Machtstreit im ÖFB: Wie es dazu kam und was bisher geschah
Der ÖFB kommt seit Jahren nicht zur Ruhe. Vor allem rund um das Amt des Präsidenten gibt es immer wieder Grabenkämpfe, Intrigen, geschmiedete Allianzen, versprochene Zuwendungen und gebrochene Versprechen.
Derzeit steht der aktuelle Präsident Klaus Mitterdorfer unter Druck, bei der Präsidiumssitzung am Freitag im Wiener Hotel Courtyard wird er wohl viel Gegenwind verspüren. Seit dem Abgang von Präsident Windtner steht der ÖFB sprichwörtlich im Leo und versinkt in einem präsidialen Chaos. Was bisher geschah.
Milletichs Wahl
Auf den Oberösterreicher Windtner folgte der Burgenländer Gerhard Milletich. Bei dessen Wahl im September 2021 begann die Spaltung des Präsidiums. Milletich setzte sich in einer Kampfabstimmung gegen seinen Kontrahenten, den Unternehmer Roland Schmid, im zweiten Wahlgang mit sieben zu drei Stimmen durch, nachdem es im ersten Wahlgang ein Patt gegeben hatte.
Organisiert wird die Wahl immer von Generalsekretär Thomas Hollerer. Dieser soll Milletich zum Sieg verholfen haben, indem er bei der öffentlichen Stimmabgabe die Sitzordnung so wählte, dass es schnell 4:0 für Milletich stand. Von diesem Zwischenstand soll sich der eine oder andere Stimmberechtigte so beeindrucken haben lassen, dass er trotz Zusage für Roland Schmid nun für Milletich votierte. Seither ist Thomas Hollerer bei einem Teil des Präsidiums „unten durch“.
Milletichs Abgang
Im Herbst 2023 gab es erstmals Vorwürfe an Präsident Milletich, der als Verleger das ÖFB-Amt dazu benutzt haben soll, Sponsoren für Inserate in seinen Magazinen zu gewinnen. Ende Jänner 2023 trat vom Präsidentenamt zurück. NÖFV-Boss Johann Gartner übernahm interimistisch und liebäugelte auch damit dauerhaft zu bleiben.
Scheitern der BL-Pläne
Seit Milletichs Abgang versuchen beide Lager im Präsidium, ihren Wunschpräsidenten zu installieren. Im April 2023 gab es seitens der Bundesliga, die zur Fraktion um Thomas Hollerer gehört, den Versuch, mit Diana Langes-Swarovski als mögliche ÖFB-Präsidentin noch mehr Einfluss im Verband zu gewinnen. Der Versuch wurde abgewehrt.
Der Kompromiss
Man einigte sich in Folge im Mai 2023 auf den neutralen Kompromiss-Kandidaten Klaus Mitterdorfer, den Präsidenten des Kärntner Fußballverbandes. Mitterdorfer wurde im Juni 2023 offiziell zum Präsidenten gewählt.
Das Versäumnis
Mitterdorfer trat an, um den Konflikt zwischen den Geschäftsführern zu lösen. Er befragte Mitarbeiter, die sich unter dem Versprechen der Vertraulichkeit ihm gegenüber öffneten. Das Resultat: Mitterdorfer verfasste einen drei Seiten langen Brief über Unzulänglichkeiten von Thomas Hollerer. Aus Angst, im Präsidium keine Mehrheit gegen den Generalsekretär zu finden, rührte er aber keinen Finger. Der Brief drang an die Öffentlichkeit, viele Mitarbeiter sind vom Präsidenten enttäuscht.
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