EM-reifes ÖFB-Team: Warum es läuft, wie es läuft
Am 17. Juni startet Österreich in Düsseldorf gegen Frankreich in die EM 2024. Für Ralf Rangnick ist klar: „Wir haben uns nicht für die EURO qualifiziert nach dem olympischen Motto ‚Dabeisein ist alles‘.“ Die Trauben hängen hoch. Warum der eingeschlagene Weg nach Deutschland vielversprechend ist.
- Personelle Möglichkeiten
Ralf Rangnick hat mittlerweile die Qual der Wahl. „In diesem Lehrgang wurde es mir nicht leichter gemacht“, sagt der Teamchef, der soeben die Türkei ohne die vier Startelf-Spieler Alaba, Arnautovic, Sabitzer und Lienhart besiegt hatte. Der eine oder andere machte in den vergangenen zehn Tagen nicht nur auf sich aufmerksam, sondern löste womöglich schon sein EM-Ticket. Romano Schmid etwa. „Die Nominierung wird keine leichte Aufgabe, aber lieber so als andersrum und ich muss nicht nachdenken“, freut sich Rangnick über das Angebot.
Philipp Mwene präsentierte sich auf der linken Abwehrseite als Stammkraft, weshalb Maximilian Wöber in die Innenverteidigung rücken konnte, dort den verletzten Philipp Lienhart ersetzte. Rückkehrer Andreas Weimann traf in Bratislava sehenswert und zeigte bei seinen Kurzeinsätzen, dass er durchaus eine Überlegung wert ist. „Einige haben sich durch ihre Trainingsleistungen in Marbella Einsätze verdient, die haben sie nun bestätigt.“
- Offensivstärke
Der Ausfall von Sasa Kalajdzic schmerzt, das Fehlen von Marko Arnautovic ließ Zweifel aufkommen, ob im Angriff ausreichend Personal vorhanden ist. Das war vor den jüngsten Testspielen. Es folgten acht Tore in zwei Spielen, die Offensivgeister Michael Gregoritsch und Christoph Baumgartner, zweimal Österreichs Bester, spukten viermal mit Toren in der türkischen Abwehr herum.
- Der Fahrplan
Rangnick empfängt seine Kicker erst wieder in zwei Monaten im Camp in Windischgarsten. Bis dahin geht es darum, Spiele und Spieler zu beobachten und Kontakt zu halten. „Wir werden aber nicht mit jedem Spieler alle zwei Wochen telefonieren. Bei uns geht es nicht zu wie in der Waldorfschule, dass wir einen Schulkreis nach dem anderen bilden.“ Hier ein Anruf, dort eine Textnachricht müssen genügen.
- Der Feinschliff
Ob Rangnick 20 oder 23 Feldspieler für das letzte Camp in Windischgarsten einberuft, ließ er offen. Denn im finalen EM-Kader dürfen nur 20 plus drei Torhüter stehen. „Vielleicht wollen wir dann drei fitten Spielern nicht sagen, dass wir keine Rose für sie haben“, erklärt er in Anlehnung an das TV-Format „Der Bachelor“.
- Das Motto
Manche Teamchefs versuchen im Vorfeld einer Endrunde oft den Überraschungsmoment einzustudieren, der dann die Gegner verblüffen soll. Aktionismus wie etwa das Umstellen von Vierer- auf Dreierkette ist unter Ralf Rangnick nicht das Thema. Der Teamchef hat Experimente ausgeschlossen, viel mehr gehe es darum, die eigenen Stärken zu stärken. Etwa, das Pressing mit noch mehr Überzeugung auszuführen. „Natürlich ist das eine unserer größten Stärken, wie die Mannschaft agiert, wenn der Gegner den Ball hat“, sagt Rangnick. So wird es auch bleiben, auch wenn der Deutsche nach dem Türkei-Sieg betonte: „Solche starken Gegner kannst du nicht 90 Minuten aus dem Spiel nehmen, aber für 75 Minuten ist es uns gelungen.“
- Der Teamgeist
Wie gern einander die österreichischen Kicker haben, wird auch in der ÖFB-Doku „Teamgeist – unser Weg zur EM“ deutlich, die ab Freitag in der App von CANAL+ ausgestrahlt wird. Diese Harmonie gibt dem Team neben ihrer taktischen Geschlossenheit im Pressing die Möglichkeit, technisch noch bessere Teams wie etwa die Türkei in die Schranken zu weisen. Und die Harmonie wird von Vorteil sein, wenn man ab Ende Mai für drei oder mehr Wochen aneinanderklebt und keinen Lagerkoller haben will. Rangnick: „Wir haben das Ziel, die beste Mannschaft als Team auf dem Platz zu sein bei der EURO, und die, gegen die es am Schwierigsten ist, Tore zu schießen.“ Nur eines hat man in den jüngsten fünf Partien bekommen.
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