etwas kurios, dass das gerade unter dem Trainer gelungen ist, unter dem Österreich kein einziges Mal in einem Bewerbsspiel gegen ein in der Weltrangliste besser platziertes Team gewinnen konnte.
Welche Spieler noch wollen
Dem kommenden Teamchef bleibt lediglich der Mai, um sich bei den Spielern vorzustellen, die Führungsspieler bei deren Vereinen zu besuchen und sie mit seinen Vorstellungen vertraut zu machen. Aber auch um auszuloten, ob sie überhaupt noch im Team spielen wollen.
Andreas Ulmer wird dieses Jahr 37. Marko Arnautovic hat mit seinen 33 Jahren nach dem Wales-Frust die Sinnfrage gestellt. Die Leistungsträger Lainer, Hinteregger, Alaba sind alle 1992 geboren, werden 30 – was sind noch ihre Ziele im Team?
Der Neue muss auch einen Umbau einleiten, um das nächste Ziel des ÖFB zu erreichen, die EM 2024 in Deutschland. Vor der Auslosung der EM-Qualifikationsgruppen am 9. Oktober in Frankfurt spielt Österreich noch in Frankreich und daheim gegen Kroatien.
Sportdirektor auf Reisen
Doch bis dahin schlägt die Stunde des Sportdirektors. Peter Schöttel ist nun gefordert, dem Team einen Stil zu verpassen und den dazu passenden Trainer zu finden. Er hatte einst im Jahr 2017 Foda, Herzog und Fink als gleichwertig präsentiert, das Präsidium hat sich für Foda entschieden. Dieses wird auch über den Nachfolger entscheiden.
Und das hat indirekt auch schon den finanziellen Rahmen vorgegeben. Dieser Tage kam das Gerücht von zwei Millionen brutto auf, aber die Summe ist viel zu hoch gegriffen. Mit dem, was der ÖFB zu bieten hat, lassen sich Top-Klubtrainer nicht annähernd locken.
Aber es gibt zwei interessante Dinge, die für einen deutschsprachigen Toptrainer sprechen. Zum einen die EM in Deutschland. Zum anderen sagt Schöttel: „Ich denke, dass wir mit einer sehr spannenden Mannschaft punkten können.“ Schöttel jedenfalls wird bei der Teamchefsuche auch auf Reisen gehen.
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