Marco Grüll: Der Rapid-Dynamo läuft auch gegen Dinamo Zagreb
Nach 25 Spielen und 16 Wochen seit dem Saisonbeginn werden die europäischen Weichen gestellt. Rapid will in Zagreb die Überraschung vom 2:1 in Hütteldorf gegen Dinamo wiederholen. Gelingt ab 21 Uhr erneut ein Sieg, schaut es gut aus mit dem Aufstieg in die K.-o.-Runde der Europa League.
"Wir wollen um Platz zwei hinter West Ham fighten. Dafür müssen wir früh die Zweikämpfe suchen und wieder mutig und zielstrebig nach vorne spielen", sagt Marco Grüll.
Der linke Flügel ist nicht nur der beste Scorer bei Rapid (elf Tore, sechs Assists), sondern auch der einzige Spieler, der in allen 25 Partien zum Einsatz kam. Wie sich der Spagat zwischen hohen Belastungen und konstant guten Leistungen ausgeht, verrät der Rapid-Dynamo im KURIER-Gespräch.
"Vor der ersten Länderspielpause war es schon sehr viel für mich, weil es ja auch ungewohnt war. Jetzt hab’ ich mit englischen Wochen kaum Probleme." Dafür braucht es das optimale Zusammenspiel zwischen Körper ("Er gewöhnt sich daran") und Geist: "An den Tagen vor Spielen fühle ich mich oft müde. Aber am Spieltag kann ich das ausblenden und brenne wie am ersten Tag auf die Partie."
Unterschiede im Training
Anders als bei Ried ("Man trainiert konstant eine Woche auf ein Spiel hin") bemerkt der 23-Jährige in Hütteldorf extreme Unterschiede beim Trainingsaufbau: "Die Vorbereitung war sehr intensiv, im Winter wird’s wieder so sein. Aber in den vergangenen Wochen haben wir fast nur noch regeneriert."
Eine Einladung, um im Training die Aufmerksamkeit runterzuschrauben? "Nein, ich versuche, meine 100 Prozent jeden Tag zu geben. Aber wir sollen uns nicht komplett auspowern wie in spielfreien Wochen."
Faktor Schlaf
Gerne unterschätzte Faktoren für verschlafene Auftritte sind das Reisen und somit fremde Betten. Der Verein spart bei den Unterkünften nicht, aber es gibt Spieler, die auswärts auch mal schlecht schlafen. Grüll ist pflegeleicht: „Am liebsten schlaf’ ich zu Hause, aber ich komm’ auch in der Fremde auf meine Stunden.“
Lautstarke Unterstützung in der Fremde gibt es heute Abend nicht: Die UEFA hat den Einspruch gegen den gesperrten Rapid-Sektor im Maksimir-Stadion abgelehnt.
Für die bestmögliche Regeneration reisen die Wiener von Zagreb direkt nach Kärnten weiter, um sich noch eine Reise (zum Sonntagspiel beim WAC ) zu ersparen. Und wenn es trotzdem einmal mühsam wird, helfen dem früheren Postler, der nie in einer Akademie war, Erinnerungen an den eigenen Aufstieg: „Mit dem Erfolg geht alles leichter.“
Als Belohnung gab es gegen Dänemark (0:1) das Debüt im Nationalteam.
Der ausgeprägte Drang zur Verbesserung dürfte ein Erfolgsgeheimnis beim früheren Regionalliga-Bomber sein: „Meine elf Tore sind okay, aber ich hätte noch mehr schießen können. Wer zufrieden ist, wird nicht besser.“
Kein Winter-Transfer
Die starke Bilanz des ablösefreien Transfercoups hat natürlich schon internationale Interessenten auf den Plan gerufen. Der Salzburger gibt im KURIER-Gespräch ein Versprechen ab: "Egal, was reinkommt: Ein Transfer im Winter ist für mich ganz sicher kein Thema. Mein Manager ist auch ein persönlicher Freund, mit ihm kann ich solche Dinge ganz offen besprechen."
Und auch über einen Millionen-Deal im Sommer nach einem starken Jahr, wie es bei vielen grünen Vorgängern passiert ist, will der Teamspieler nicht nachdenken: "Das ist alles ganz weit weg. Ich konzentriere mich nur auf Rapid. Da denk’ ich lieber dran, wie wir das Überwintern im Europacup schaffen können. Da hilft ein Sieg in Zagreb am meisten."
Nach einer Pleite müsste sich Rapid wohl auf Tabellenplatz drei konzentrieren, der ja über den Jahreswechsel den Wechsel in die neue Conference League bringt. Dass damit die englischen Wochen bereits Mitte Februar weitergehen würden, nimmt Marco Grüll gerne in Kauf.
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