Wie Jürgen Klopp im Fußball-Imperium von Red Bull die Fäden ziehen wird
Dafür, dass Dietrich Mateschitz ursprünglich mit dem Fußball nichts am Hut haben wollte, ist Red Bull inzwischen ziemlich viel am Ball. Seit dem Einstieg in Salzburg (2005) beackern die Bullen auch dieses Spielfeld.
Über die Jahre ist das Unternehmen aus Fuschl mehr und mehr zu einem der Spielmacher im Weltfußball avanciert. Nicht von ungefähr trägt Jürgen Klopp ab nun offiziell den Titel Head of Global Soccer.
Der Deutsche wird fortan viel im Flieger um die Welt jetten müssen, wenn er immer auf Ballhöhe sein möchte. Das „Red-Ball-Imperium“ erstreckt sich mittlerweile über mehrere Kontinente und umfasst etliche Vereine. Und jedes Jahr werden es mehr. Das neueste Gerücht kommt aus Frankreich. Laut L'Equipe soll Red Bull kurz vor der Übernahme der Mehrheitsanteile am Zweitligisten Paris FC stehen.
Start in Salzburg
Red Bull übernahm 2005 Austria Salzburg und änderte Namen und Vereinsfarben
Weltweiter Fußball
2006 folgte die Übernahme der MetroStars – heute Red Bull New York. Seit 2007 ist man in São Paulo mit Red Bull Brasil tätig, seit 2020 zudem mit Red Bull Bragantino in der brasilianischen ersten Liga vertreten.
RB Leipzig – das aufgrund der DFL-Regeln den Firmennamen nicht im Titel tragen darf – startete 2009 mit der Spielberechtigung des Viertligisten SV Markranstädt.
Seit 2012 ist der USK Anif in Red-Bull-Händen, heißt jetzt FC Liefering. 2024 kam der Japan-Drittligist Omiya Ardija dazu
Nachfolger von Rangnick
Der 57-jährige Deutsche ist nicht der Erste, der bei Red Bull die Position des Weltfußballchefs bekleidet. Der Franzose Gerard Houllier, der als Trainer wie Klopp mit dem FC Liverpool Erfolge feierte, wurde 2012 als Head of Global Soccer installiert. Von 2014 bis 2017 kümmerte sich Oliver Mintzlaff, der heutige Geschäftsführer von Red Bull, um die weltweiten Fußballagenden, auch Ralf Rangnick hatte nach seiner Zeit als Cheftrainer in Leipzig und vor seiner Tätigkeit beim ÖFB für eineinhalb Jahre die Verantwortung über.
Mit Klopp kommt nun ein Charismatiker und Erfolgsgarant, der dem Red-Bull-Fußball auch als Testimonial und Werbeträger gut zu Gesicht steht. Es ist kein Geheimnis, dass die Klubs, die im Namen der Dose ins Leben gerufen wurden, von Traditionalisten unter den Fußballfans regelrecht angefeindet werden. In dieser Hinsicht könnte der allseits beliebte Deutsche ein perfekter Schachzug sein.
Keine Kritik an Red Bull
Jürgen Klopp jedenfalls machte nie als Kritiker des Systems Red Bull von sich reden. „Ich weiß, wie sehr die Idee RB bei Traditionalisten im Fußball in der Kritik steht – und ich bin auch einer“, sagte er im Juli 2022. Leipzig habe aber – wie oft behauptet – keinen „Traditionsverein weggenommen“. Man sei vielmehr „einen neuen Weg“ gegangen.
Der 57-Jährige zählt zu jenen Trainern, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten den europäischen Klubfußball geprägt haben. „Nach fast 25 Jahren an der Seitenlinie könnte ich nicht aufgeregter sein, mich an einem Projekt wie diesem zu beteiligen“, wurde Klopp in einer Aussendung zitiert.
Offiziell tritt der Deutsche erst mit 1. Jänner 2025 in Erscheinung, tatsächlich dürfte er aber schon seit Sommer im Hintergrund die Fäden ziehen. Dass sein langjähriger Co-Trainer bei Liverpool, Pepijn Lijnders, überraschend zum Salzburg-Coach bestellt wurde, erscheint nun in einem anderen Licht. Wahrscheinlich ist es auch kein Zufall, dass die Bullen die Katze just zu dem Zeitpunkt aus dem Sack lassen, als das hauseigene Salzburger Fußballteam nach der jüngsten Pannenserie in heftige Kritik geriet.
Das Fußball-Imperium
Innerhalb der Fußballfamilie erwächst den Salzburgern mittlerweile immer größere internationale Konkurrenz. Erst im Sommer übernahm Red Bull den japanischen Drittligisten Omiya Ardija in Saitama und sprach von einer Erweiterung in einer „strategisch wichtigen Region“. Ebenfalls im Sommer erwarb man Anteile am englischen Traditionsverein Leeds United. Mit dem dreifachen englischen Meister, der aktuell in der 2. Liga spielt, will der Konzern langfristig in der Premier League durchstarten.
Auch ein italienischer Kultklub ist mittlerweile im Portfolio. Der AC Torino, dessen Vereinswappen treffenderweise ein Stier (il Toro) ziert, wird seit wenigen Wochen ebenfalls von Red Bull finanziell unterstützt. Es wird zu erwarten sein, dass Talente der verschiedenen Klubs bei anderen Teilen der „Familie“ auftauchen.
Klopp ist jedenfalls begeistert von der Vielfalt seiner Aufgaben. „Ich sehe meine Rolle in erster Linie als Mentor für die Trainer und das Management der Red-Bull-Klubs, aber letztendlich bin ich Teil einer Organisation, die einzigartig, innovativ und zukunftsorientiert ist.“
Ausstieg Richtung DFB?
Vorgänger Rangnick hat die Bestellung, die am Mittwoch publik gemacht wurde, „nicht mehr besonders überrascht“. Er sei gespannt, „wie Klopp diese Rolle ausfüllen wird“, sagte er am Rande des ÖFB-Teamcamps. Er sei damals oft in Brasilien, in den USA und Leipzig gewesen. Eineinhalb Jahre hatte Rangnick das Amt inne.
Ähnlich lang könnte die Amtszeit von Jürgen Klopp werden. Denn da wäre ja noch die kolportierte Ausstiegsklausel im Sinne des DFB. Julian Nagelsmanns Vertrag als Bundestrainer läuft bis nach der WM 2026. Vieles deutet darauf hin, dass danach mit Klopp ein langersehnter Wunschtrainer zum DFB-Team stößt.
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