Kampf um den ÖFB: Das sind die mächtigen Entscheidungsträger
Auf den ÖFB wartet am Freitag im Wiener Prater ein besonders wichtiges Match, wenn sich das Präsidium im Hotel Courtyard ab 14 Uhr zu einer mit Spannung erwarteten Sitzung trifft. Es geht um richtungsweisende Entscheidungen für die Zukunft des größten Sportverbandes des Landes. Der KURIER stellt alle Präsidiumsmitglieder vor. Aber zunächst: Worum es geht.
Im Zentrum steht die von Präsident Klaus Mitterdorfer angeregte Strukturreform. Sie sieht eine Kompetenz-Reduktion des Präsidiums vor, das künftig als eine Art Aufsichtsrat fungieren würde. Ob er mit dieser Idee durchkommt, ist nicht sicher. Kritiker vermuten hinter dem Reformvorschlag den Versuch, die Situation um die beiden zerstrittenen Geschäftsführer durch die Hintertür zu lösen. Es geht dabei um Generalsekretär Thomas Hollerer und um Bernhard Neuhold, den CEO der ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH.
Mitterdorfer selbst steht seit Wochen in der Kritik, nachdem zunächst ein von ihm verfasster Brief an die Öffentlichkeit gedrungen ist. In diesem führt er in mehr als drei Seiten an, wieso Thomas Hollerer als Generalsekretär ungeeignet ist. Allerdings: Der Präsident will von seinen eigenen Worten heute nichts mehr wissen und bezeichnet das selbst verfasste Schreiben als Momentaufnahme, die überholt sei.
Ob es daran liegt, dass er unter den 13 stimmberechtigten Präsidiumsmitgliedern keine Mehrheit gegen den gut vernetzten Hollerer gefunden hat? Um sich von einem der beiden Geschäftsführer zu trennen, braucht es eine einfache Mehrheit. Mitterdorfers Idee sieht vor, sich nun von beiden zu trennen. Das wird bei jeweils sechsmonatiger Kündigungsfrist kostspielig. Die operativen Geschäfte soll künftig ein Dreier-Vorstand leiten, angeführt von einem CEO, dem ein Sport- und ein Wirtschaftsgeschäftsführer untergeordnet sind. Über die Postenbesetzung wird seit Wochen spekuliert.
Heißer Kandidat
Es soll vier, fünf Kandidaten und Kandidatinnen geben. Ein aussichtsreicher ist Bundesliga-Chef Christian Ebenbauer, der als stimmberechtigtes Mitglied an der Sitzung teilnehmen wird und über die mögliche Abberufung der beiden bisherigen Geschäftsführer mitentscheiden könnte. Gemunkelt wird, dass Ebenbauer dann seinen Freund und Studienkollegen Thomas Hollerer zurückholt in den ÖFB.
- Klaus Mitterdorfer, 59, Präsident ÖFB
Der stv. Direktor der Kärntner Ärztekammer wurde 2023 gewählt, seither versucht er den Streit der Geschäftsführer zu lösen, fand bisher keine Mehrheit für einen der beiden
Die beiden Geschäftsführer
- Bernhard Neuhold, 48, Geschäftsführer
Der Niederösterreicher ist seit 2004 im ÖFB, war Teammanager des Nationalteams und für Finanzen verantwortlich. Seit 2016 CEO der ÖFB Wirtschaftsbetriebe, kein Stimmrecht
- Thomas Hollerer, 49, Generalsekretär
Seit 2003 im ÖFB, leitete die Rechtsabteilug, seit 2016 Generalsekretär. Zieht gerne Fäden im Hintergrund, vordergründig steht er seit Wochen in der Kritik, kein Stimmrecht
Die Vertreter der Region Ost
- Robert Sedlacek, 69, Präsident Wiener Fußball-Verband
Der ehemalige FIFA-Schiedsrichter und Tankstellenbesitzer ist seit 2010 WFV-Boss, hält nicht nur immer zu Thomas Hollerer, er lässt sich mitunter auch von diesem beraten
- Johann Gartner, 73, Präsident NÖFV
Bürgermeister von Ziersdorf, i. R. Der Dienstälteste im Präsidium führte den ÖFB bereits für ein paar Monate interimistisch. Stand bisher immer hinter Thomas Hollerer
- Georg Pangl, 59, Präsident Burgenland
Kam 1986 zum ÖFB, wechselte 2002 zur UEFA, wurde 2004 Vorstand der Bundesliga. Seit 2019 Unternehmer und seit 2024 BFV-Präsident. Keinem Lager zuzuordnen
Die West-Achse
- Gerhard Götschhofer, 66, Präsident OÖFV
Der Wirtschaftsanwalt führt seit 2013 als Nachfolger von Leo Windtner den Verband in Oberösterreich, nächstes Jahr übergibt er sein Amt. Im Präsidium Teil der West-Achse, steht hinter CEO Neuhold
- Josef Geisler, 69, Präsident Tiroler Fußball-Verband
Seit 2008 ist er Präsident des Tiroler Verbandes, 40 Jahre lang war er Strafrichter am Innsbrucker Landesgericht. Im Präsidium Teil der „West-Achse“, steht hinter Neuhold
- Wolfgang Zingerle, 65, Präsident Salzburger Fußball-Verband
Schuldirektor i.R., hat das Amt vor vier Wochen von Herbert Hübel übernommen, der die „West-Achse“ jahrelang angeführt hat. Dürfte dessen Linie weiterführen
Vier Vertreter der Bundesliga mit drei Stimmen
- Christian Ebenbauer, 49, Vorstandsvorsitzender der Bundesliga
Ehemaliger Nachwuchs-kicker von Rapid, Vorstandsvorsitzender der Liga, für die er seit 2006 arbeitet. Zuvor Studienkollege von Thomas Hollerer und dessen Vertrauter
- Philip Thonhauser, 52, Vorsitzender BL-Aufsichtsrat
Unternehmer, pendelt zwischen Europa und den USA. Kam als Admira-Präsident, der er nicht mehr ist, in den Aufsichtsrat der Liga und ist mit Jauk und Ebenbauer auf Linie
- Christian Jauk, 59, BL-Aufsichtsrat
Der Präsident von Sturm Graz ist CEO der GRAWE Bankengruppe. Die Liga stimmte im ÖFB-Präsidium bisher immer einstimmig. Daher mit Ebenbauer auf einer Linie
- David Reisenauer, 38, Bundesliga-Vorstand
Arbeitet seit 2009 für die Bundesliga, deren Spielbetrieb er heute leitet, weshalb er auch im ÖFB-Präsidium sitzt, allerdings ohne dabei ein Stimmrecht zu haben
- Wolfgang Bartosch, 65, Präsident Steirischer Fußball-Verband
Der ehemalige Direktor der Arbeiterkammer Steiermark ist seit 2011 Präsident des steirischen Verbandes. Der Jurist sieht sich gerne als Gegenspieler der West-Achse
- Martin Mutz, 51, Präsident Kärntner Fußball-Verband
2023 zum Nachfolger von Mitterdorfer in Kärnten gewählt, als dieser ÖFB-Präsident wurde. Der Wirtschaftsanwalt dürfte den Vorschlägen seines Vorgängers folgen
Ohne Stimmrecht dabei
- Peter Schöttel, 57, ÖFB-Sportdirektor
Der frühere Nationalteamspieler ist seit 2017 beim ÖFB tätig, wurde Nachfolger von Sportdirektor Willi Ruttensteiner. Im Präsidium hat er Sitz-, aber kein Stimmrecht
- Isabel Hochstöger, 42, Genderbeauftragte
Ehemalige Teamspielerin, seit vielen Jahren im ÖFB Leiterin des Mädchen- und Frauenfußballs, den sie ordentlich nach vorne gebracht hat. Im Präsidium ohne Stimmrecht
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