Als ehemaliger Finanzminister ins Amt gekommen, haftete an Rudolf Edlinger das Image eines Sparefrohs. Die Realität war eine andere. In mehreren Finanzkrisen (wie nach dem plötzlichen Ausstieg von Hauptsponsor Bank Austria) musste der langjährige SPÖ-Politiker sein gesamtes Geschick einsetzen, um Rapid als Spitzenklub erhalten zu können. Dabei scheute der Wiener auch das Risiko nicht. Wenn Edlinger im Hanappi-Stadion in dramatischen Europacup-Nächten auf seinem Ehrenplatz (unweit der Pressetribüne) saß, war am steigenden Zigaretten-Konsum zu erkennen, wie bedeutend ein Aufstieg seiner geliebten Rapid für die Klubfinanzen wäre.
Ein Roter als Grüner
Am Ende ist es sich fast immer irgendwie ausgegangen. Als Rudolf Edlinger 2013 an Michael Krammer übergab, war er mit zwölf Jahren nicht nur Rapid-Chef mit der zweitlängsten Amtsperiode, sondern auch einer der prägendsten.
Neben der finanziellen Rettung des beliebtesten Vereins des Landes wurden unter dem „Präsi“ (wie er nicht nur von seinem Lieblingsspieler Steffen Hofmann genannt wurde) zwei Meistertitel (darunter der bisher letzte 2008), eine Champions-League-Qualifikation, die komplette Überdachung des Stadions sowie ein Trainingszentrum im Happel-Stadion verbucht.
Fans kondolieren
Schwarze Fahnen wurden nach der Nachricht des Ablebens von Rudolf Edlinger vor dem Stadion aufgezogen. Fans pilgerten ins Rapid-Museum, um sich im dort aufgelegten Kondolenzbuch einzutragen. Das Spiel gegen Ried werden die Rapidler mit Trauerflor bestreiten.
Weitere Ehrungen in Gedenken des im 82. Lebensjahr Verstorbenen werden im Verein bereits diskutiert.
Edlinger schaffte es, sowohl von der Polit-Spitze, Mitarbeitern im Verein und kritischen Fans geschätzt zu werden. Als Sozialdemokrat klassischer Prägung glaubte er an das Gute im Menschen und daran, die Umstände in offenen Diskussionen verbessern zu können.
Als es 2011 zum Platzsturm kam, hatte Edlinger Tränen in den Augen. Dennoch setzte der gelernte Schriftsetzer auf ausdauernde Kommunikation mit der Fanszene.
Als erster großer Klub arbeitete Rapid das Vereinsleben in der Nazi-Zeit lückenlos auf und veröffentlichte die Ergebnisse 2011 als Buch.
Rapid war für Rudolf Edlinger mehr als ein Verein, sondern auch eine soziale Verpflichtung. Das 3:0 gegen den WAC am 8. August sollte das letzte Spiel des Ehrenpräsidenten im Stadion sein.
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