Nach der Partie hatten sich die Österreicher keineswegs euphorisch oder gar abgehoben gezeigt. Vielmehr wollte man die Bremse betätigen, wie etwa Xaver Schlager. „In unserem Land geht es ohnehin viel zu schnell in die eine oder andere Richtung“, spielte er auf Einordnungen sportlicher Erfolge oder Niederlagen an. „Wir haben noch nichts erreicht“, antwortete er jenen, die hören wollten, die Qualifikation für die EM sei nur noch Formsache.
Schlagers Aussage ist professionell. Allerdings sei festgehalten: Österreich wird am Turnier in Deutschland im kommenden Juni teilnehmen, die Frage ist nur, ob man sich als Gruppensieger oder Zweiter dafür empfiehlt. Die einheitliche Zielsetzung: Weiterarbeiten wie bisher und wenn möglich Platz eins holen. Mit diesen Tugenden soll das gelingen:
Ralf Rangnicks Stil passt zu dieser Mannschaft, er ist geprägt von physischer Intensität und einem mutigen Auftritt, sowohl mit dem Ball, als auch gegen den Ball. Verstecken will man sich gegen keinen Gegner mehr. Kapitän David Alaba, der mit einem Selbstverständnis vorangeht, fühlt sich bestätigt. „Ich habe vor Jahren erwähnt, dass wir in einem Prozess gesteckt haben, wo wir uns weiterentwickeln, heute fruchtet das. Wir hatten Erfolg, dann keinen Erfolg, haben uns aus dem Loch gerissen, das macht was mit der Mannschaft.“
Österreichs Spieler betonten zuletzt wiederholt, dass die Klarheit im Vorhaben ihnen die Arbeit und die Umsetzung erleichtert. Wer einen klaren Plan verfolgt, startet mit einem Vorteil. Und dieser mündet wiederum in einem Vertrauen in die eigene Stärke, das man nicht geschenkt bekommen, sondern sich erarbeitet hat. David Alaba: „In so wichtigen Spielen wie in Stockholm nicht zu versagen, sondern im Gegenteil zu zeigen, wer wir sind, ist schon geil.“ Nach Spielen wie diesen ruhen die ÖFB-Kicker noch mehr in sich.
Trainerteam wie Spieler wissen zumeist ihre Leistungen selbst genau einzuschätzen, treten dann warnend auf den Plan, wenn von außen vieles zu rosarot betrachtet wird. „Wir müssen demütig bleiben“, erhob Xaver Schlager nach dem Spiel in Schweden den Zeigefinger. „Wenn wir die restlichen drei Spiele verlieren und die Schweden gewinnen alles, dann haben wir nichts von diesem Sieg.“ So sehr der Leipzig-Legionär mit dem Messer zwischen den Zähnen über den Platz läuft, so nüchtern agiert er vor laufenden Mikrofonen.
Die Auswärtsspiele in Belgien und Schweden brachten eine weitere Tugend des Teams zutage. In schwierigen Phasen blieb Österreich stets ruhig. „Ja, wir sind schon auch abgebrüht“, meinte Stefan Posch. Nur so kann man dann auch gewinnen, obwohl der Gegner in Summe die besseren Torchancen hat. Trotz des Elfmeters für Österreich (Wert: 0,76) hatten die Schweden etwa einen höheren Expected-Goals-Wert (2,0:1,7), der die Klarheit der Chancen ausdrückt und auch mehr Torschüsse an der Zahl (15:12).
Zum wiederholten Mal ist Ralf Rangnick und seinem Trainerteam am Dienstag eine Umstellung während der Partie gelungen. Der Wechsel der anfänglichen 4-2-2-2-Formation auf ein 4-2-3-1 mit Gregoritsch hinter und nicht neben Arnautovic machte die Österreicher im Ballbesitz gefährlicher, etwa direkt vor dem 1:0, als ein Angriff über „Zehner“ Gregoritsch zu einem Eckball führte, aus dem wiederum ein Einwurf am gegnerischen Strafraum und daraus die Führung resultierte. Und die war in dieser Partie die halbe Miete.
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